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Angel Beats! Infinite

SyNth

Otaku Experte
24 Aug. 2013
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Ich melde mich seit langer Zeit mal zurück hier im Forum und zwar auch gleich mit einem eigenen, kleinen Projekt.

Seit geraumer Zeit schreibe ich jetzt schon an einer Art Fanfiction/Fortsetzung zum Anime Angel Beats. Das ist mein erster Versuch dieser Art aber ich hab den Teil den ich bis jetzt geschrieben habe ein paar Bekannten geschickt und die fanden es recht gut, also dachte ich mir, dass ich meinen Versuch ja auch mal einem etwas größeren Publikum zeigen kann.
Falls es einigermaßen gut ankommt werde ich versuchen regelmäßig Stoff nachzuliefern, kann allerdings nichts versprechen.

Ich würde mich über positive und sogar negative Kritik (gerade negative weil da weiß ich ja was ich besser machen kann) euerseits freuen. Rechtschreib- und Interpunktionsfehler dürfen und sollen in diesem Fall auch nicht einfach behalten werden, sondern können mir auch gerne mitgeteilt werden. :p

Ansonsten wünsch ich noch viel Spaß beim lesen. (:



Prolog!


Es war der letzte Abend vor dem Beginn des neuen Schuljahres. Ich lag wach in meinem Bett. Draußen trommelten im monotonen Rhythmus die Regentropfen gegen mein Fenster,
ein beruhigendes und einschläferndes Geräusch. Ein kurzer Seitenblick auf den Wecker verriet mir, dass es bereits 23:23 Uhr war. Unruhig begann ich hin und her zu rutschen.
An Schlaf war für mich im Moment nicht zu denken, es schwirrten mir einfach noch zu viele Gedanken im Kopf herum.: Morgen ist es also soweit. „Der Wendepunkt in unseren Leben“, wie unserer alter Klassenlehrer zu sagen pflegte. Es ist wohl eine weit verbreitete Eigenart mancher Menschen bei solchen Dingen maßlos zu Übertreiben, besonders bei solchen wie ihn, die bereits für ihre ewigen Predigten bekannt sind. Trotz dieser Eigenart war er uns doch immer ein guter und geduldiger Lehrer gewesen. Eigentlich war es eine tolle Zeit, an die ich mich später sicherlich gerne zurück erinnern werde. Morgen schon gehört jedoch all das der Vergangenheit an; eine neue Schule, neue Lehrer, neue Mitschüler, ein neues Leben wie unserer Klassenlehrer zu sagen pflegte? Nein, ganz sicher nicht. Außerdem sind da ja noch Hinata- und Oyama-Kun,
Meine zwei besten Freunde aus der Mittelschule. Seltsam, irgendwie habe ich das Gefühl beide schon seit einer Ewigkeit zu kennen, obwohl es erst 5 Jahre her ist, dass ich ihnen das erste mal begegnete. Vermutlich wird sich an meinen Leben nicht viel ändern, schließlich bin ich wohl das, was gemeinhin als Durchschnittsschüler bezeichnet würde, jemand der es perfekt darauf versteht unter den anderen Schülern nicht sonderlich hervorzustechen. Zumindest mag es jedem auf den ersten Blick so erscheinen. Tatsächlich gibt es da diese eine Sache, die mich bereits seit meiner Kindheit verfolgt. Von Zeit zu Zeit habe ich einen dieser seltsamen Anfälle, bei denen ich urplötzlich unter starken Kopfschmerzen zusammenbreche. Ich hatte bereits alle möglichen Arten von Tests durchlaufen müssen, jedoch alle mit dem selben Ergebnis. Mir fehlte schlicht und einfach nichts. Die Ärzte waren ratlos. Was jedoch niemand weiß; kurz bevor ich das Bewusstsein verliere erscheinen diese seltsamen Bilder vor meinem geistigen Auge: Ich sehe Menschen, Dinge, Orte, die ich nie gekannt habe und mir doch seltsam vertraut sind. So sehr ich es auch versuche, so kann ich mich danach jedoch nie an die Einzelheiten erinnern.
Es ist gut das niemand davon weiß. Wem sollte ich es auch erzählen? Man würde mich doch sofort für verrückt halten. Nein, das behalte ich lieber für mich. Ob es wohl so etwas wie eine besonders und heftige Form eines Deja-vu's handelt?
Wie dem auch sei ich sollte mir jetzt keine Gedanken darüber machen, schließlich hilft mir das jetzt auch nicht weiter. Ich sollte lieber endlich schlafen, immerhin wird Morgen ein anstrengender Tag und ich würde mich später selbst sicher für jede Minute fehlender Schlaf verfluchen. Mit diesem Gedanken schloss ich die Augen und drehte mich herum. Kurze Zeit später entfalte das monotone, beruhigende Prasseln des Regens schließlich seine Wirkung und ich glitt langsam hinüber in das Reich der Träume.​



Kapitel 1!


Schweißgebadet schrak ich aus meinen Bett auf. *piep piep* Es dauerte einen kurzen Moment bis meine Gedanken sich so weit geklärt hatten, dass ich mich erinnern konnte wo ich war und was mich plötzlich so unsanft aus meinen Traum geweckt hatte. Traum? Stimmt ich hatte geträumt, jedoch konnte ich mich so sehr ich es auch versuchte nicht daran erinnern was. Einzig ein unbehagliches Gefühl war mir wie ein schlechter Nachgeschmack auf der Zunge geblieben, was mich ahnen lies, dass es wohl kein Traum der angenehmen Sorte gewesen sein musste. Langsam die Orientierung zurück gewinnend, schlug ich die Bettdecke beiseite und blinzelte verschlafen in die Richtung, aus der noch immer dieses nervige piep-Geräusch zu kommen schien. Mein Blick viel auf den Wecker. Die Digitalanzeige verriet mir,
dass es 5:32 Uhr war. An das frühe Aufstehen würde ich mich wohl noch gewöhnen müssen. Entnervt hieb ich mit meiner rechten Hand auf den Ausschalter und erhob mich ächzend aus dem Bett. Nein daran werde ich mich wohl nie gewöhnen können, berichtigte ich in Gedanken meine Aussage von eben. Noch immer schlaftrunken stolperte ich durch mein dunkles Zimmer in Richtung des Lichtschalters... "Au, verdammt." ...und stieß ich mir dabei prompt meinen großen Zeh. Verdammt was für ein super Start in den ersten Schultag. Nach ein paar Sekunden des Suchens und etlichen weiteren Verwünschungen, ertastete ich schließlich den Lichtschalter und betätigte ihn. Vom plötzlichen Licht geblendet stolperte ich weiter zu meinem Kleiderschrank und stieß mir dabei, wie sollte es auch anders sein, auch noch meine andere Fußzehe. Weitere Flüche unterdrückend, öffnete ich den Schrank und kramte meine neue Schuluniform hervor und begann sie mir kurzerhand überzustreifen.
Der Stoff fühlte sich ungewohnt an und mich überkam beim Tragen ein leichtes Unbehagen. Dieses Gefühl würde sich jedoch sicherlich bald gelegt haben, wenn ich sie erst einmal eingetragen hatte. Fertig angezogen verließ ich mein Zimmer und ging die Treppe hinunter in die Küche, wo mich meine Mutter bereits lächelnd mit einen "Guten Morgen Otonashi, ich hab heute Extra dein Lieblings-frühstück gemacht." erwartete. Offenbar war sie auch einer der Menschen, die diesen Tag tatsächlich für etwas besonderes hielten. Aber was beschwere ich mich eigentlich? Dass sie mir mein Lieblings-frühstück gemacht hatte war schließlich das Erste wirklich Gute, was mir heute passiert ist. So zwang ich mich zu einem gekünstelten Lächeln und nuschelte halb schlaftrunken ein "Guten Morgen Mum" hervor. Nachdem ich gründlich gegessen hatte ging ich ins Bad, um mich für die Schule fertig zu machen.
Punkt 6:00 Uhr trat ich schließlich aus der Haustür. Glücklicherweise hatte es in der Nacht aufgehört zu regnen, sodass mich prompt die ersten Strahlen der eben aufgegangenen Frühlingssonne begrüßten. Heute würde ein schöner Tag werden. Wenigstens etwas.Meine neue Schule lag ein ganzes Stück außerhalb, weswegen Oyama, Hinata und ich die einzigen Schüler von meiner alten Schule waren, die sich diese Schule ausgesucht hatten. Um zur Schule zu kommen würde ich als Erstes zur Straßenbahnhaltestelle laufen müssen, wo ich mit den anderen beiden verabredet hatte, danach noch ein mal umsteigen und ein kleines Stück zu Fuß laufen. Alles im Allem ein Schulweg von reichlich einer Stunde.

Langsam begann ich die Anderen ehemaligen zu verstehen, die sich lieber eine nähere Oberschule ausgesucht hatten. Verdammt, hätte ich mich doch bloß nicht von Hinata überreden lassen!
Sei's drum, nun ist es leider zu spät.
Als ich die Straße hinunter in Richtung Haltestelle lief und die frische Frühlingsluft mit kräftigen Zügen in mich aufsog, begann sich meine Laune zusehends zu bessern. Eine vorfreudige Spannung begann von mir Besitz zu ergreifen und plötzlich waren da tausend Fragen, welche ich vorher in meiner morgendlichen Missmut verdrängt hatte: Wie werden meine neuen Klassenkameraden sein? Wie sind die Lehrer drauf? Werde ich schnell viele neue Freunde finden? Komme ich in die gleiche Klasse wie Hinata und Oyama? Um einige der Wichtigsten zu nennen.Während ich mich, so in Gedanken, der Haltestelle näherte, bemerkte ich gar nicht, wie Hinata bereits seit einiger Zeit schräg hinter mir lief, bis er mich anstupste und sagte: "Hey Otonashi. Denkst du etwa schon an die hübschen Mädchen, die uns heute in der Schule erwarten, dass du so in Gedanken versunken bist, dass du mich nach sage und schreibe 3 Minuten noch nicht einmal bemerkst?" Schnell rettete ich mich in ein verlegenes Lächeln. "Tut mir leid, ich war wohl wirklich etwas in Gedanken gerade." "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, es sei denn du fühlst dich schuldig weil ich dich auf frischer Tat ertappt habe." " Nein nein, kein Grund für mich, mich ertappt zu fühlen." "Komisch, du magst wohl Mädchen nicht sonderlich?" "Doch, auf jeden Fall! Ich hab bloß eben über wichtigere Dinge nachgedacht." "Es gibt wichtigere Dinge?" Aus dem anfänglich verlegenen Lächeln wurde nun ein breites Grinsen. Es war ganz wie damals in der Mittelschule. Von wegen neues Leben. Hah! So wie es aussah konnte ich mich wohl eher auf eine gute Fortsetzung des Alten freuen.
Als wir an der Haltestelle ankamen wartete Oyama bereits auf uns. Auch er schien sich nicht großartig verändert zu haben. Wenn man nicht wüsste, dass er in unserem Alter währe, würde man ihn wahrscheinlich ohne weiteres für 1-2 Jahre jünger halten. Zu seinem schmächtigen Äußeren passend machte er auch stets einen relativ ängstlichen und un selbstbewussten Eindruck. Im Ernstfall konnte man sich allerdings ohne Weiteres auf ihn verlassen.
Nachdem wir ihn schließlich begrüßt hatten, redeten wir dann den ganzen restlichen Schulweg über dies und das; wie wir unseren Ferien verbracht hatten, was für Erwartungen wir an den heutigen Tag stellten, was es für Neuigkeiten bei uns gibt und vieles mehr. Solche Dinge eben, über die sich Freunde so unterhalten, wenn sie sich eine Weile nicht gesehen hatten. So schien die Zeit wie im Flug zu vergehen, und ehe wir uns versahen standen wir vor dem großen Eingangstor der Schule. Kisaragi-Highschool prangerte in großen, eisernen Lettern darüber. Das Schulgebäude selbst hatte gewaltige Ausmaße, trotz seiner erdrückenden Größe machte es jedoch einen sehr offenen und modernen Eindruck. Das Schulgelände enthielt, abgesehen von dem üblichen Schulhof eine eigene Sporthalle, einen Sportplatz, eine Schwimmhalle und noch viele weitere Nebengebäude, deren Funktion sich mir auf den ersten Blick nicht zu erschließen schienen. Langsam begann ich zu begreifen, warum diese Schule in der Umgebung einen so guten Ruf genoss und warum Hinata unbedingt hier hin wollte.
Von überall her strömten nun immer mehr Schüler durch das gewaltige Eingangstor.
"Kommt lass uns gehen, bevor jemand hier über uns drei, mit offenen Mund in die Gegend starrenden Jungs, stolpert und uns noch für zurückgeblieben hält.", sagte Hinata in seiner für ihn typischen, scherzhaften Art "Ohh....ja natürlich.", pflichtete Oyama bei. Wir rissen uns also von dem Blick auf das Schulgelände los und setzten uns ebenfalls in Bewegung.

