@Yuriko
Wenn du zurückdenkst, hättest du wirklich rein gar nichts ändern können? Ich meine, 3 Jahre lang.
Theoretisch gesehen, hätte ich meiner besten Freundin, die mich um 1000 Euro betrogen hatte, verzeihen können und weiter machen, wie bisher. Problem war nur, dass sie den Kontakt zu mir vollständig abgebrochen hatte, als ich sie auf die Sache angesprochen hatte. Ich hätte mich auch mit der Arbeitslosigkeit anfreunden können, die mir und meinen Kollegen in unserem befristeten Arbeitsverhältnis mehrmals täglich auf ekelhafteste Weise unter die Nase gerieben wurde und man uns regelrecht als Versager darstellten. Zukunftsängste wurden durch unseren Arbeitgeber geschürt, was trotz mehrmaligem Hinweis einfach nicht aufhörte. Ich hätte sicherlich auch meine Großmutter nicht bei ihrem Sterbeprozess begleiten müssen. Aber ich empfand es als meine Pflicht sie so oft zu besuchen, bis es vorbei war. Der schwerste Weg war der, an dem uns die Ärztin morgens schon ins Krankenhaus bat und uns erklärte, dass sie anfing wieder Lebenswillen zu zeigen. Aber der Sterbeprozess war zu weit vorangeschritten, als dass es einen Rückweg geben sollte. So wurde es uns erzählt und wir sollten ihr Mut zusprechen loszulassen und sie zu beruhigen. Wir waren zwiegespalten, weil wir sie nicht gehen lassen wollten und erstrecht nicht in diesem Zustand sehen wollten. Auf der anderen Seite wussten wir, dass sie uns ewig vorhalten würde, wenn wir sie zurück ins Leben holen, weil ihr größter Wunsch der Tod war. Also sprachen wir ihr den Mut zu weiter zu gehen, egal wie hart es für uns war. Das hat mich besonders belastet.
Schließlich stellte sechs Monate später mein Arzt bei mir eine Diagnose und machte mir keine große Hoffnung auf eigene Faust gesund zu werden. Stattdessen sollte ich mich zwischen einen von zwei Eingriffen entscheiden. Andernfalls würde ich vermutlich in wenigen Monaten draufgehen, weil mein Herz so doll angegriffen wurde. Ich entschied mich dennoch gegen die Eingriffe, gegen die Medikamente und begann zu kämpfen. Der Kampf war hart und ich hätte so oft am Liebsten aufgegeben um es endlich hinter mir zu haben. Aber tief in mir meldete sich immer wieder eine Stimme, die mir den Mut zusprach weiter zu machen und durchzuhalten. Schließlich schaffte ich es mich selbst zu heilen und musste sogar feststellen, dass ich selbst die Ursache war. Ich hatte die Ereignisse zuvor viel zu sehr an mich herankommen lassen und habe die Symptome viel zu lange ignoriert.
Aber ich habe es geschafft und habe dadurch die Augen geöffnet bekommen und verstanden wie der menschliche Körper funktioniert und sich selbst heilen kann. Seitdem habe ich schon mehreren Menschen in meinem Umfeld, denen ALS, MS und auch Krebs diagnostiziert wurde, geholfen die Krankheiten zu verstehen und selbst zu heilen.
Ich fand einen super Job, in dem ich absolut glücklich bin. Ok, das schreibe ich nicht dem Schicksal zu, das war mein Können. Es war auch meine Kraft, die mich gesund machte. Das sind zwei Dinge, die ich nicht dem Schicksal gönne. Aber die Kollegin, mit der ich in dem Doppelbüro saß wechselte und ich bekam einen neuen Kollegen ins Büro gesetzt. Ich hätte mir damals lieber jemand anders gewünscht als jemanden, den ich ganz neu einarbeiten musste und bis dahin die doppelte Arbeit schaffen musste. Aber als ich erfuhr, dass sein Vater schwer krank sein soll, habe ich mich vorsichtig herangetastet und ihm Tipps gegeben, von dem was ich weiß, wie sein Vater gesund werden kann. Es stellte sich heraus, dass er ähnlich dachte wie ich, nur bisher noch kaum Ahnung von dem menschlichen Körper hatte. Der Heilungsweg ist lang, aber er befindet sich derzeit auf dem Weg der Genesung und die Ärzte verstehen nicht, woher diese Besserung kommt. So hatten wir erst erfahren, dass wir auf der gleichen Wellenlänge liegen. Mittlerweile sind wir zusammen und ergänzen uns hervorragend.
Ohne all diese Geschehnisse vor drei Jahren, wäre ich niemals krank geworden. Ich hätte aufgeben können, was so viel einfacher gewesen wäre, aber diese Stimme tief in mir ließ mich einfach nicht aufgeben. Ohne diese Motivation hätte ich niemals angefangen nach einem Ausweg zu suchen. Ich hätte mich selbst nie informiert und das ganze Wissen, das ich heute habe, hätte ich auch nie gewonnen. Hätte mein Kollege nicht in meinem Büro gesessen, hätten wir vermutlich nicht viel miteinander gesprochen. Hätte er nicht erzählt, dass sein Vater so krank ist, hätten wir vermutlich nicht mal erfahren, dass wir auf der gleichen Wellenlänge liegen und es wäre vermutlich nie mehr als eine Arbeitsbekanntschaft geworden. Mal davon abgesehen, dass sich der Gesundheitszustand seines Vaters drastisch verbessert hat.
Ist das alles noch Zufall?