Folge 23 - The Scales of Justice
Studio: Tatsunoko Productions
Genre: Action, Sci-Fi, Polizei
Episoden: 11
Premiere: 10.10.2014
Das Jahr 2014 wird als ein gutes Jahr für Anime in Erinnerung bleiben. Das kann man jetzt schon mit Sicherheit sagen. Dieses Jahr wurden einige hochkarätige Shows veröffentlicht und erfreulicherweise gab es auch etliche Überraschungen, mit denen niemand gerechnet hat. Neben Fate/Stay Night - Unlimited Blade Works ist Psycho-Pass die, nicht nur von mir, mit grösster Spannung erwartete Show der Herbststaffel 2014.
Doch es gibt einige Faktoren, die meine Vorfreude auf die Fortsetzung des Kultanimes von Gen Urobuchi getrübt haben. Zum einen übernimmt nicht mehr Production I.G. die Produktion der zweiten Staffel, sondern Tatsunoko Production, die zwar durchaus einen guten Anime produzieren können, aber in letzter Zeit sich auch einige Fehltritte erlaubt hatten. Zum anderen ist der Autor der Serie nicht mehr Gen Urobuchi, sondern Tow Ubukata, der nicht gerade ein umfangreiches Résumé vorweisen kann. Urobuchi, wie auch der ehemalige Regisseur Katsuyuki Motohiro (neu Naoyoshi Shiotani) werden zwar als Planungs-Superviser angeführt, doch was das genau bedeutet, ist unserer Phantasie überlassen. Zumindest Urobuchis Name wurde in letzter Zeit so oft missbraucht, dass ich nicht mehr jedem Anime traue, der ihn verwendet.
Doch die erste Folge von Psycho-Pass 2 ist eine Wucht und macht Lust auf mehr!
Schon der erste Setz verrät uns eine wichtige und neue Information über das Setting von Psycho-Pass 2. Im Japan der Zukunft hat sich seit den Ereignissen der ersten Staffel einiges getan. Eine neue Droge namens LACOUSE erzielt offenbar neue Fortschritte im Bereich der Psycho-Farbe Therapie. Zumindest wenn man den Aussagen dieser Werbung glauben kann. Wobei...kann man jemals Werbung glauben? Ich befürchte es wird sich herausstellen, dass Marketing in der Zukunft die Menschen genauso belügt, wie es heute der Fall ist.
Wie schon in der ersten Staffel, fängt die Serie mit viel Tempo an, ohne auf die Bremse zu treten. Doch etwas ist neu. Die Art des Verbrechens erinnert stark an einen terroristischen Anschlag, was in der ersten Staffel in der Form nie vorkam. Ausser man würde Makishimas Masterplan als einen terroristischen Akt interpretieren, was aber meiner Meinung nach nicht zutrifft.
Dieser Anschlag hingegen ist kein Einzelfall, sondern der dritte seiner Art. Eine Videobotschaft eines maskierten Mannes deklariert die Motivation der Bombenleger:
"Wir werden vom Sibyl System getäuscht. Ein System, das Jedermann glücklich macht? Dass ich nicht lache! In Kategorien gesteckt zu werden und seine Zukunft von einer Maschine bestimmen zu lassen, ist kein menschenwürdiges Leben. Die Regierung behandelt uns Bürger wie Zahnräder in einer Maschine. Und OW Pharma, der Hersteller von LACOUSE, nutzt dieses kaputte System aus."
Die Bombenleger haben also drei Feindbilder. Das Sibyl System, die Regierung und OW Pharma. Oder anders gesagt, man will das soziale, politische und ökonomische System stürzen. Das passt eigentlich in das Profil einer mustergültigen Terrororganisation.
Auf den ersten Blick klingen ihre Forderungen gar nicht so unvernünftig. OW Pharma aussen vor gelassen, kann der Zuschauer die Auflehnung gegen das Sibyl System nachvollziehen und niemand möchte bloss ein Zahnrad in einem Uhrwerk sein. Doch wenn wir etwas näher hinschauen, so gaukelt uns ein jedes soziale System vor, es sei das einzige, das seine Bürger wirklich glücklich machen kann. Ausserdem lässt sich das soziale Leben eines Individuums durchaus mit der Metapher eines Zahnrads in einem grösseren Uhrwerk beschreiben. Wo ist da also der Unterschied zu herkömmlichen Terroristen, wie beispielsweise Al Qaida? Was gibt den Terroristen von Psycho-Pass eine bessere Legitimation als denen von Al Qaida?
Genau so kennen wir Psycho-Pass, voller Grauzonen und unangenehmer Fragen, die hoffentlich durch die Serie hindurch noch weiter auseinander genommen werden.
Nach dem Tod von Shinya Kogami, Shusei Kagari und Tomomi Masaoka, braucht Team 1 drei neue Vollstrecker. Ginoza nimmt den Platz seines Vaters ein und die anderen beiden werden durch zwei neue Charaktere ersetzt (Togane und Hinakawa). Neben den neuen Vollstreckern, gibt es weitere neue Charaktere, die in der zweiten Staffel wohl an Bedeutung gewinnen werden. So hat Akane eine neue Partnerin, Inspektorin Mika Shimotsuki, und es scheint auch, als ob Team 2 eine wichtigere Rolle übernehmen wird in den künftigen Folgen.
Ob die neuen Charaktere wirklich so schlimm sind, wie Ginoza hier prophezeit, wird sich noch offenbaren.