In der Mitteilung die wir alle per Post gesendet bekommen hatten hieß es, dass alle neue Schüler sich 7:30 Uhr in der Halle zur Eröffnungsrede einzufinden hatten. Dort würde uns dann unter anderem unsere Klassen und die dazugehörigen Klassenräume mitgeteilt.
Als wir uns grade auf den Weg dort hin machten und uns dabei einen Weg durch die Schülermassen bahnten, wurde ich unversehens von einem scheinbar ziemlich mies gelaunten Typ angerempelt, den ich in der Menge wohl übersehen hatte. Erschrocken blickte ich auf und für einen kurzen Moment war da wieder dieses Gefühl, dass mich schon seit meiner frühsten Kindheit zu verfolgen schien. Ein heftiger stechender Schmerz durchzuckte meinen Geist und für einen Augenblick sah ich Bilder vor meinem geistigen Auge, völlig zusammenhangslos und unverständlich, wie die Erinnerungen eines Wahnsinnigen. Für eine Sekunde steigerte sich der Schmerz ins unerträgliche, dann war es plötzlich genauso schnell wieder vorbei wie es gekommen ist. Die normalen Umgebungsgeräusche drangen wieder ungehindert zu mir durch. "Was starrst du so?! Geh mir endlich aus dem Weg! Oder suchst du etwa Streit?" Verwirrt blinzelte ich ihn an. "Beruhig dich mal! Was läuft denn mit dir verkehrt, dass du deine Mitschüler erst an rempelst und dann auch noch gleich blöd angehst? Pass besser erstmal auf wo du hin läufst!", versuchte Hinata mir zur Hilfe zu eilen.
An einem kurzen Seitenblick in Oyamas Gesicht konnte man deutlich erkennen wie unangenehm ihm diese Situation war. Nervös trat er von dem einen Fuß auf den anderen, während dieser fremde Typ hingegen regelrecht vor Wut zu kochen schien. Bevor die Situation jedoch eskalieren konnte, sagte Oyama mit zittriger Stimme: "Leute lasst uns besser gehen, sonnst kommen wir noch zu spät zur Eröffnungsveranstaltung." "Du hast Recht. Gehen wir.", presste ich gezwungen ruhig hervor. Wir machten kehrt und ließen diesen streitsüchtigen Typ schlicht und einfach stehen, während wir uns beeilten nicht zu spät zu kommen.
Wir waren beinahe die Letzten, die die Halle betraten. Fast alle Stühle waren bereits besetzt und in der Luft hing ein all umfassendes, erwartungsvolles Murmeln, dass durch das Tuscheln und Flüstern der Massen an hier versammelten Schülern zustande kam. Wir nahmen in einer der letzten Reihen Platz, in der noch ein paar freie Plätze waren. Kaum dass wir uns gesetzt hatten, betrat ein etwa Mitte 40 jähriger Mann, in einem etwas altmodisch aber nichts desto trotz sicherlich teuren Anzug, die Bühne. Als er sich zu räuspern begann, verstummten die Massen im Saal. Dieser Mann stellte sich als Direktor der Schule vor und begann im Folgenden eine dieser üblichen Eröffnungsreden zu halten. Nicht besonders spannend wenn ihr mich fragt, also begann ich schon bald damit abzuschweifen. Nach der Rede des Direktors wurden den Neuen die anderen Lehrer vorgestellt und nach etlichen weiterem Gerede wurde schließlich endlich die Klassenaufteilung der Schüler bekannt gegeben.
Hinata und ich hatten beide Glück und wurden der Klasse 1-3 zugeordnet. Ausgerechnet der sonnst schon so schüchtern wirkende Oyama hatte hingegen das Pech ganz allein der Klasse
1-1 zugeordnet zu werden. "Oh man, Kopf hoch Oyama! Das schaffst du, immerhin sehen wir uns dann doch hoffentlich in der Mittagspause.", versuchten wir ihn so weit es in unserer Macht stand aufzumuntern. "Hmm... Okay, ich werd das schon schaffen denke ich..." "Na klar schaffst du das! Aber wir müssen dann los, zu unseren Klassenzimmern, schließlich wollen wir nicht schon am ersten Tag gleich zu spät kommen." "Wir sehen uns dann in der Mittagspause. Vielleicht freundest du dich ja auch gleich mit einem hübschen Mädchen an und bringst es mit.", fügte Hinata scherzend hinzu. "Bis dann." "Okay... Bis später." Trotz seiner Bemühungen uns zu versichern, dass alles in Ordnung für ihn war, machte er doch einen sichtlich bedrückten Eindruck und lies merklich den Kopf hängen.

"Armer Oyama. Naja vielleicht findet er ja jetzt, wo er ins kalte Wasser springen muss, wirklich schnell neue Freunde." "Ja du hast wohl Recht Otonashi, der kleine lässt sich sicherlich nicht so schnell unterkriegen. *seufz* Lass uns besser gehen, sonnst kommen wir wirklich noch zu spät." So machten wir uns also auf den Weg zu unseren Klassenzimmer.
Raum 206, 2. Stockwerk, linker Flügel, bei Herr Asano, hieß es bei der Bekanntgabe.
Wir fanden den Raum relativ schnell und ohne Probleme. Drinnen angekommen bezogen wir beide sogleich einen Sitzplatz an der Fensterseite des Raums.
Einen Moment darauf erlebten wir eine schlechte Überraschung: Der Typ von meinem morgendlichen Zusammenstoß betrat den Raum. "Wie dieser Idiot ist auch in unserer Klasse? Das kann ja nur toll werden...", beschwerte sich Hinata. "Ohman, denn hatte ich schon wieder ganz vergessen. Ich hoffe der macht uns nicht noch Probleme.", fügte ich bekräftigend hinzu. Nachdem auch die Allerletzten eingetroffen waren und die Klingel das Beginnen der Stunde ankündigte, begann das übliche Prozedere. Zuerst stellte sich unser Klassenlehrer vor, danach waren die Schüler dran sich vorzustellen. Eine Weile lauschte ich gelangweilt denn immer gleichen und eintönigen Vorstellungen. Dabei fand ich heraus, dass der Kerl mit dem wir vorher Streit hatten Noda hieß und wie erwartet wohl nicht ganz der hellste war. Als nächstes war ein Kerl namens Takamatsu an der Reihe, ein relativ großer Typ mit dunklen Haaren und Brille.
Als er nach vorne trat begann sich schon wieder dieses seltsame Gefühl in mir zu regen, jedoch hatte ich mich in diesmal weit genug unter Kontrolle, mir nichts anmerken zu lassen. Anfangs dachte ich noch, dass es eine ebenso langweile Vorstellung, wie die vorherigen, werden würde, doch dann passierte etwas, mit dem wohl keiner gerechnet hätte. Als er vorne angekommen war riss er sich urplötzlich die Kleidung vom Oberkörper. Darunter kamen gut trainierte Muskeln zum Vorschein, die man ihm auf den ersten Blick überhaupt nicht zugetraut hätte. Das Ganze kommentierte er mit den Worten: "Meine stahlharten Muskeln sind wie gemacht dafür mich vorzustellen." Sollte das ein verdammter Scherz sein!? Genau der selbe Ausdruck lies sich in diesem Moment ebenfalls auf den Gesichtern aller Anderen ablesen.
Dann fingen die meisten an schallend zu lachen, während unser Klassenlehrer hingegen missbilligend die Brauen nach oben zog und sagte: "Takamatsu würde es dir etwas ausmachen dein Oberteil wieder anzuziehen und es auch für den Rest des Unterrichts anzubehalten?" "Oh...äh...ja, natürlich. Tut mir leid Herr Asano."Der Rest der Vorstellung verlief ohne weitere Zwischenfälle, sodass Herr Asano am Ende sagte: "Nun gut lasst uns fortfahren. Otonashi Yuzura du bist der Nächste!" Rückblickend betrachtet hätte ich mich vielleicht nicht so über die ganzen langweiligen Vorstellungen auslassen sollen, schließlich war meine wohl auch nicht viel besser. Aber was hätte ich den auch anders machen sollen? Mir ebenfalls die Kleider vom Leib reisen? Nein, ganz sicher nicht! Ein Lächeln spielte sich auf meinen Lippen, als ich so darüber nachdachte. Oh man auf was für einer Schule bin ich hier bloß gelandet? Erst dieser Zusammenstoß am Morgen und jetzt das. Ich hoffe hier gibt es zur Abwechslung auch noch ein paar geistig normale Menschen.
Der Rest des Vormittages verlief ohne großartige Ereignisse; wir wurden belehrt, bekamen unsere Stundenpläne, als erste richtige Stunde Englisch, danach Mathe und in den Pausen dazwischen unterhielt ich mich ein wenig mit Hinata. Als in Mathe dann endlich das lange ersehnte Klingeln zur Mittagspause ertönte, machten Hinata und ich uns sofort auf den Weg in die Cafeteria, wo wir uns zuvor mit Oyama verabredet hatten.

Zufälligerweise lief uns dieser jedoch bereits im Gang über den Weg. Also gingen wir alle drei zusammen den Weg in die Cafeteria. Dabei liefen uns plötzlich zwei Mädchen über den Weg als wir gerade um eine Ecke bogen. Das eine dunkelhaarig und auch im Allgemeinen etwas düster ausschauend, das andere mit violetten Haaren und grünen Augen. Hinata blieb so plötzlich stehen, dass wir ihn fast um gerempelt hätten und sagte: "Hey Moment mal. Dich kenn ich doch. Du bist doch Yurippe wenn ich mich nicht täusche? Ich bin's Hinata, weißt du noch wir gingen zusammen in die gleiche Klasse in der Grundschule. Ich wusste gar nicht das du auch hier auf die Schule gehst." Die Worte waren offenbar an das violett-haarige Mädchen gerichtet, denn diese blieb ebenfalls stehen und antwortete "Du hast Recht aber ich hab dir doch schon damals immer gesagt, dass du mich nicht Yurippe nennen sollst. Ich heiße Yuri! Das hier neben mir ist Shiina." Das dunkelhaarige Mädchen, verschränkte die Arme vor der Brust und kommentierte das Ganze mit einem "Das ist doch idiotisch.". "Oh tut mir leid, beachtet sie nicht weiter, sie sagt das nicht aus Unhöflichkeit, dass ist einfach nur ihre übliche Art.", fügte Yurippe erklärend hinzu. "Schon in Ordnung. Ich muss gestehen du siehst verdammt gut aus im Vergleich zu damals." "Und du bist immer noch der gleiche Idiot wie früher. Wie währe es, wenn du uns erstmal deine Freunde vorstellen würdest?" "Achja, total vergessen. Der kleine, nervöse Kerl hier heißt Oyama und der, der hier neben mir steht ist Otonashi." Oyama streckte zögerlich seine Hand aus und murmelte, ängstlich wie immer, ein "Schön dich kennen zu lernen." Sie ergriff seine Hand ohne große Umschweife und begann sie zu schütteln. Als nächstes war ich an der Reihe. Zum 3. Mal heute begann sich dieses schreckliche Gefühl in meinen Kopf zu schleichen. Jetzt bloß nichts anmerken lassen!
Ich streckte ebenfalls meine Hand aus. In dem Moment, als mich ihre Finger berührten wünschte ich mir jedoch ich hätte es nicht getan. Der Schmerz in meinem Kopf explodierte, mein Blickfeld begann sich zu verengen, die Farben begannen sich vor meinen Augen zu vermischen und wild durcheinander zu wirbeln. Es war schlimmer als die zwei Male bevor, viel schlimmer, stellte ich mit steigendem Entsetzen fest. Das war der letzte klare Gedanke den ich fassen konnte, denn dann kamen die Bilder, nicht mehr einzeln und zögerlich wie zuvor, sondern von schmerzhafter Intensität und alle auf einmal. Wie eine starke Flutwelle überschwemmten sie meinen Geist und spülten mein Bewusstsein einfach hinfort als währe es nichts weiter als ein winziges Stück Holz. Mein Kopf schien kurz davor einfach zu zerspringen. In dem Moment als ich fürchtete ein für alle mal und unwiederbringlich den Verstand zu verlieren, begann sich endlich die betäubende Schwärze der Ohnmacht einzustellen. Die Bilder begannen langsam ab zu ebben. Die Kopfschmerzen begannen nachzulassen. Langsam begann ich zu Boden zu sinken und schlussendlich hatte mich die Schwärze komplett eingehüllt.
Ich verlor das Bewusstsein.



Kapitel 2!


Von weit entfernt drangen gedämpfte Laute an mein Bewusstsein.
Es war komplett finster um mich herum. In einem Anflug von Panik fragte ich mich wo ich war und warum es hier verdammt nochmal so dunkel ist, bis ich realisierte, dass ich lediglich meine Augen geschlossen hatte. Ich öffnete sie. Das Licht blendete mich für einen Moment, weshalb ich nichts weiter als Schemen erkennen konnte, die über mich gebeugt waren. Ich musste offenbar auf dem Boden liegen. Verwirrt versuchte ich meine Benommenheit hinweg zu blinzeln. "Wieso zum Teufel liege ich auf den Boden?", schoss es mir durch den Kopf. Langsam klärte sich mein Blick und nach einem kurzen Moment begann sich mein Gehörsinn ebenfalls zu normalisieren. Aus den weit entfernten, gedämpften Lauten wurden besorgten menschliche Stimmen.
"Otonashi alles in Ordnung mit dir?" "Wir sollten ihn ihn in die Krankenstation bringen."
Ein heftiger Schmerz pochte in meinem Kopf und ich hatte einen extrem fauligen Geschmack auf der Zunge.
Ein Stöhnen entrann sich meiner Kehle. "Verdammt was ist passiert? Wo bin ich?", krächzte ich hervor.
"Gott sei dank, du wachst endlich auf. Ich dachte schon du willst noch den ganzen Tag verschlafen.", sagte Hinata in sein üblichen scherzhaften Art, doch gelang es ihm in diesem Falle nicht besonders gut den besorgten Unterton in seiner Stimme zu verbergen.
Langsam kehrten die Erinnerungen an das Geschehene zurück. Ich war im Flur vor der Cafetaria. Stimmt wir waren gerade auf dem Weg dorthin, um mit Ooyama zusammen Mittag zu essen, jedoch trafen wir Unterwegs auf eine alte Schulkameradin von Hinata.
Wir wurden einander vorgestellt und dann? Dann... Richtig! Ich hatte einen meiner Anfälle vor versammelter Mannschaft. Verdammt, ich muss wohl das Bewusstsein verloren haben.
"Könnt ihr Nichtsnutze für einen Moment aufhören blöd zu glotzen und mir endlich helfen ihn in die Krankenstation zu bringen?!"
"Oh ja tschuldigung, du hast vermutlich recht Yurippe. Otonashi glaubst du, dass du laufen kannst?"
"Ich bin nur kurz ohnmächtig geworden und hab nicht beide Beine verloren. Natürlich kann ich laufen!", brummelte ich leicht entnervt. Wenn nur diese Kopfschmerzen endlich nachlassen würden.
Shinna quittierte dies prompt mit einem "Das ist doch bescheuert." Selbst eine solch extreme Situation schien sie nicht davon abhalten zu können, ihren üblichen Kommentar dazu abzugeben. Was für ein seltsames Mädchen.
Stöhnend richtete ich mich auf. Für einen Moment drehte sich alles um mich herum, sodass ich anfing zu schwanken.
Bevor jedoch einer der vier auf die Idee kam mich zu stützen, hatte ich mich wieder weit genug unter Kontrolle um langsam einen Schritt vor den anderen zu setzen. Trotzdem bestanden sie darauf mich bis zur Krankenstation zu eskortieren.
Wie erwartet konnte die Schulkrankenschwester nichts besonderes feststellen. Das Einzige was sie tun konnte war mir ein paar Tabletten gegen die Kopfschmerzen zu verschreiben und mich für den Rest des Tages nachhause zu schicken um mich auszuruhen.

Zuhause angekommen legte ich mich tatsächlich ein wenig aufs Ohr. Etwas Ausruhen konnte immerhin nicht schaden. Nicht dass ich mir irgendwelche Hoffnungen gemacht hätte, dass es helfen würde.
Wenigstens hatten die Kopfschmerzen dadurch am späten Nachmittag völlig nachgelassen, sodass ich nun wieder klar denken konnte, ohne dabei das Gefühl zu haben, dass jemand Bauarbeiten mit einem Presslufthammer in meinem Kopf verrichtete.
Am Abend brachte mir Hinata noch die Mitschriften der letzten Stunden vorbei, die ich verpasst hatte.
Leider schien er selbst noch einige Sachen zu erledigen zu haben, weshalb er nicht lange blieb, sondern sich auch gleich wieder auf den Weg machte.
Und somit neigte sich mein erster Schultag auch schon dem Ende zu und ich fand mich an der selben Stelle wie am Abend zuvor wieder, nämlich in meinen Bett liegend und über den vergangenen Tag nachdenkend. Oh man, mein erster Tag war eine Katastrophe! Nicht genug, dass ich am Morgen fast in einen Streit geraten bin, nein ich breche danach auch noch vor der halben Schule zusammen und verliere das Bewusstsein. Was kommt als Nächstes? Tennisball-große Hagelkörner? Oder vielleicht doch ein Meteoriteneinschlag, zufällig direkt auf meinem Kopf? Wenn das so weiter geht werden mich alle bald noch für einen Sonderling halten. Naja wenigstens währe ich da sicher nicht der Einzige an dieser verrückten Schule. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ich an den oben-ohne Typ von der Vorstellung, wie hieß er noch gleich? Takamatsu?, oder an Shiina, deren Wortschatz sich anscheinend auf "Das ist doch idiotisch." beschränkte, denken musste. Ach, ich sollte mir einfach keine Gedanken darüber machen, es wird schon alles irgendwie werden, auch ohne dass ich mir stundenlang den Kopf darüber zerbreche.
Zeit zu schlafen!

In dieser Nacht hatte ich einen Alptraum.
Ich war allein. Nirgends war auch nur eine Menschenseele zu sehen. Offenbar befand ich mich auf dem Campus einer Schule, denn die massigen Umrisse des Schulgebäudes hoben sich deutlich sichtbar gegen den Mondschein ab, fremd und doch seltsam vertraut.
Ziellos begann ich umher zu wandern. Nirgends war auch nur ein Laut zu vernehmen, nicht einmal das Rascheln von Blättern oder das Pfeifen des Windes war zu hören. Die Stille war beinahe greifbar und es schien fast so als würde die Zeit komplett still stehen. Eigentlich hätte es mich beunruhigen sollen, doch aus irgend einem Grund gab das Ganze mir ein tiefen-entspanntes und losgelöstes Gefühl, als währe alles in Ordnung und als ob ich mir nie mehr über irgendetwas Sorgen zu machen bräuchte.
Irgendwann fand ich mich vor der Eingangstür des Schulgebäudes wieder. Es könnten Minuten oder Stunden vergangen sein, seit ich begonnen hatte herumzuwandern. Zeit spielte hier an diesem Ort längst keine Rolle mehr.
Aus einem Gefühl heraus entschloss ich mich die Schule zu betreten, was sich jedoch sofort als Fehler herausstellen sollte.
Genau in dem Moment, als ich meinen ersten Fuß hinein setzte, bereute ich es sogleich wieder.
Irgendetwas schien sich verändert zu haben, fast so als hätte sich die Realität selbst verbogen und verzerrt.
Die Veränderung war nicht sichtbarer Natur, trotzdem schien alles plötzlich ins Schlechte, oder auch einfach nur ins Falsche gekippt. Die Stille wirkte plötzlich bedrohlich und statt dem entspannten, losgelösten Gefühl begann ich mich unruhig und einsam zu fühlen. Ich begann mich selbst dabei zu erwischen meinen Schritt merklich zu beschleunigen, als währe ich auf der Flucht vor etwas.
Von Zimmer zu Zimmer gehend und die Türen aufreißend, lief ich durch das Schulhaus.
Egal in welches Zimmer ich blickte, jedes Mal bot sich mir der selbe leblose Anblick. Hier ist niemand, ich bin allein. ALLEIN!
Blinde Panik griff nach meinen Verstand. Aus dem Gehen wurde bald ein Laufen und schlussendlich rannte ich einfach durch die leeren Korridore. Immer weiter, einfach nur weg von hier! Das Gefühl von Einsamkeit und Angst war nun von solcher Intensität, dass es mir fast körperliche Schmerzen zufügte. Gerade als ich befürchtete wahnsinnig zu werden begann sich der Boden, die Wände, einfach alles um mich herum aufzulösen. Ich begann zu fallen, eine schier endlose Zeit lang.
Die Farben um mich herum flossen in einander, begannen sich zu vermischen, um dann schließlich zu verblassen.
Alles wirbelte durcheinander, verbog sich und bildete seltsame geometrische Formen, die jedoch schlicht unmöglich erschienen.
Dann begann alles langsam zu verblassen. Das Gefühl des Fallens endete abrupt.
Es wurde dunkel um mich herum.

Sanftes Vogelgezwitscher drang an mein Ohr. Ich öffnete die Augen und fand mich in meinem Zimmer wieder.
Durch die Rollladen drang gedämpftes Licht nach innen, es musste also bereits ziemlich spät sein. Verdammt, warum hatte mich mein Wecker nicht geweckt? Ich blickte zum Nachttisch hinüber. Die Digitalanzeige meines Weckers war komplett leer. Da hatte ich also meinen Grund. Offensichtlich war er schlicht und einfach kaputt. Mühsam erhob ich mich und ging zum Lichtschalter. Als ich versuchte ihn zu betätigen, musste ich feststellen, dass auch dieser nicht funktionierte. Vielleicht ein Stromausfall? Ja, das musste es sein! Irgendetwas an der Sache schien mich jedoch zusehends zu beunruhigen. Vorsichtig, um nicht zu stolpern, ging ich die Treppe hinunter, um festzustellen ob meine Eltern noch zuhause waren.
Erschrocken stellte ich fest, dass ich immer noch meine Schulkleidung trug. Okay behruhig dich Otonashi! Du bist gestern bestimmt nur aus-versehen eingeschlafen, ohne dich vorher umzuziehen. Kein Grund zur Panik!
Tief in mir wusste ich jedoch, dass dies nur ein Versuch war mich selbst zu belügen. Ich wollte es wohl einfach nicht wahrhaben.
Es durfte nicht sein! Unten im Flur war es wesentlich heller als oben, da das Sonnenlicht ungehindert durch die Fenster hineinfallen konnte. Die Tür zur Küche stand einen Spalt breit auf und aus dem Inneren drangen leise Geräusche an mein Ohr.
Vorsichtig öffnete ich die Tür ein kleines Stück weiter und sah meine Mutter wie sie gerade am Herd stand und daran herum hantierte. Ein Stein viel mir von Herzen. Sie schien bemerkt zu haben, dass ich den Raum betreten hatte, weswegen sie sich zu mir herum drehte. Erschrocken fuhr ich zusammen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihrem Gesicht. Breite Risse zogen sich durch ihr Antlitz und Teile der Haut schienen einfach ab zu bröckeln. Darunter kam etwas sich windendes, schwarzes hervor.
Entsetzt wich ich ein paar Schritte zurück. "Otonashi was ist los mit dir? Du bist ja ganz blass." Trotz der widerwärtigen, schwarzen Masse, die nun immer mehr aus ihrem Gesicht hervorquoll, klang ihre Stimme normal wie immer. Völlig entsetzt stolperte ich ein paar Schritte rückwärts, durch die Küchentür in den Flur und meinem Vater direkt in die Arme. Erschrocken wich ich von ihm zurück. Mit ihm schien die selbe schreckliche Veränderung wie mit meiner Mutter vorzugehen. "Was ist los mit dir Junge? Hast du einen Geist gesehen?" Nichts konnte mich in dieser Situation noch halten. Ich rannte an ihm vorbei, zur Tür und aus dem Haus. Ich rannte weiter, so schnell wie mich meine Beine nur tragen konnte. Ich hörte nur noch wie mein Vater? mir nachrief: "Hey, Otonashi was ist los?!
Wo willst du denn hin?! Bleib doch hier!" Ich dachte nicht daran stehen zu bleiben, sondern beschleunigte meine Schritte eher noch. Die Straßen waren menschenleer, nirgends war ein Auto zu sehen, doch ich lief einfach weiter und weiter, immer weiter!
Ich hatte längst die Orientierung verloren, wusste nicht mehr wo ich war, geschweige denn wo hin ich lief.
Im Moment war mir jedoch all das egal. Ich währe wahrscheinlich ewig so weiter gelaufen, wenn mein Körper nicht irgendwann einfach nachgeben hätte. Keuchend brach ich zusammen, mein Atem ging stoßweise, mein Sichtfeld verschwamm und meinen Herz pochte so laut, dass ich befürchtete es würde zerspringen. Für Minuten blieb ich einfach so liegen.
Nachdem ich wieder klar sehen konnte und mein Herzschlag sich allmählich zu normalisieren begann blickte ich mich zum ersten mal nach einer Weile bewusst um, wo ich überhaupt wahr. Unmöglich! Ich fand mich direkt vor dem Eingangstor meiner neuen Schule wieder. Das konnte nicht sein! Ich war zwar sicherlich ziemlich lange gerannt aber nicht SO lange!
Es war für einen normalen Menschen quasi unmöglich eine so lange Strecke durchgehend zu rennen. Selbst mit dem Auto brauchte man eine knappe dreiviertel Stunde bis zur Schule.
Ich seufzte resignierend. Es hatte längst den Sinn verloren, in dieser Situation weiter über die Möglich- und Unmöglichkeit dessen was gerade geschieht nachzudenken. Ich musste es einfach so nehmen wie es kommt.
Was sollte ich jetzt tun? Zögerlich ging ich hinüber zum Tor, es war nicht verschlossen. In der Ferne sah ich eine einzelne Person, einsam und verlassen auf dem Schulhof stehen.
Aus der Entfernung konnte ich nicht viel erkennen, nur dass sie blaue Haare hatte und offensichtlich ebenfalls ein Schüler dieser Schule war. Moment..... "Hinata?"
Keine Reaktion, offenbar konnte er mich nicht hören. Ich rief seinen Namen noch einmal, diesmal lauter: "HINATA?!"
Immer noch keine Reaktion. Er verharrte einfach weiter so, mir den Rücken zugekehrt und ohne die kleinste Bewegung.
Mittlerweile war ich ein gutes Stück näher an ihn heran und es bestand kein Zweifel mehr, dass es sich um Hinata handelte.
Oder zumindest um etwas, dass so aussah wie er, durchschoss mich ein Gedanke. Was wenn er sich ebenfalls in eins dieser...dieser Dinger verwandelt hätte? Ich verharrte einen Moment im Schritt. Nein, das durfte nicht sein! Nicht er!
Mit zitternden Knien setzt ich meinen Weg fort. Ich war nun fast auf Armreichweite heran.
"Hi..na..ta?, versuchte ich es ein letztes mal mit zitternder Stimme, doch wie erwartet keine Reaktion.
Ich zitterte am ganzen Körper, Schweiß begann mir in Strömen über die Stirn zu rennen.
Schließlich gab ich mir innerlich einen Ruck und streckte die Hand nach seiner Schulter aus. Alles schien wie in Zeitlupe zu geschehen. Meine Hand berührte seine Schulter, unendlich langsam begann sich sein Kopf zu mir herum zu drehen.
Nur noch ein kleines Stück! Ein winziges Stück und ich konnte sehen ob...

Schweißgebadet schrak ich aus meinen Bett auf. Ich war verwirrt, brauchte eine ganze Minute um überhaupt zu begreifen wo ich war und dass ich all diese schrecklichen Dinge nur geträumt hatte, doch nun war ich ihm entkommen, diesem schrecklichen Alptraum.
Ich war erwacht.
....
Endgültig?



Kapitel 3!


Am Morgen des zweiten Schultages hatte ich etwas Angst davor, wie meine Schulkameraden wohl nach dem gestrigen Vorfall auf mich reagieren würden aber es stellte sich heraus, dass meine Befürchtungen unbegründet waren. Keiner schien auch nur eine Bemerkung über den gestrigen Tag machen zu wollen.
Der zweite Schultag, so wie der gesamte restliche Teil der Woche verlief ohne weitere Zwischenfälle, sodass bald alles zur Normalität zurückkehren schien. Die Schulstunden zogen sich wie zäher Gummi, während ich die Pausen weitestgehend mit Hinata, Oyama, Yurippe und dieser seltsamen Shiina verbrachte. Bald schon hatte ich mich mit Yurippe einigermaßen angefreundet und es gelang mir sogar Shiina das ein oder andere Mal etwas anderes, als ein "Das ist doch idiotisch" hervorzulocken. Mit diesem streitsüchtigen Typ namens Noda gab es ebenfalls keine weiteren Probleme. Offenbar hat er es mit seinem geringen Grips schon längst wieder vergessen. Manchmal frage ich mich echt, wie er es überhaupt geschafft hat über die Mittelschule hinaus zu kommen.

Von außen betrachtet mochte mein Leben diese Tage durchaus normal erscheinen, jedoch kam es mir an manchen Stellen seltsam vor. Ich kannte Yurippe und Shiina erst seit ein paar Tagen und doch war alles so selbstverständlich, als würden wir uns schon ewig kennen. Selbst dem sonnst so schüchternen Oyama, gerade was Mädchen angeht, schien die Anwesenheit der beiden keinerlei Probleme zu machen. Das Alles war aber nichts dem Verhalten Yurippes Hinata gegenüber. Ihr schien es ein gewaltiges Vergnügen zu bereiten ihn, an jeder nur erdenklichen Stelle, schlecht zu machen. Natürlich war dies nicht ernst gemeint aber es war auch keineswegs das Verhalten, welches man einen alten Grundschulkameraden, den man ewig nicht gesehen hat, gegenüber an den Tag legt. Als ich Hinata später danach fragte ob zwischen ihnen früher etwas vorgefallen währe, dass sie ihn so behandle, wurde dieser ebenfalls stutzig. Er meinte nur, dass das wohl schon immer so war und es keinen besonderen Anstoß dazu gegeben hätte. Er hatte sich selbst nie großartig daran gestört oder Gedanken darüber gemacht. Nun schien es ihm jedoch, wenn er recht überlege, ebenfalls ziemlich seltsam. *
Im Moment musste ich mich wohl vorerst mit dieser Erklärung zufrieden geben, jedoch hatte irgendetwas an dem Thema mein Interesse geweckt, sodass ich mir fest vor nahm Yurippe bei Gelegenheit ebenfalls zu diesem Thema zu befragen. Im Moment war jedoch erst einmal das Wochenende auf dem Vormarsch.
Bei dem Wort Wochenende würden wohl viele sofort an Spaß und Erholung, von der stressigen Schulwoche, denken. Dieses Wochenende war das bei mir jedoch ganz und gar nicht der Fall. Samstag musste ich fast den ganzen Tag mit meinen Eltern einkaufen gehen und Sonntag waren wir bei meiner Tante zu Besuch eingeladen. Unglücklicherweise waren sowohl meine Eltern als auch meine Tante die Art von Menschen, die großen Gefallen daran fanden, alle Arten von peinlichen Geschichten aus meiner Kindheit auszubuddeln und bis ins kleinste Detail zu erörtern und auszuwerten. Mein komplettes Leben wurde vor mir ausgebreitet,
um anschließend bis ins kleinste Detail auseinander genommen und zerpflückt zu werden.
Es war die Hölle!

Sonntag Abend war ich dann heil froh, mich auf mein Zimmer zurückziehen zu können.
Kaum in meinem Zimmer angekommen, warf ich mich auf das Bett, holte meine Kopfhörer aus der Tasche und versuchte die Welt um mich herum für den Moment zu vergessen. Keine Ahnung wie lange ich einfach nur so mit geschlossenen Augen da lag und der Musik lauschte. Meine Gedanken begannen umher zu schweifen. Ich dachte an die Schule, meine Freunde, mein Leben und an Gott und die Welt. Die Musik nahm ich längst nur noch am Rande wahr. Irgendwann begannen meine Gedanken sich zu verwirren und schließlich schlief ich ein. Es war kein abrupter Wechsel, sondern viel mehr ein sanftes Hinübergleiten. Die Grenzen zwischen Wachsein und Schlaf verschmolzen miteinander, ohne dass man sagen konnte wo das eine aufhörte und das andere anfing.

Ich erwachte erst spät in der Nacht wieder. Jemand hatte das Licht ausgeschaltet und schwaches Mondlicht drang durch das Fenster ins Innere. Für einen Moment überlegte ich ob ich einfach liegen bleiben sollte, doch dann rang ich mich dazu durch aufzustehen. Immerhin hatte ich noch meine normale Kleidung vom Tag an und Zähne hatte ich natürlich auch keine geputzt.
Ich stand auf, ging zu Tür und betrat den dunklen Flur. Es war still im ganzen Haus. Das Einzige was ich hörte waren meine eigenen leisen Schritte auf dem Laminatboden. Alle hatten sich längst schlafen gelegt. Die Ruhe hatte fast etwas heiliges an sich und ich gab mir alle Mühe sie nicht weiter zu stören.Nach dem ich Zähne geputzt und mich meiner Kleidung, bis auf die Unterhose, entledigt hatte,trat ich an mein Fenster und blickte hinauf in den sternenklaren Nachthimmel. Ein Gefühl von Sehnsucht begann mich zu ergreifen. Ich fragte mich, wie oft ich nachts wohl schon so am Fenster gestanden hatte, in den Himmel blickend und darauf hoffend, dass das wonach ich mich im Inneren sehne irgendwo dort draußen ist, ohne zu wissen was es eigentlich war nachdem ich suche. Seufzend riss ich mich von meinem Anblick los und legte mich zurück ins Bett. Zeit schlafen zu gehen.

In dieser Nacht wiederholte sich mein Alptraum von letzter Woche.
Ich fand mich auf dem selben fremden und zugleich vertrauten Schulgelände wieder wie zuvor. Wieder fühlte ich mich zu Beginn losgelöst und entspannt, doch dies sollte auch diesmal nicht lange vorhalten. Etwas veränderte sich plötzlich und mich ergriff die selbe Panik wie beim letzten mal. Ich begann zu laufen, dann zu rennen, immer schneller und schneller, schlussendlich begann ich ein weiteres mal in einen schier unendlichen Abgrund zu stürzen, nur erwachte ich jetzt nicht in meinem Zimmer, sondern direkt auf dem Fußweg vor der Schule, auch fand ich diesmal nicht Hinata, sondern Oyama im Innern vor. Er stand regungslos da und reagierte ebenso nicht auf mein Rufen, wie Hinata schon zuvor. Wieder näherte ich mich ihm zögerlich und nahm schließlich meinen gesamten Mut zusammen, um ihn an die Schulter zu greifen und herum zu reißen, jedoch auch diesmal ohne Erfolg. Gerade als ich im Begriff war einen Blick in sein Gesicht werfen zu können, wurde ich vom lauten Klingeln meines Weckers geweckt.

Verdammt wo bin ich? Was ist los? Es dauerte wieder einen kurzen Moment bis ich begriff wo ich war und dass ich geträumt hatte. Komischerweise erinnerte ich mich, wie schon beim ersten mal, an jedes kleinste Detail, was für Träume im Allgemeinen doch eher untypisch war.

Nach diesem Wochenende hatte ich mich beinahe schon wieder auf die Schule gefreut, jedoch machte mir dieser Umstand das frühe Aufstehen nicht unbedingt gerade sympathischer. Wenigstens warteten Oyama und Hinata beim Bahnsteig auf mich und wirkten beide auch nicht sonderlich ausgeschlafen. Besonders Hinata sah so aus als hätte er diese Nacht kein Auge zu gemacht, was ich ihm auch durchaus zugetraut hätte. Wir sprachen die gesamte Fahrt kaum ein Wort miteinander. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Wahrscheinlich war es besser so. Ich war ohnehin viel zu müde um großartig Redebedarf zu haben und den anderen musste es dabei wohl ähnlich ergehen. Draußen am Fenster sah ich die Häuser der Kleinstadt vorbeiziehen und viele Menschen bereits geschäftig umher wimmeln. Wir waren also offenbar nicht die einzigen die so früh aufstehen mussten um zur Schule, oder zur Arbeit zu kommen. Ein schwacher Trost.
Den Rest der Bahnfahrt verbrachte ich so am Fenster sitzend und verträumt nach draußen schauend.
Meine Gedanken bewegten sich wenn überhaupt dabei eher zähflüssig, was wohl ebenfalls meiner Müdigkeit geschuldet war. Nachdem wir umgestiegen waren, wobei wir leider nur Stehplätze im Bus erwischen konnten, waren wir heil froh, als wir an der Haltestelle bei der Schule endlich aus dem überfüllten Bus aussteigen konnten.
Ohne ein weiteres Wort machten wir uns auf den Weg durch das Eingangstor in Richtung des Hauptgebäudes. Im Innern, an der Treppe zum zweiten Stockwerk trennten wir uns schließlich von Ooyama und gingen in unser jeweiliges Klassenzimmer, so wie es für uns mittlerweile schon fast zum Alltag geworden war.

Die erste Stunde Japanisch bei unserem Klassenlehrer Herrn Asano war glücklicherweise nicht sonderlich anstrengend, allerdings auch nicht besonders spannend. Die darauf folgende Englisch-Stunde war weniger angenehm. Nicht genug, dass mich die Lehrerin aus irgend einem Grund auf den Kieker zu haben schien, eröffnete sie uns heute extra noch, dass wir bis zur nächsten Woche eine Ausarbeitung über eine berühmte Person aus England machen sollten.
Die zwei Mathe-Stunden danach waren die reinste Erholung dagegen. Trotzdem war ich froh als es endlich zur Mittagspause klingelte und wir uns wie üblich mit Ooyama, Yurippe und ein paar anderen in der Cafeteria trafen. Die ganze Zeit überlegte ich mir schon, wie ich Yurippe auf die Sache mit Hinata ansprechen sollte. Auf jeden Fall nicht hier vor versammelter Mannschaft, so viel war klar. Ich musste sie irgendwann einmal alleine erwischen. Als ich darüber nachdachte wie ich das wohl anstellen konnte kam mir eine Idee. Nach meinem Wissens müsste sie Morgen eine Stunde später aus haben als wir. Ich könnte behaupten, dass ich noch ein paar Recherchen für die Ausarbeitung in Englisch machen müsste und dem entsprechend noch länger bleiben würde. So wie ich Hinata kenne wird er sich kaum überreden lassen länger in der Schule zu bleiben. Ich hoffe nur, dass Ooyama nicht auf die Idee kommt mir Gesellschaft zu leisten. Aber selbst wenn das gut geht, muss ich es trotzdem noch irgendwie schaffen Yurippe alleine abzupassen. Was wenn sie schlicht und einfach nicht alleine nachhause geht, sondern von einer ihrer Freundinnen begleitet wird? Ach was solls. Was hab ich schon groß zu verlieren? Im schlimmsten Fall würde ich einfach wirklich ein paar Recherchen für Englisch machen und dann unverrichteter Dinge nachhause gehen. Alles in Allen konnte es ja nicht schaden es wenigstens zu versuchen.

Nach der Mittagspause brachte ich die letzten verbleibenden Schulstunden hinter mich, um anschließen mit Hinata und Ooyama nachhause zu fahren.

Den Rest des Nachmittags verbrachte ich damit Fern zu schauen, Musik zu hören und kleinere Sachen für die Schule zu erledigen.
Am Abend ging ich aus zwei Gründen relativ früh zu Bett.: Einerseits weil die Müdigkeit mir immer noch stark in den Knochen steckte, andererseits weil ich es kaum erwarten konnte, auf die Frage, die mich bereits seit einer Woche unterbewusst quälte, vielleicht Morgen endlich eine Antwort zu bekommen.

Zu meinem Glück dauerte es auch nicht lange und ich schlief ein.



Kapitel 4!


Der nächste Morgen kam schnell und unerwartet. Wie immer quälte ich mich aus dem Bett, zog mich an, frühstückte, putzte Zähne und machte mich anschließend auf den Weg zur Schule.
Dort angekommen ging ich sogleich mit Hinata ins Klassenzimmer und versuchte die verbleibenden Schulstunden möglichst unbeschadet zu überstehen, was mir auch einigermaßen gut gelang, obwohl die Zeit, jetzt wo ich besonders darauf bedacht war den Schultag möglichst schnell hinter mich zu bringen, um so langsamer zu verstreichen schien.
Nachdem das Klingeln am Nachmittag dann endlich den lang ersehnten Schulschluss ankündigte teilte ich Hinata wie geplant mit, dass ich vor hatte noch etwas länger zu bleiben, um ein paar Recherchen für Englisch zu machen, worauf hin dieser völlig irritiert erwiderte: "Du bleibst extra länger, um Recherchen für eine Englisch-Hausaufgabe zu machen, für die du noch fast eine Woche Zeit hast? Bist du krank?" Wie erwartet erschien ihm die Vorstellung länger in der Schule zu bleiben vollkommen suspekt. Plötzlich erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht. "Ich habs! Du spielst den Strebsamen um ein Mädchen zu beeindrucken, hab ich Recht? Bestimmt eine dieser Bücherwürmer. Nicht schlecht! Haben sicherlich auch irgendwie ihren ganz besonderen Reiz. Sind mir persönlich aber viel zu anstrengend."
"Nein i...ich..."
"Leugnen ist zwecklos! Ich hab dich ertappt. Ich wünsch dir viel Spaß dabei und wehe du vermasselst es!" Mit diesen Worten wandte er sich um und winkte mir mit einem noch viel breiterem Grinsen zum Abschied.
Als er um die Ecke war stieß ich einen Seufzer aus. Hinata war eben Hinata, daran würde nichts so bald etwas ändern können. Eigentlich sollte ich froh sein, immerhin bin ich so ohne große Erklärungen damit durch gekommen.
Mit einem weiteren Seufzer wandte ich mich um, in Richtung Computerkabinett. Wenn ich schon eine Stunde warten musste konnte ich ja tatsächlich bereits ein paar Recherchen für Englisch machen.

Als ich den Raum betrat, war außer mir noch ein anderer Schüler anwesend.
Es war ein schmächtiger Junge, mit braunen Haaren und einer Brille. Er war so stark auf den Bildschirm seines Computers vertieft, dass er mein Eintreten überhaupt nicht zu bemerkte. Wie in Ekstase hämmerte mit seinen Fingern auf die Tastatur ein, so schnell dass man seinem Bewegungen mit den Augen kaum mehr folgen konnte. Bei diesem Anblick überkam mich dieses seltsame Gefühl, wie so oft in letzter Zeit. Einen Moment blieb ich irritiert stehen.
Als ich mich nach einem Augenblick wieder weit genug unter Kontrolle hatte, schüttelte ich das Gefühl mit einem wüstenden Kopfschütteln endgültig ab. Verdammt was war nur los mit mir? Als ich an dem Jungen vorbei lief, um mir einen Platz in den hinteren Reihen zu suchen, konnte ich einen kurzen Blick auf seinen Bildschirm erhaschen. Verwirrende Zahlen- und Buchstabenkombinationen huschten im Sekundentakt über den Bildschirm. Für mich schien sich kein Sinn aus diesem wüsten Zeichenchaos heraus zu erschließen, aber der Junge schien zu wissen, was er da machte, also ließ ich ihn wohl bessere einfach in Ruhe.
Am Platz angekommen, schaltete ich den Computer ein und machte mich sogleich frohen Mutes an meine Englischaufgaben, doch der Enthusiasmus hielten nicht lange vor. Bald schon begann ich mich zu langweilen und etwa nach der Hälfte der Zeit gesellte sich noch Unruhe hinzu. Ich hatte mir ja schließlich noch gar nicht überlegt, was ich Yurippe eigentlich sagen sollte, um mit ihr alleine sprechen zu können. Während ich darüber nachdachte, klickte ich mich gedankenverloren durch die Ordner des Schulservers.

Nach einiger Zeit entdeckte ich in einem der vielen Ordner ein Unterverzeichnis, dessen Name mich für einen Moment verdutzt innehalten lies. "Angelplayer" Irgendwie schien mir dieser Name bekannt vor zu kommen, ohne dass ich damit ein klares Bild verbinden konnte, um was es sich dabei genau handeln konnte. Eines hingegen war mir sofort klar. Der Ordner schien hier deutlich fehl am Platze. Ich weiß nicht was es war, doch aus irgend einem Grund war er anders als die Anderen und passte einfach nicht hier hin. Dadurch neugierig geworden, was sich wohl unter diesem Namen verbirg öffnete ich ihn.
Im Innern befand sich eine einzige exe-Datei, die ebenfalls den Namen "Angelplayer" trug. Mit einem Rechtsklick, unter Eigenschaften versuchte ich mir einen besseren Eindruck von diesem seltsamen Programm zu verschaffen. Wenn mein vorheriges Misstrauen noch recht verhalten war, fing hier das wirklich Merkwürdige erst an. Dort, wo normalerweise die theoretische und die tatsächliche Größe der Datei auf der Festplatte zu sehen war, war hier nur ein eine Anreihung unverständlicher Zeichen und Symbole zu sehen.
Das ist ja merkwürdig. Das muss doch ein Fehler sein, oder vielleicht doch irgendeine Art Virus?
Was sollst durch weiteres Herumgerätsel werde ich es sicher nicht herausfinden. Mir blieb wohl nichts anderes übrig als das Programm zu starten und zu schauen was passiert.

Als ich dies tat, passierte für einen kurzen Moment einfach gar nichts, sodass es für mich schon fast so aussah, als würde das Programm schlichtweg nicht starten, doch dann öffnete sich nach knapp 20 Sekunden eine Konsole, in der ähnliche Symbole wie zuvor, bei der Anzeige des Speichers, zu sehen waren. Zu Anfang waren es einige wenige, dann wurden es immer mehr und mehr. Erschreckender-weise stoppten die Zeichen nicht wie erwartet an den Rändern der geöffneten Konsole, sondern schienen geradewegs aus dieser hervorzuquellen und auf den kompletten Bildschirm zu fließen. Immer mehr und mehr der Symbole verteilten sich auf dem kompletten Bildschirm und überlagerten sich dabei selbst wieder zu komplett neuen Zeichen. Wie wild hämmerte ich in meiner Panik auf die Alt- und F4-Taste. Ohne Erfolg, nichts geschah. Der Taskmanager funktionierte ebenfalls nicht. Als blieb mir am Ende nichts anderes übrig, als den Computer hart auszuschalten und zu hoffen, dass er nach einem Neustart wieder normal funktionierte. Es wäre nicht auszudenken gewesen wenn nicht. Man hätte mich sicherlich nach so kurzer Zeit einfach von der Schule geschmissen. Es musste einfach funktionieren!

Erleichtert atmete ich auf, als sich schließlich der normale Windows-Desktop aufgebaut hatte, ohne dass etwas Merkwürdiges zu beobachten war. Nachdem ich kurz durchgeatmet und mich beruhigt hatte, öffnete ich aus Neugier den Ordner erneut, um zu sehen, ob sich etwas verändert hatte. Dabei musste ich allerdings feststellen, dass dieser seltsamerweise verschwunden war.
Auch die Suchfunktion, mit deren Hilfe ich daraufhin das gesamte Netzwerk danach durchsuchte, lieferte kein Ergebnis.
Sie schien wie vom Erdboden verschluckt. Hatte ich mir das ganze gerade etwa nur eingebildet? Unmöglich!
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es allmählich Zeit für mich wurde zu gehen.
Ich fuhr also meinen Computer herunter, packte mir meine Sachen und machte mich auf zu gehen.
Auf den Weg nach draußen, als ich an dem schmächtigen Jungen vorbei ging. Ich hatte ihn, in meiner Aufregung, mittlerweile fast vergessen, blickte er gefühlt das erste Mal von seinem Computer auf und warf mir einen seltsamen Blick zu. In dem Moment schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Ob er wohl etwas von dem, was gerade geschah mitbekommen hatte?
Da er jedoch keine Anstalten machte etwas zu sagen, machte ich mich nach kurzem Zögern schließlich endgültig auf den Weg. Um ehrlich zu sein hatte ich in den Moment auch weder die Zeit noch die Lust ein Gespräch mit ihm anzufangen.

In der ganzen Aufregung hatte ich natürlich ganz vergessen, mir etwas zurecht zu legen, was ich Yuri nun eigentlich sagen wollte.
Es blieben mir noch knapp 5 Minuten bis zum Stundenklingeln, weswegen es jetzt auch keinen großen Sinn machte, mir in aller Schnelle noch etwas einfallen zu lassen.
Am besten währe es wohl, wenn ich sie einfach frei heraus frage, ob ich kurz unter vier Augen mit ihr sprechen könne.
Auf die Sekunde genau kündigte daraufhin das Klingeln das Ende der Stunde an.
Gerade als ich mich auf den Weg die Treppen hinauf begeben wollte, um Yurippe oben abzufangen, kam diese mir geradewegs entgegen gestürmt.
"Hey Otonashi. Was machst du denn noch hier? Ich dachte ihr hattet schon vor einer Stunde aus."
"Hey. Ja das stimmt schon, aber ich habe noch ein paar Recherchen für meine Englisch-Hausaufgaben machen und naja... außerdem wollte ich noch mit dir reden. Hast du kurz Zeit?"
"Okay na gut, über was möchtest du denn mit mir reden?"
"Ehm... könnten wir vielleicht lieber irgendwo ungestört unter vier Augen reden?”
"Wenn du unbedingt darauf bestehst. Dann lass uns am besten in eines der leeren Klassenzimmer gehen. Um diese Zeit lässt sich sicherlich ohne Probleme eins finden"
"Ja da hast du Recht, das ist wohl am einfachsten."

Wie erwartet mussten wir nicht sonderlich lange suchen, gleich die zweite Tür im rechten Gang erwies sich als Volltreffer. Im Inneren angekommen lehnte sich Yurippe entspannt an eine der Schulbänke nahe der Fensterfront und schaute mich leicht belustigt an, während ich es ihr gleich tat.
"Nachdem wir es uns hier gemütlich gemacht haben und uns auch jetzt ganz sicher keiner belauscht, würdest du mir da jetzt endlich sagen, über was du so dringend mit mir reden möchtest?", der gut gemeinte Spott in ihrer Stimme war kaum zu verkennen.
"Achso, ja natürlich. Also... mir ist aufgefallen, dass du Hinata irgendwie seltsam behandelst. Dir scheint es einen heiden Spaß zu machen, ihn bei jeder erdenklichen Möglichkeit schlecht zu reden. Ich weiß ja, dass du das was du sagst nicht unbedingt böse meinst, aber es ist doch schon irgendwie seltsam. Er ist der Einzige, den du die ganze Zeit über so behandelst. Ist in der Grundschule zwischen euch irgend etwas vorgefallen?"
"Für einen Moment dachte ich schon, dass du mir deine unsterbliche Liebe gestehen willst, weil du unbedingt allein mit mir sprechen wolltest." Nach diesem kurzen Scherz wurde sie umgehend wieder ernst.
"Um ganz ehrlich zu sein weiß ich das selbst nicht so genau. Ich kann mich nur noch sehr schlecht an die Zeit damals erinnern." Sie wurde ganz nachdenklich, ihr Blick gilt aus dem Fenster in die Ferne. Für mich schien es fast so, als ob sie noch mehr sagen wollt, aber sichtlich mit sich zu kämpfen hatte es zu tun.
Nach einem Moment des betretenen Schweigens blicke sie auf und schaute mir dabei direkt in die Augen. Ihr blick Blick zeigte deutlich ihre innere Zerrissenheit, doch da war noch mehr. Ein Ausdruck vager Trauer?
Nach einem weiterem Augenblick begann sie mit leiser, aber fester Stimme weiter zu sprechen, die man ihr in diesem Augenblick kaum zugetraut hätte.
"Wenn ich zurück denke an damals, kommt mir alles so verschwommen und unwirklich vor, fast so als hätte diese Zeit nie wirklich existiert. Ich muss verrückt sein, dass ich dir das jetzt erzähle, zumindest wirst du mich bestimmt gleich dafür halten. Weißt du... nachts erwache ich manchmal aus meinen Träumen, ohne zu wissen, was ich geträumt habe. Auch wenn ich mich in keinster Weise an diese Träume erinnern kann, so bleibt doch immer dieses eine Gefühl. Das Gefühl etwas schon vor langer Zeit verloren zu haben...etwas unglaublich wichtiges. Manchmal lieg ich dann noch Stunden wach und versuche mich daran zu erinnern, jedoch ohne Erfolg. Irgendwann fallen mir dann die Augen zu und ich schlafe ein. Obwohl es nur ein Gefühl ist weiß ich doch, dass es stimmt. Ich glaube das mit Hinata ist wohl ähnlich... nur ein Gefühl...es fühlt sich einfach richtig an, als müsse es so sein. Ich weiß das klingt bescheuert und das ist es bestimmt auch. *seufz* Tut mir leid, dass ich dich damit belaste."
"Du brauchst dich nicht entschuldigen und ich halte dich auch nicht für verrückt, ganz im Gegenteil. Ich...ach egal, jedenfalls danke für deine Offenheit."
Während ich dies sagte, stahl sich ein sanftes Lächeln zurück auf ihr Gesicht.
"Danke und danke, dass du mir zugehört hast. Komm las uns gehen, bevor noch jemand hier auf den Gedanken kommt sich seine tiefsten Empfindungen von der Seele sprechen zu müssen."
"Okay da hast du vermutlich recht, wenn ich erst damit anfange stehen wir wahrscheinlich morgen noch hier." Darauf hin mussten wir beide lauthals lachen.
Wir gingen zusammen die Treppen hinunter, verließen das Schulgelände und verabschiedeten uns schließlich, um nachhause zu gehen.

Auf dem Heimweg musste ich die ganze Zeit über das, was Yurippe mir erzählt hatte, nachdenken. Sie dachte ich würde sie deswegen für verrückt halten, aber wie könnte ich das? Geht es mir nicht insgeheim genau so? Bin ich vielleicht auch verrückt? *seufz* Vielleicht sind wir das aber auch irgendwie alle, jeder auf seine eigene, ganz besondere Art.



Kapitel 5!


Der Gedanke ließ mich auch denn gesamten restlichen Tag nicht los.
Die meiste Zeit verbrachte ich wohl gedankenverloren und in mich gekehrt. Manchmal erwischte ich mich sogar dabei einfach minutenlang Löcher in die Luft zu starren. Meinen Eltern musste dies beim Abendessen wohl deutlich aufgefallen sein. Trotzdem beließen sie es bei bezeichnenden Blicken zum jeweils Anderen, die mir jedoch keineswegs entgangen.
Wahrscheinlich hielten sie es für eins dieser trivialen Teenagerprobleme, das mich im Moment gerade einmal beschäftigt.
Generell waren meine Eltern, soweit ich mich erinnern kann, bei solchen Sachen stets eher zurückhaltend. Wenn ich recht überlege, habe ich mich noch nie wirklich mit meinen Eltern über meine Probleme unterhalten, oder überhaupt großartig mit ihnen geredet.
Im Grunde genommen kenne ich sie abgesehen vom Oberflächlichem kaum. Nicht dass ich mich darüber beschweren möchte. Eigentlich ist es auch ganz gut so, wie es ist. Seufzend erhob ich mich vom Bett, auf dem ich die letzten Stunden liegend und an die Decke starrend verbracht hatte. Komisch, mittlerweile schien dies fast zu einer Art Gewohnheit von mir geworden zu sein.
Es war bereits spät, also erledigte ich die üblichen Sachen wie Zähneputzen und Umziehen und legte mich anschließend zurück ins Bett, um schlafen zu gehen.

Diese Nacht suchte mich nun schon zum dritten Mal dieser seltsame Alptraum heim. Wie zuvor konnte ich mich im Traum selbst nicht daran erinnern, etwas ähnliches bereits schon einmal geträumt zu haben. Im großen und ganzen unterschied sich der Traum auch beim dritten Mal kaum von den beiden vorherigen Malen. Ausschließlich das Ende war, wie schon beim zweitem Mal, anders.
Am Ende traf ich diesmal dieser Kerl namens Noda statt Hinata oder Ooyama. Bisher hatte ich eigentlich keine weiteren Probleme mit ihm. Die meiste Zeit gingen wir uns einfach aus dem Weg. Trotzdem wunderte mich, was ausgerechnet ER in meinen Träumen zu suchen hatte. Um so mehr, da ich am Ende die selbe Furcht, wie bei Hinata und Ooyama fühlte. Verdammt was ist nur los mit mir?! Auch beschlich mich langsam das Gefühl, dass mich dieser Alptraum nicht so bald loslassen würde. Ganz im Gegenteil. Die Zeit zwischen den Träumen schien sich, seit dem letzten Mal, eher noch verkürzt zu haben.

Den nächsten Morgen erwachte ich mit verklebten Augen und bleiernen Geschmack auf der Zunge. Statt mich nach dem Schlaf ausgeruht zu fühlen, fühlte ich mich eher müder als am Abend zuvor, außerdem schmerzte mein Rücken beim aufstehen erheblich. Verschlafen murmelte ich diverse Flüche in mich hinein, während ich mich mit zusammen gebissenen Zähnen ins Badezimmer schleppte. Nachdem ich mir daraufhin meine Zähne geputzt hatte, schaffte ich es zumindest diesen widerlichen Bleigeschmack wenigstens teilweise los zu werden. Später, als ich mich angezogen und mir ein paar Bissen zum Frühstück rein gezwängt hatte, machte ich mich wie jeden Morgen auf den Weg zur Schule.
Mein Rücken machte mir weiterhin starke Probleme, weswegen ich nur in einer sehr unbequemen, steifen Haltung laufen konnte. Rückblickend betrachtet fragte ich mich ernsthaft, ob ich nicht vielleicht doch auf einem harten Felsen, oder auf einem Nagelbrett, statt meinem Bett, geschlafen hatte. Zumindest würde dies meine Rückenschmerzen erklären.

Wie dem auch sei, als ich mich mit Hinata und Ooyama traf, musste diesen meine krumme Haltung ebenfalls sofort aufgefallen sein, wie sich deutlich aus Hinata's hämischer Bemerkung nach der Begrüßung schließen ließ.
"So wie's aussieht hat dich deine Überstunden gestern ganz schön fertig gemacht, oder war es etwa doch ein Mädchen mit dem du dich getroffen hast, das dich zu hart ran genommen hat?"
"Ach komm, mach dich nicht lächerlich. Zum letzten Mal, da war kein Mädchen! Ich glaube ich habe einfach nur schlecht geschlafen. Zumindest schmerzt mein Rücken wie die Hölle."
"Otonashi ich bin echt enttäuscht von dir. Wie kannst du nur versuchen MICH, einen deiner besten Freunde, so zu belügen?"
"I..Ich glaube nicht das Otonashi lügt.", meldete sich Ooyama ebenfalls zu Wort."
"Ihr beiden solltet euch mal locker machen. Ich mach doch nur Spaß. Und Otonashi das wird schon wieder! Kommt lasst uns gehen, bevor wir noch die Bahn verpassen.", verkündete Hinata, während er uns *beiden, mit einem breiten Grinsen, freundschaftlich auf die Schultern schlug, was im Übrigen erneut heiße Wellen aus Schmerz durch meinen Rücken fließen ließ.

Im Laufe des Vormittags besserte sich mein Rücken glücklicherweise zumindest so weit, dass ich wieder einigermaßen laufen konnte, ohne dabei so auszusehen, als hätte ich aus-versehen ein Brett verschluckt. Trotzdem konnte ich von Glück reden, dass ausgerechnet Sport an diesem Tag ausfiel. Es hieß der Sportlehrer sei kurzfristig erkrankt und man hätte in der Schnelle keinen Vertretungslehrer finden können. Ich weiß man sollte sich eigentlich nicht über die Krankheit andere Leute freuen. Aber mal ganz ehrlich, in dieser Situation konnte mir wohl keiner böse sein, dass ich nicht unbedingt traurig darüber gewesen bin, mir weitere Strapazen für meinen Rücken ersparen und dazu auch noch eher gehen zu können? Dementsprechend gut gelaunt, schlenderte ich gemächlich in der Mittagspause mit Hinata und Ooyama zur Schulkantine. Überall auf den Gängen hingen Plakate aus, um die sich aufgeregt miteinander tuschelnde Schüler versammelt hatten. Offenbar sollte an diesem Wochenende in der Sporthalle ein Auftritt der lokal berühmt berüchtigten Girl-Band "Girls Dead Monster" stattfinden.
Es wäre zwar vielleicht gelogen, mich als Fan zu bezeichnen, jedoch höre ich ihre Lieder von Zeit zu Zeit doch recht gerne.
Um ehrlich zu sein muss ich sogar gestehen, dass die Möglichkeit sie einmal live zu sehen doch recht verlockend klingt.
Für den Moment überwog allerdings der Hunger. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, also ließen wir uns davon nicht weiter aufhalten und machten uns direkt weiter auf den Weg zur Cafeteria.

Wir saßen gerade gemütlich am Tisch mit Shiina zusammen und genossen schweigend unser Mahl, als Yurippe plötzlich zur Tür herein gestürmt kam. Zielstrebig hielt sie auf unseren Tisch zu. *Als sie bei uns angekommen war, knallte sie ohne ein Wort des Grußes sofort fünf Konzertkarten direkt vor uns auf den Tisch, die sie zuvor mit der Hand hinter dem Rücken vor uns verborgen hatte.
"Leute, wir gehen dieses Wochenende auf das Konzert!", verkündete sie freudestrahlend, aber in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. Als sie merkte, dass wir drei sie alle völlig überrascht und entgeistert anblickten, fügte sie hinzu:
"Ihr könnt euch gerne später bei mir bedanken."
"Eh danke? Aber sag mal, wo hast du denn die Tickets jetzt auf einmal her und die waren doch sicher teuer, oder nicht?"
"Ach erzähl doch keinen Mist Otonashi. Die habe ich von Iwasawa geschenkt bekommen. Ich hab euch doch erzählt, dass sie eine alte Freundin von mir ist, oder etwa nicht?"
"Nein, das hast du nicht!", antworteten wir drei wie aus einer Kehle.
"Ups, das hab ich dann wohl vergessen. Tut mir leid.", irgendetwas an ihrem lächeln im Gesicht sagte mir jedoch, dass es ihr überhaupt nicht leid tat. Sie schien unsere Überraschung darüber im Gegensatz dazu eher noch aus vollsten Zügen zu genießen.
"Danke für die Einladung. Du kennst also Iwasawa persönlich hm? Würde es dir da vielleicht etwas ausmachen, mich Iwasawa und den anderen Mädels, bei Gelegenheit einmal vorzustellen?", erwiderte Hinata, der seine Chance offenbar in diesem Moment gekommen sah. Auf jeden Fall war seine Intention sehr deutlich auf seinem Gesicht abzulesen, weswegen Yurippes Antwort in diesem Fall dementsprechend auch eher recht kühl ausfiel.
"Nur über meine Leiche! Wehe du benimmst dich beim Konzert daneben und blamierst mich. Überhaupt kannst von Glück reden, dass ich so einen Idiot wie dich überhaupt mitnehme."
"Hey, das war doch nur ein Scherz!", versuchte Hinata sie mit einer beschwichtigenden Geste zu beruhigen.
"Das ist doch idiotisch.", meldete sich in diesem Moment Shiina zum ersten Mal zu Wort.
Für einen kurzen Moment blickten wir uns alle nur stumm gegenseitig an, dann begannen wir schallend zu Lachen.
Wie ungewollt recht sie doch in diesem Moment hatte. Nachdem wir uns wieder einigermaßen gefangen hatten, besprachen wir schließlich noch die ganze organisatorischen Sachen, wegen diesem Wochenende, um anschließend zum Vorklingeln wieder getrennt zurück in unsere jeweiligen Klassenzimmer zu schlurfen.

Im Laufe des Nachmittags hatte es unerwartet zu regnen begonnen, weswegen Hinata und ich den Weg zur Bushaltestelle,
nach den letzten zwei Stunden, rennend zurücklegen mussten. Keuchend und nur so vor Nässe triefend retteten wir uns schließlich unter den trockenen Unterstand.
"Verdammt wer konnte denn ahnen, dass es heute urplötzlich anfängt, wie aus Kübeln zu schütten. Hätte ich doch nur eine Jacke mitgebracht.", machte Hinata seinem Ärger lauthals Luft.
"Ich will ja jetzt nicht den Teufel an die Wand malen, aber wir müssen dann auch noch den ganzen Weg von der Bahn bis nach Hause laufen."
"Ja ich weiß! Ich wollte es eigentlich grade verdrängen, aber schön, dass du mich daran erinnern hast."
"Ach sieh es doch einfach so; du hast gerade eben einfach so ohne, etwas dafür zu tun, eine Karte für das Konzert am Wochenende bekommen. Meinst du nicht auch, da lässt sich etwas Pech mit dem Wetter leicht zu verschmerzen?"
Für einen Moment blickte mich Hinata einfach nur verwirrt an, dann antwortete er mit leicht belustigtem Unterton in Stimme.
"Sag mal Otonashi, versuchst du etwa grade, dich über mich lustig zu machen? Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Du scheinst ja doch noch irgend so was, wie Humor zu haben."
"Kannst du mal sehen, zu was ich alles fähig bin."
Noch ehe Hinata etwas darauf erwidern konnte, bog auch schon unser Bus um die Ecke.
Nachdem wir eingestiegen waren, setzten wir unser Gespräch nicht weiter fort, wobei es da wahrscheinlich auch nicht viel fortzusetzen gab. Stattdessen starrte ich einfach nur aus den Fenster, in die regen-verhangenen Himmel hinauf.
Wenn ich recht überlege, hatte ich mit meiner spöttischen Aussage, Hinata gegenüber, eigentlich gar nicht mal so unrecht. Ich freute mich tatsächlich bereits auf das Wochenende und da konnte mir auch ein bisschen Regen die Laune nicht verderben.



Kapitel 6!


An diesem Nachmittag kam ich bis auf die Knochen durchnässt zuhause an, nach dem wir zuvor umgestiegen waren und ich anschließend den ganzen Weg von der Bahn vom Regen ungeschützt zurücklegen musste. Sogleich entledigte ich mich meiner nassen, ekelhaft am Körper klebenden Kleidung, ließ sie einfach dort liegen, wo sie gerade zu Boden fielen und machte mich auf ins Badezimmer, um mir ein Bad einzulassen. Meine Sachen konnte ich später wegräumen, da meine Eltern frühestens in zwei Stunden nach Hause kommen würden. Jetzt würde ich zuerst einmal ein Bad nehmen. Nicht, dass ich mich jetzt noch erkälte und am Wochenende dann krank im Bett liegen muss. Apropos ich muss meinen Eltern noch wegen dem Konzert am Samstag Bescheid sagen, auch wenn ich nicht glaube, dass sie groß etwas dagegen einzuwenden haben.

Mit einem Seufzer ließ ich meinen Körper in das warme Wasser der Badewanne gleiten. Meine Gliedmaßen begannen leicht zu kribbeln, als die, durch die Nässe hervorgerufene, Kälte langsam aus ihnen wich und schon bald durch eine wohlige Wärme ersetzt wurde. Leichter Dampf stieg von der Wasseroberfläche auf und ließ den Spiegel im Zimmer beschlagen. Ich holte tief Luft, um für einen kurzen Moment komplett unter Wasser zu tauchen und mich ganz der verringerten Schwerkraft und der Entspannung hinzugeben. Völlige Stille, nur die sanften Geräusche des Wassers und das Rauschen meines eigenen Blutes. Für einen Moment ließ ich mich einfach treiben, doch dann begann die Luft langsam knapp zu werde und mein Körper verlangte danach aufzutauchen. Nur noch einen klitzekleinen Augenblick... Schließlich konnte ich mich nicht länger dagegen wehren. Mein Kopf durchbrach die Wasseroberfläche und ich sog gierig, mit tiefen Zügen, die warme Luft in meine Lunge. Erschöpft ließ ich mich auf den Wannenrand sinken. Manchmal wünsche ich mir, einfach nur ein Fisch zu sein und ewig so Unterwasser bleiben zu können. Naja, wenn man es recht bedenkt, bin ich wohl doch lieber ein Mensch, der nur eine kurze Zeit Unterwasser bleiben kann, dafür aber nicht schon bald als Speise auf dem nächsten Teller endet, durchzuckte mich ein belustigender Gedanke.

Nachdem ich anschließend die Wanne wieder verlassen und mich gründlich abgetrocknet hatte, machte ich mich mit dem Handtuch um die Hüften gewickelt auf den Weg in mein Zimmer, um mir neue Kleidung anzuziehen. Danach sammelte ich meine nasse, im ganzen Haus verteilte Kleidung zusammen und schaffte sie in den Wäschekorb. Den Rest der Zeit, bis meine Eltern nach Hause kamen, verbrachte ich damit etwas Musik hören, ein paar Schulsachen zu erledigen und etwas Fern zu sehen. Als sie dann schlussendlich nach Hause kamen und ich sie wegen dem Konzert gefragt hatte, hatte sie wie erwartet keine Einwende, sodass ich mich daraufhin bis zum Abend wieder in mein Zimmer zurückzog.

Die nächsten zwei Tage vergingen, trotz dass ich das Wochenende kaum erwarten konnte, wie im Flug. Selbst in den Schulstunden kam, im Vergleich zu sonnst, relativ wenig Langweile auf. Vielleicht lag dies aber auch einfach daran, dass wir mittlerweile, im Gegensatz zum Anfang, recht viel zu tun hatten, sodass uns schlicht und einfach die Zeit fehlte, uns großartig zu langweilen. Nicht das ich mich unbedingt darüber beschweren möchte. Im Moment noch handelte es sich um eine Gratwanderung zwischen Langeweile und Überlastung, bald schon jedoch konnte dies zu Gunsten des einen, oder des anderen Extrems umschlagen und eine düstere Vorahnung sagte mir, dass es mir in Zukunft wohl nicht besonders langweilig werden würde.

Am Freitag Nachmittag hatten Ooyama, Hinata und ich uns nach der Schule noch verabredet, um etwas im Einkaufszentrum abzuhängen. Nachdem wir uns dann eine Weile in allen möglichen Läden umgesehen und schließlich beim dortigen Imbiss etwas gegessen hatten, machten wir uns am frühen Abend wieder auf den Weg nach Hause. Zuhause angekommen stellte ich fest, dass meine Eltern noch etwas Essen vom Abendbrot übrig gelassen hatten, das ich mir nur noch aufwärmen musste, falls ich Hunger hätte. Daneben lag ein Zettel, der besagte, dass sie noch bei Bekannten wären und es wohl möglich spät werden konnte. Da ich bereits gegessen hatte, ließ ich das Essen einfach auf den Küchentisch stehen und ging die Treppe hinauf in mein Zimmer.Dort angekommen erledigte ich ein paar Hausaufgaben, die wir über das Wochenende auf bekommen hatten und ging danach relativ früh ins Bett, um am nächsten Tag möglichst ausgeschlafen zu sein.

In dieser Nacht bestätigten sich meine Befürchtungen von zuvor. Ich hatte erneut den selben Alptraum. Diesmal traf ich am Ende auf Yurippe, was für mich wenigstens etwas nachvollziehbarer, als Noda, beim letzten Mal, war. Trotzdem spielte ich nach dem Aufwachen für einen kurzen Moment ernsthaft mit dem Gedanken, mich jemanden in dieser Sache anzuvertrauen. Nach kurzem Nachdenken entschied ich mich allerdings dagegen. Vermutlich würde mich sowieso niemand ernst nehmen und das ist vielleicht auch besser so, denn diejenigen, die mich ernst nehmen würden, würden mich wohl schlicht für verrückt halten. Ich weiß jedoch, dass ich mir das Ganze nicht nur einbilde, ebenso wie ich weiß, dass ich keineswegs verrückt bin. Da gab übrigens noch eine weitere Sache, in der ich mir zu hundert Prozent sicher war. Diese Träume mussten etwas zu bedeuten haben und ich würde herausfinden was. In diesem Moment kam mir die zündende Idee, alle bisherigen und neuen Traumerlebnisse niederzuschreiben, um nicht aus Versehen später wichtige Details zu vergessen. Ich machte mich also augenblicklich an die Arbeit. Während des Schreibens viel mir erneut auf, wie gut ich mich, selbst an die kleinsten Details der am längsten zurückliegenden Träume, erinnern konnte, was für Träume im Allgemeinen eher ganz und gar nicht typisch ist. War meine Sorge, wichtige Details zu vergessen, vielleicht sogar völlig unbegründet? Ach was soll's. Es konnte ja nicht schaden, es trotzdem zur Sicherheit aufzuschreiben.

Nachdem ich im Nachhinein das Niedergeschriebene noch einmal Schritt für Schritt durchging, erhielt mein Enthusiasmus vorerst wieder einen herben Dämpfer. Ich hatte es mir wohl deutlich zu einfach vorgestellt, hinter die Bedeutung dieser seltsamen Träume zu kommen. Im Großen und Ganzen war ich hinterher genau so schlau, wie zuvor. Das Einzige, auf was sich schließen ließ war, dass das Ende eine entscheidende Rolle spielen musste, da es das Einzige war, was sich von Mal zu Mal unterschied. Seufzend legte mein Schreibzeug bei Seite. So würde ich hier ganz sicher nicht weiter kommen. So wie es aussah blieb mir wohl vorerst nichts Anderes übrig, als einfach weiterhin abzuwarten.

Da ich nichts großartig weiter Zutun hatte, entschloss ich mich kurzfristig dazu, mir meinen MP-3Player zu schnappen und eine Runde laufen zu gehen. Immerhin würde mich das ein wenig ablenken und meiner Gesundheit konnte es sicherlich auch nicht schaden. Ich machte mich also auf den Weg nach draußen. Der Himmel war bewölkt und es war recht kühl für diese Jahreszeit, was mir beim Laufen aber eher noch zu gute kam.
Nachdem ich in etwa 20 Minuten gelaufen und schon wieder halb auf dem Rückweg war, begann es leicht zu regnen. Das erinnerte mich daran, dass für heute Abend ebenfalls Regen angekündigt war, was mich aber keineswegs zu stören brauchte, da es in der Halle sowieso trocken ist und Hinata's Mutter sich dazu bereit erklärt hatte, uns heute Abend abzuholen und zur dorthin zu fahren, sodass wir nur die kurze Strecke vom Auto zur Halle zu Fuß zurücklegen mussten.

Als ich verschwitzt und auch etwas durchnässt wieder zu Hause angekommen war, nahm ich zuallererst einmal eine Dusche, um mich danach erfrischt und mit neuer Energie, bis zum Mittag noch, an die letzten Hausaufgaben zu machen. Wie man sich sicher gut vorstellen kann, griff ich, nach der viel Ertüchtigung am Vormittag, auch dementsprechend gut zu beim Mittagessen. Vollgefressen und glücklich machte ich mich danach wieder auf in mein Zimmer, wo ich fast den gesamten, restlichen Nachmittag mit Faulenzen verbrachte.

Ich konnte es kaum erwarten, bis es endlich Abend wurde, sodass ich recht froh war, dass der Zeitpunkt immer näher rückte. Die letzte Stunde vor der abgemachten Zeit verbrachte ich fast ausschließlich damit, nervös auf und ab in meinem Zimmer zu gehen. Umgezogen hatte ich mich längst, weswegen ich mir nur noch schnell meine Jacke überwerfen musste, als es 18:30 Uhr dann endlich soweit war. Hinata's Mutter ließ glücklicherweise auch nicht viel länger auf sich warten. Nachdem sie mich eingesammelt hatte, fuhren wir weiter zu Ooyama, um ihn ebenfalls einzusammeln. Danach fuhren wir auf dem direkten Wege zur Schule, wo Yuri und Shiina, die wohl irgendwie anders dorthin gelangten, auf uns warten wollten.

Als wir an der Schule ankamen, hatte es leicht zu nieseln begonnen. Das ganze Schulgelände wimmelte bereits von Schülern, die in kleinen, oder größeren Gruppen in Richtung Halle liefen. Es schien fast so, als hätte sich die ganze Schule versammelt, um an diesem Samstag zum Konzert zu gehen. Dem nicht genug, waren ebenfalls viele andere Schüler von anderen Schulen heute hier. Die Sporthalle war zwar riesig, aber mittlerweile fragte ich mich ernsthaft, wie all diese Leute ernsthaft dort hinein passen sollten.

Nach kurzem Suchen sahen wir dann endlich Yurippes lila Haare, aus der Menschenmasse am Eingang hervorstechen. Nachdem wir ein Stück auf sie zu gelaufen waren, hatte sie uns offenbar ebenfalls erkannt und kam uns entgegen gelaufen, um uns zu begrüßen. Offenbar hatte sie heute besonders gute Laune. Zumindest aber machte sie keine Bemerkung darüber, dass wir sie etwas warten haben lassen, wie man es normalerweise von ihr in einer solchen Situation erwartete. Stattdessen verkündete sie freudestrahlend. "Hey, schön dass ihr da seid. Kommt lasst uns rein gehen, bevor es noch richtig anfängt zu regnen."
Ehe jemand Einspruch erheben konnte, machte sie bereits kehrt und ging mit weit ausfallenden Schritten voraus, jedoch keineswegs in die Richtung, in die der Rest der Leute ging.
"Sag mal Yurippe, zum Haupteingang geht es aber da lang.", sagte ich verdutzt, während ich versuchte, mit ihr Schritt zu halten.
"Ich weiß, aber wer hat denn etwas davon gesagt, dass wir den Haupteingang nehmen?"
"Nehmen wir etwa nicht?"
"Nein, natürlich nicht. Ich habe ehrlich gesagt nicht besonders viel Lust, mich erst anstellen zu müssen. Wir gehen hinten rein!"
"Hinten? Bist du dir sicher, dass das so eine gute Idee ist?", mischte sich Ooyama ein, der weit mehr Probleme hatte, mit seinen kuren Beinen Yurippes raschen Schritten zu folgen.
"Ach, macht euch keine Sorgen. Ich hab das mit Iwasawa und den Anderen abgesprochen. Stellt euch einfach vor, wir hätten Backstage-Karten, oder etwas in der Art und wenn ihr Glück haben und die Mädels noch etwas Zeit vor dem Auftritt haben, habt ihr Glückspilze sogar noch ein "Meet and Greet" gewonnen. Bedankt euch am Besten später bei mir", bei der letzten Bemerkung, hielt sie für einen Moment inne und blickte mit einem spöttischen Grinsen auf uns zurück.
"Das ist doch idiotisch."

Nachdem wir an der Security am Hintereingang vorbei gelassen wurden, trafen wir nach ein paar weiteren Schritten auch schon auf Iwasawa, die anscheinend gerade dabei war die Instrumente hinein zu tragen. Als sie uns erblickte, ließ sie auf der Stelle die Gitarre, die sie eben noch in den Händen gehalten hatte, stehen, kam auf uns zugelaufen und viel Yurippe herzlich in die Arme.
"Bist also doch noch rechtzeitig gekommen. Ich freue mich echt dich endlich mal wieder zu sehen."
"Ich auch. Als ob ich es mir nehmen lassen würde, vor dem Auftritt noch einmal vorbei zu schauen und dir viel Glück zu wünschen."
"Wie wärs wenn du mich einmal deinen Freunden vorstellst. Keine Angst Leute, ich beiße nicht.", offenbar hatte sie bemerkt, das manch einer von uns wohl ziemlich nervös war.

Nach dem wir uns vorgestellt hatten, ließ Iwasawa uns wissen, dass sie bedauerlicherweise noch viel zu tun hatte und deswegen weiter müsse, aber wir gerne nach dem Auftritt noch einmal in Ruhe reden können. Bevor sie jedoch ging, zeigte sie uns noch kurz den Ausgang in die Haupthalle. Um ehrlich zu sein, war ich beim ersten Zusammentreffen mit Iwasawa ziemlich überrascht. Ich hatte mir sie ganz anders vorgestellt, aber keineswegs wie ein ganz normales Mädchen in unserem Alter.
Schon die ganze Zeit, seit ich von zuhause los bin, hatte ich dabei übrigens schon wieder dieses seltsame Gefühl in meinem Kopf, allerdings war ich fest dazu entschlossen, mir davon nicht den Abend verderben zu lassen, außerdem hatte ich dieses Gefühl in letzter Zeit schon so oft, dass ich mich mittlerweile schon fast daran gewöhnt hatte, sofern das überhaupt möglich ist. Also machte ich mir darüber keine weiteren Gedanken.

Mittlerweile hatte sich die Halle bereits zum Großteil gefüllt. Während wir uns gerade durch die Menge schlängelt, sah ich hin und wieder auch ein paar bekannte Gesichter aus der Schule. Direkt vor mir blieb Hinata plötzlich wie angewurzelt stehen. Vor ihm stand ein pink-haariges Mädchen, dass schätzungsweise ein oder zwei Jahre jünger als wir war. Für einen Moment blickten sie und Hinata sich einfach nur gegenseitig an. In ihrem Blick stand grenzenlose Verwirrung und noch etwas Anderes, was ich allerdings nicht klar zuordnen konnte.
Das Gefühl in meinem Kopf wurde schlimmer. Allmählich begann ich mir doch Sorgen darüber zu machen, zeigte allerdings nichts davon nach Außen hin.
Nach einem weiteren Augenblick rissen die beiden sich scheinbar wieder von einander los und Hinata setzte sich zögerlich wieder in Bewegung. Als wir außer Hörweite waren fragte ich ihn: "Sag mal, Hinata, was war das denn gerade eben? Kanntest du dieses Mädchen etwa?"
"Nein, eigentlich nicht, oder...ich...ich weiß nicht."
"Ach was soll's, ist auch egal. Lass uns zu den Anderen aufholen bevor wir sie noch aus den Augen verlieren."

Als wir endlich einen Platz gefunden hatten, wo wir halbwegs Platz zum Stehen hatten, ohne dabei mit den danebenstehenden Personen unfreiwillig auf Tuchfühlung zu gehen zu müssen, ging es auch schon los. Die Scheinwerfer richteten sich auf die Bühne und die ersten Gitarrenklänge erklangen. Die Stimmung im Saal, sowie die Intensität des Gefühls schienen sich von Lied zu Lied immer weiter zu steigern. Als die Stimmung ihren Höhepunkt erreichte, da die Mädchen gerade zum ersten Mal live auf der Bühne ein neues Lied namens Thousend Enemies performten, konnte ich es schließlich einfach nicht mehr aushalten. Zu den starken Kopfschmerzen hatte sich mittlerweile ein fernes Ringen in meinen Ohren dazugesellt, außerdem wurde mir zusehends schwindelig und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Brüllenderweise teilte ich den Anderen mit, dass ich kurz nach draußen gehen würde, um etwas frische Luft zu bekommen. Fragend blickten sie mich an, als ob sie nicht so recht wüssten, ob sie sich nicht vielleicht gerade verhört hatten. In diesem Moment jedoch war mir das vollkommen egal. Ich musste hier raus! Erklären konnte ich es ihnen späte.
Wankend versuchte ich mich also durch die Menge zu kämpfen, dabei begann sich alles um mich herum zu drehen und bittere Galle stieg mir den Rachen empor. Die Kopfschmerzen wurden unerträglich. Endlich hatte ich es dann geschafft. Direkt vor mir tauchte die Tür auf. Taumelnd trat ich durch sie hindurch und übergab mich direkt ins nächste Gebüsch. Mein Blick begann sich langsam zu verdunkeln. Verzweifelt stolperte ich ein paar Schritte weiter, dabei stürzte ich und fiel direkt der Länge auf den schlammigen Boden. Ein letztes Mal explodierte heißer Schmerz hinter meiner Stirn, noch Einmal versuchte ich wieder auf die Beine zu kommen, hatte aber nicht die nötige Kraft dazu, dann verlor ich das Bewusstsein und mit der Bewusstlosigkeit kamen die Erinnerungen.



Kapitel 7!


Kurz nachdem ich das Bewusstsein verloren hatte, schlug ich die Augen auf und fand ich in einem leeren Schulgelände wieder. Ich war ganz allein. Nirgends war eine Menschenseele, oder auch nur ein Tier zu sehen. Für einen kurzem Moment begann ich mir Sorgen zu machen, doch dann ergriff mich wieder dieses warme, beruhigende Gefühl. Wie eine dicke Decke legte es sich auf meine Gedanken und lies mir alle meine Sorgen plötzlich vollkommen unwichtig und lächerlich erscheinen. Ohne ein festes Ziel begann ich auf dem Gelände herum zu wandern, ohne wirklich zu wissen wieso.

Übergangslos wechselte das Bild vor meinen Augen. Es war ebenfalls Nacht. Ich lag auf dem Rücken und hatte keine Ahnung, wo ich war, geschweige denn wie ich hier her kam.
"Bist du aufgewacht?", diese Stimme...sie kam mir bekannt vor. Ruckartig richtete ich meinen Oberkörper auf und sah direkt vor mir Yurippe, wie sie mir den Rücken zugedreht an einer Ecke kauerte und mit einem Auge durch die Zieloptik eines Scharfschützengewehrs schaute, dass sie vor sich mit dem Zweibein auf der Kante abgestellt hatte.
Noch bevor ich mich jedoch ernsthaft fragen konnte, woher zum Teufel sie plötzlich ein Scharfschützengewehr hatte und noch viel wichtiger was sie damit vorhatte, wechselte die Szene erneut.

Es war totenstill, so als währen alle Geräusche einfach ausgelöscht. Ich wanderte weiter ziellos umher und fast augenblicklich legte sich erneut diese bleierne Schwere auf mein Gemüt und betäubte meine Gedanken geradezu.
Bevor ich mich versah, fand ich mich vor dem Eingang eines Schulgebäudes wieder und entschloss mich kurzerhand hinein zu gehen. Gerade als ich die Hand nach dem Türgriff ausstrecken wollte, zuckte ich erschrocken zusammen. Wieder hatte sich der Ort verändert und ein menschliches Schemen zuckte direkt auf mich zu. Ein kurzes Blitzen, wie von reflektiertem Mondlicht, dann spürte ich wie sich eine kalte Klinge in meine linke Brust bohrte. Ein stechender, heißer Schmerz durchfuhr meinen Körper. Ich begann zu zittern, blickte an mir herab und sah, wie sich mein T-Shirt langsam rot zu färben begann.

Dann war es übergangslos vorbei und ich befand mich wieder direkt vor der Eingangstür, mit der Hand zum Türgriff ausgestreckt, so als ob gerade nichts geschehen wäre. Ich betrat das Schulgebäude und schon begann die Welt um mich herum zu kippen. Alles wirkte plötzlich so bedrohlich und verzerrt. Wo zuvor noch diese unnatürliche Ruhe vorherrschte, begann sich nun zusehends Panik auszubreiten. Plötzlich fühlte ich mich schrecklich einsam.
Mit merklich beschleunigtem Schritt lief ich den Schulflur entlang und schon begann sich die Umgebung vor meinen Augen erneut zu veränderte. Statt im Gang befand ich mich nun in einer Art unterirdischem Tunnel. An den Seiten verliefen Holzstreben nach oben, an deren oberen Ende in regelmäßigen Abständen Lampen hingen, fast wie in einem alten Bergwerkstollen.

Noch bevor ich allerdings die Eindrücke um mich herum richtig verarbeiten konnte, war ich zurück in der Schule und blieb sogleich für einen Moment verwirrt stehen. In einem kurzem Anflug von Klarheit registrierte ich mit großem Interesse, dass dieses Mal der Traum anscheinend anders verlief, als die viele Male zuvor. Noch bevor ich mir allerdings Gedanken über die Bedeutung dessen machen konnte, begann sich mein Bewusstsein erneut zu verwirren. Gleichermaßen steigerte sich auch die irrationale Panik in meinem Inneren wieder, sodass ich bald weiter panisch von Zimmer zu Zimmer lief und eine Tür nach der anderen öffnete, ohne jedoch jemanden dahinter anzufinden.

Als ich die nächste Tür auf der rechten Seite öffnete befand ich mich plötzlich im Zimmer eines Schülers. Irgendjemand hielt mich von hinten gepackt, weswegen ich mich nicht bewegen konnte. Direkt vor mir glaubte ich Hinata, Yurippe und diesen Jungen aus dem Computerkabinett über einen Laptop gebeugt zu erkennen. Währenddessen hörte ich unverkennbar Iwasawas Stimme aus einem nahen Lautsprecher erklingen, wie sie ein für sich eher untypisch ruhiges und wehmütiges Lied sang. Für einen Moment schloss ich die Augen und horchte in mich hinein.

Als ich sie wieder öffnete befand ich mich in einem der Klassenraum. Ich war ganz allein... allein. ALLEIN! Ich rannte durch die Flure, immer schneller und schneller. Ich schrie, ob mich jemand hören konnte, aber niemand antwortete mir.
Sowohl die Einsamkeit, als auch meine Panik steigerten sich immer weiter, spülten meine restlichen Gedanken einfach hinfort, wie eine Flutwelle. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Mein Kopf schien zu explodieren. Noch ein bisschen mehr und ich würde endgültig den Verstand verlieren. Bevor es allerdings soweit kommen konnte ließen die Panik und die Einsamkeit wieder nach und waren nach einem kurzen Moment völlig verschwunden. Ich wurde langsamer und hielt schließlich komplett an. Der Boden, die Wände, einfach alles um mich herum begann sich plötzlich aufzulösen. Ich fiel, eine schier endlose Zeit lang, immer tiefer. Die Farben um mich herum flossen in einander, begannen sich zu vermischen, um dann schließlich komplett zu verblassen. Alles wirbelte durcheinander, verbog sich und bildete seltsame geometrische Formen, die schlicht und einfach unmöglich erschienen. Die Formen verschwanden, es wurde dunkel um mich herum, das Gefühl des Fallens endete abrupt.

Meine Haare waren durchnässt. Ich stand im strömenden Regen. Erschrocken zog ich die Luft zwischen den Zähnen ein. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen, blickte ich auf den Platz vor mir herab. Überall lagen Blutlachen und leblose Körper am Boden. Es traf mich wie ein Schlag, als ich Hinata ebenfalls unter ihnen auszumachen glaubte. Über ihm, mit einem Bein auf seinem leblosen Körper, stand ein dunkel gekleideter Junge und blickte anscheinend verachtungsvoll auf ihn herab. Ich konnte kaum mehr als seine Silhouette erkennen, doch trotzdem kam er mir bekannt vor. Ist Hinata etwa Ohnmächtig, oder noch schlimmer... Tod?, durchzuckte mich ein schrecklicher Gedanke. Nein, das durfte nicht sein. Das muss ein Alptraum sein! Bitte lass mich einfach aufwachen!

Schweißgebadet schrak ich ich aus meinem Bett auf. War das ganze eben etwa wirklich nur ein Traum? Verwirrt blickte ich mich im Zimmer um. Die Rollladen waren geschlossen, weswegen nur gedämpftes Licht nach innen dringen konnte. Es musste also bereits recht spät sein. Mühsam erhob ich mich aus meinem Bett. Verdammt, welcher Tag ist überhaupt heute? War ich nicht gerade eben noch auf dem GiDeMo-Konzert, oder war das etwa auch nur ein Traum? Ich ging zum Lichtschalter, um ihn einzuschalten, aber er funktionierte nicht. Mh..ist wohl kaputt. Mit einem Schulterzucken, schlurfte ich hinüber zum Fenster, um die Rollladen hochzuziehen. Die Sonne stand bereits weit oben am Himmel. Verdammt, wie spät ist es eigentlich? Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass dieser ebenfalls nicht funktionierte. Vielleicht eine Art Stromausfall? Ich lief zurück zur Tür und ging vorsichtig die Treppe hinunter, um nicht aus Versehen im Dunkeln zu stolpern.

Auf dem halben Weg nach unten fand ich mich plötzlich, am Rande eines Flusses wieder. Es war schönes Wetter. Die Sonne stand hoch am Himmel und es waren nur vereinzelt Wolken zu sehen. Ich war nicht allein. Yurippe, Hinata und viele andere Jugendliche, die ich seltsamerweise zu kennen schien, waren auch hier. Außerdem saß vor mir ein älterer Mann mit Strohhut auf einem Felsen und hielt seine Angel in den Fluss. Waren wir etwa auf so einer Art Schulausflug? Selbst wenn würde das wohl kaum erklären, wie ich denn so plötzlich hier her gelangt war. War ich nicht gerade noch auf den Weg die Treppe hinunter?

Noch bevor ich diesen Gedanken zu Ende denken konnte, befand ich mich übergangslos wieder zuhause auf der Treppe und stolperte sogleich, da ich auf den erneuten Szenenwechsel alles andere als vorbereitet war. Glücklicherweise gelang es mir jedoch, mich einigermaßen wieder zu fangen, sodass ich die restlichen Stufen zwar mehr hinunter strauchelte, als sie normal hinunter zu gehen, aber immerhin auch nicht einfach nach vorn überkippte und mir dabei wohl möglich noch das Genick brach.

Unten im Flur angekommen, war es wesentlich heller, als oben oder auf der Treppe, sodass ich zumindest nicht befürchten musste, über den nächsten am Boden liegenden Gegenstand zu stolpern und vielleicht doch noch hinzufallen. Die Tür zur Küche stand einen Spalt breit auf und aus dem Inneren drangen leise Geräusche an mein Ohr. Vorsichtig öffnete ich die Tür ein kleines Stück weiter und sah meine Mutter wie sie gerade am Herd stand und irgendetwas daran herumhantierte. Sie schien bemerkt zu haben, dass ich hinter ihr die Tür geöffnet hatte den Raum betreten hatte, zumindest drehte sie sich in dem Moment zu mir herum.

Ich schlug die Augen auf. Es war düster und überall um mich herum war Qualm. Mein ganzer Körper schmerzte wie einzige große Wunde. Ich holte mein Handy aus der Hosentasche und klappte es auf, um ein Blick auf die Uhrzeit zu werfen. Es war bereits 1:23 Uhr. Verdammt, ich habe die Aufnahmeprüfung verpasst. Aufnahmeprüfung? Moment, welche Aufnahmeprüfung? Stöhnend richtete ich mich auf. Vor mir, in den zerstörten Sitzen und auf dem Gang der Bahn lagen überall ohnmächtige und verletzte Menschen. Alles deute darauf hin, dass ich wohl gerade mit der Bahn irgendwo hin gefahren war und diese dabei einen Unfall gebaut hatte.

Ehe ich darauf regieren konnte war ich wieder zurück in der Küche und zuckte sogleich heftig zusammen. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Gesicht meiner Mutter. Breite Risse zogen sich durch ihr Antlitz und Teile der Haut schienen einfach ab zu bröckeln. Darunter kam etwas sich windendes, schwarzes hervor. Blanker Ekel ergriff mich. Entsetzt wich ich ein paar Schritte zurück.
"Otonashi was ist los mit dir? Du bist ja ganz blass."
Trotz der widerwärtigen, schwarzen Masse, die nun immer mehr aus ihrem Gesicht hervorquoll, klang ihre Stimme normal wie immer. Panik breitete sich in mir aus.
"Nein! Bleib weg von mir!"
Ich stolperte ein paar Schritte rückwärts, durch dir Küchentür in den Flur und meinem Vater direkt in die Arme. Erschrocken wich ich vor ihm zurück, denn mit ihm schien die selbe schreckliche Veränderung, wie mit meiner Mutter vorzugehen.
"Was ist los mit dir Junge? Du siehst ja aus, als hättest du einen Geist gesehen."
Nichts konnte mich mehr halten. Panikerfüllt rannte ich an ihm vorbei zur Tür und schließlich aus dem Haus, doch dabei beließ ich es nicht. Ich rannte weiter, so schnell wie mich meine Beine nur tragen konnte. Ich hörte noch wie mein Vater? mir nachrief:
"Hey, Otonashi was ist los?! Wo willst du denn hin?! Bleib doch hier!"
Ich dachte nicht daran stehen zu bleiben, sondern beschleunigte meine Schritte eher noch. Die Straßen waren menschenleer, nirgends war ein Auto zu sehen, doch ich lief einfach weiter und weiter, immer weiter! Ich hatte längst die Orientierung verloren, wusste nicht mehr wo ich war, geschweige denn wo ich hin lief. Im Moment war mir jedoch all das egal. Ich wollte nur noch weg.

Eng an eng zusammengedrängt stand wir auf einem Platz, umringt von Schattenkreaturen, die aus der gleichen schwarzen, brodelnden Masse zu bestehen schienen, wie das, was gerade eben noch aus den abbröckelnden Gesichtern meiner Eltern hervorquoll. Ich hatte Angst, aber zu gleich fühlte ich auch eine unbeugsame Entschlossenheit. Ich gab ein paar Schüsse aus den beiden Pistolen ab, die ich in meinen Händen hielt und zwei der Schattenwesen stoben auseinander, als besäßen sie eine rauchartige Konsistenz.

Das Blut rauschte in meinen Ohren. Mein Atem ging hechelnd und stoßweise. Mein Sichtfeld verschwamm zusehends und mein Herz pochte so laut, dass ich befürchtete es würde zerspringen. Keuchend brach ich zusammen. Ich war gelaufen. Immer weiter, bis meine Beine unter dem Körper nachgaben. Ich schloss die Augen, versuchte meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Für Minuten blieb ich einfach so liegen. Als sich mein Puls wieder einigermaßen normalisiert hatte, öffnete ich die Augen und blickte mich um. Unmöglich! Ich befand mich direkt vor dem Eingangstor der Schule. Das konnte nicht sein! Ich war zwar sicherlich ziemlich lange gerannt aber nicht SO lange! Es war für einen normalen Menschen quasi unmöglich eine so lange Strecke durchgehend zu rennen. Selbst mit dem Auto brauchte man eine knappe dreiviertel Stunde bis zur Schule.
Ich seufzte resignierend. Was mache ich mir hier eigentlich überhaupt noch Gedanken über Sinn und Unsinn. Im Moment machte doch sowieso überhaupt nichts mehr Sinn.

Was sollte ich jetzt tun? Zögerlich ging ich hinüber zum Tor, es war offen.
In einiger Entfernung sah ich eine einzelne Person, einsam und verlassen auf dem Schulhof stehend. Ich konnte nicht viel erkennen, nur dass es sich um ein Mädchen mit langen, weißen Haaren handelte, die ihr hinten etwa bis zur Hüfte über die Schultern fielen. Sie trug ein fremde Schuluniform, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte und mir doch bekannt vorkam. Das Mädchen drehte mir zwar den Rücken zu, trotzdem kam es mir so vor, als hätte ich sie bereits schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Bei ihrem Anblick breitete sich sogleich ein seltsam warmes Gefühl in meiner Brust aus. Gleichermaßen begann ein stumpfer Schmerz in meinem Kopf zu pochen und ich fühlte mich betäubt, so als würde mich irgendetwas daran hindern, klar denken zu können. Aber ich kannte dieses Mädchen. Ich war mir ganz sicher! Gleichermaßen wusste ich plötzlich, dass sie mir einmal sehr viel bedeutet haben musste. Wenn ich mich doch nur an ihren Namen erinnern könnte. Ihr Name...ich glaube er begann mit K. K...Ka...

"Kanade. ich liebe dich. Lass uns für immer zusammen bleibe."
Sie stand direkt vor mir. Zärtlich nahm ich sie in die Arme, während mir bittere Tränen die Wange herunter liefen. Ihr Körper fühlte sich warm an... und so zerbrechlich.
"Vielen Dank, Yuzuru."
Mein Herz begann sich mit Verzweiflung zu füllen. Ich wollte sie nicht verlieren.
"Lass uns für immer zusammen bleiben."
"Danke"
"Ich liebe dich, Kanade." Verzweifelt drückte ich sie fester an mich und sie schmiegte sich mit ihrem Kopf eng an meine Brust.
"Vielen herzlichen Dank."
"Kanade!" Die Tränen rannen mir jetzt in Strömen aus den Augen. Warum muss sie gehen? Warum ausgerechnet jetzt?! Ich wollte doch für immer mit ihr zusammen sein.
"Bitte geh nicht weg. Kanade. Kanade!"
"Vielen Dank für das Leben. Wirklich... vielen Dank."
Ein stechender Schmerz durchfuhr meine Brust. Meine Arme griffen plötzlich ins Leere und ich stürzte nach vorn auf meine Knie. Sie war verschwunden. Einfach weg. WEG! In meiner Brust tobte ein Gefühlstornado, hinterließ nichts als Zerstörung und schreckliche Leere. Mein Herz drohte zu zerspringen. Mit all meiner Verzweiflung schrie ich ihren Namen.

"KANADE!!!" Ich war zurück auf dem Schulcampus. Noch immer liefen mir warme Tränen die Wangen herunter. Da stand sie, direkt vor mir. Aber wie war das möglich. Ich dachte ich hätte sie für immer verloren. Offenbar hatte ich den letzten Schrei noch ausgestoßen, als ich mich bereits wieder hier befand, denn sie drehte sich nun langsam zu mir herum. Innerlich flehte ich darum, dass es nicht wie die Male zuvor endet und ich zumindest noch einmal ihr Gesicht sehen konnte. Zugleich hatte ich panische Angst davor, einfach aufzuwachen, mit dem Wissen, dass alles schlussendlich doch nur ein Traum gewesen war.
Erleichtert atmete ich auf. Sie hatte sich nun komplett zu mir herumgedreht und auf ihren Gesichtszügen lag ein sanftes Lächeln, fast so, als wollte sie mir sagen, dass alles gut wird und ich mir keine Sorgen zu machen brauche. Ich richtete mich auf. Wollte zu ihr gehen, sie in meine Arme schließen und nie wieder gehen zu lassen. Bevor ich sie jedoch erreichen konnte, weckte mich ein starkes Rütteln an meiner Schulter. Ich schlug die Augen auf und blickte in das besorgte Gesicht Hinatas. Dafür hatte allerdings in diesem Moment kein Auge. Ich konnte nur an eines denken.
Wie konnte ich das Alles nur jemals vergessen?

Wie konnte ich sie nur jemals vergessen?
 
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Reaktionen: Joshi Chan

Emizel

Otaku König
16 Jan. 2014
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AW: Angel Beats! Infinite

Was man bis jetzt lesen konnte fand ich soweit ganz gut und würde auf jedenfall weiterlesen wenn es weiter geht :D Rechtschreibfehler gab es glaube ich kaum hab zumindest keine gefunden hab aber auch nicht so genau drauf geachtet. Was mir auch noch ins Auge sprang war das mich der Prolog ein kleines bisschen an Little Busters erinnert hat (zumindest war das der erste gedanke den ich hatte).
 
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SyNth

Otaku Experte
24 Aug. 2013
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AW: Angel Beats! Infinite

Erstmal danke und jaa hab da zwar bis jetzt zwar noch nicht zuende geschaut und weiß auch gar nicht mehr um was da so genau ging aber kann sein das ich mich da unterbewusst inspirieren lassen hab. :p

Ich denk mal das nächste Kapitel werde ich in ner Woche ca raushauen. Nützt ja nichts wenn ich jetzt alles auf einmal rausknüppel und dann Ewigkeiten nichts kommt. (;
 

SyNth

Otaku Experte
24 Aug. 2013
69
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AW: Angel Beats! Infinite

Erstmal vielen Dank. (:

Außerdem muss ich mich vielleicht "entschuldigen", dass Kapitel 3 etwas länger gebraucht hat. Was soll ich sagen, ich war schlicht und ergreifend zu faul. :p
 

XXY

Otaku Amateur
19 Jan. 2014
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AW: Angel Beats! Infinite

Danke!

Ich hatte Angst, dass du einfach aufgehört hättest...

Ich finde das neue Kapitel toll und freue mich auf mehr :)

Gruß
Simon
 

SyNth

Otaku Experte
24 Aug. 2013
69
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AW: Angel Beats! Infinite

Nein einfach aufhören werde ich sicher nicht!

Es hat nur wiedermal, aus bekannten Faulheitsgründen, viiiiiel länger gedauert, als gewollt. :p
 

XXY

Otaku Amateur
19 Jan. 2014
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AW: Angel Beats! Infinite

Vielen Dank fürs Weiterschreiben!
Es ist schön deine Geschickte zu lesen!
Egal, wie lange es dauert, mach bitte weiter...

Gruß
XXY

P.S. Die bekannten Faulheitsgründe kenn ich nur zu gut! :D
 

SyNth

Otaku Experte
24 Aug. 2013
69
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AW: Angel Beats! Infinite

Freut mich, dass dir meine Geschichte auch weiterhin gefällt.

Außerdem muss ich mich entschuldigen ich hab ganz vergessen das neue Kapitel auch hier hoch zu stellen.
Tut mir sorry. :p
 

Schokette2908

Otaku Novize
7 Sep. 2015
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AW: Angel Beats! Infinite

du hast einen sehr schönen Schreibstil :)

auch die Storyline gefällt mir in den Spoilern gut und ich werd es auf alle Fälle lesen wenn ich genügend Zeit habe!