Mika scheint von Vollstreckern nicht viel zu halten. Zunächst war ich geneigt ihre Abneigung gegen sie mit der von Ginoza in der ersten Staffel zu vergleichen, jedoch ist sein Verhalten ihnen gegenüber stets aus Selbstschutz hervorgegangen. Mika allerdings hat wahrscheinlich eine genuine Abneigung gegenüber Vollstreckern oder Kriminellen im Allgemeinen. Dies sollte uns auch nicht verwundern, denn Mika kommt einigen Psycho-Pass Fans sicherlich bekannt vor. Sie kam nämlich schon in Folge 6 der ersten Staffel vor. Mika war eine Schülerin der Oso Akademie und die beste Freundin von Kagami, einem Mädchen, das auf brutale Weise von Oryou Rikako ermordet wurde. Vom dem her überrascht es nicht, dass sie latente Kriminelle nicht besonders mag.
Es ist erfreulich zu sehen, dass Akane selbst in ihrer Absenz eine konsequente Entwicklung gemacht hat, die schon in der ersten Staffel begann.
Sie legt in dieser Folge erstaunliche analytische und deduktive Fähigkeiten an den Tag, die stark an ihren Mentor, Kogami, erinnern. Zwischen Akane und Mika besteht ein ausserdem ein extremer Kontrast, der mehrmals innerhalb dieser Episode konstruiert wird. Neben ihren unterschiedlichen Perspektiven auf Vollstrecker, haben sie unterschiedliche Handlungsweisen. Akane ist besonnen und analysiert die Situation, bevor sie eine Entscheidung trifft, während Mika sich unüberlegt treiben lässt und gar nicht daran interessiert ist die Handlungen eines Kriminellen nachzuvollziehen. Sie muss auf die harte Tour lernen, dass dieses Verhalten sie und ihre Kollegen schnell in Fallen locken kann.
Oha, das muss wehtun...ausgerechnet von einer Vollstreckerin gerettet zu werden...Da wird doch nicht etwa jemand gezwungen werden im Verlaufe der Serie seine Vorurteile zu hinterfragen? Das ist ja fast schon eine triviale Herangehensweise.
Und wie sich Akane verändert hat! In Staffel eins wäre sie in dieser Szene früher oder später von Kogami gerettet worden. Doch jetzt schickt sie ihre Vollstrecker weg, um den Verbrecher zu jagen, während sie selber die unmittelbare Bedrohung, hier von einem Roboter ausgehend, neutralisiert. Ich liebe diese neue Akane! Sie ist nicht nur intelligent, sondern weiss sich auch zu verteidigen...oder Robotern in den stählernen Hintern zu treten.
Der Autor, Ubukata, gibt sich grosse Mühe aus Mika einen Charakter zu machen, der dem Zuschauer auf den Wecker geht. Sie ist nicht nur hitzköpfig, stur, voller Vorurteile, unfähig, sondern auch noch arrogant. Als ob 1.5 Jahre in einem Beruf aus jemandem je einen Meister seines Fachs gemacht hätten.
Aber ich glaube zu wissen, was Ubukata mit dieser Strategie beabsichtigt. Zu Beginn der ersten Staffel war auch Akane ein eher stereotypischer Charakter, der einen Rookie Typus verkörperte. Dasselbe macht man mit Mika. Akane war zu Beginn eine naive Idealistin und Mika ist ein verbitterter Hitzkopf. Doch man wird ihr im Verlauf der Serie, wie damals bei Akane geschehen, Raum für Entwicklung geben und aus ihr einen dreidimensionalen Charakter machen. In Welche Richtung wird diese Entwicklung wohl gehen?
Psycho-Pass liebt es uns Paradoxa im Sibyl System zu präsentieren. Der Bombenleger, Kitazawa, war ein hervorragender Schüler, der eigentlich eine vielversprechende Zukunft vor sich hätte haben sollen. Welche berufliche Laufbahn ein Bürger einschlägt, bestimmt Sibyl mithilfe eines Einstufungstests, um sicherzustellen, dass jeder Bürger den für ihn geeignetsten Beruf ausübt. So soll das Glück der Individuen und die Ordnung in der Gesellschaft sichergestellt werden.
Doch beim Einstufungstest von Kitazawa hat sich herausgestellt, dass seine Psycho-Farbe sich leicht trüben lässt und er somit zu Instabilität neigen kann. Dadurch blieb ihm der Zugang zu einer Stelle mit viel Verantwortung verwehrt. Durch diesen Misserfolg, der in diesem Falle schwer wiegt, da Sibyls Urteil lebenslänglich gilt, wurde sein Psycho-Pass aber erst recht getrübt, was seinen Kriminalkoeffizienten dramatisch ansteigen liess und aus ihm einen Verbrecher machte. Der Fehler im System scheint offensichtlich. Ohne Sibyl wäre aus dem Mann niemals ein Krimineller geworden, oder?
Doch überlegen wir ein Stück weiter. Angenommen Sibyls Psycho-Pass Analyse stimmt und der Mann neigt tatsächlich dazu leichter Anfällig für Kriminalität zu werden, als andere Menschen, was würde passieren, wenn es das Sibyl System nicht gäbe? In unserer Gesellschaft würde Kitazawa vielleicht eine Bilderbuchkarriere durchlaufen und ein angesehener Manager einer grossen Firma werden. Doch wenn er wirklich eine labile Persönlichkeit hat, dann ist er auch anfällig für Versuchungen, denen er in seiner Position verfallen könnte, was wiederum Korruption fördert. Doch sowas könnte in unserer freien Gesellschaft niemals passieren? Oder? Man muss nur täglich Zeitung lesen, um festzustellen, welchen Schaden falsche Personen (oder Persönlichkeiten) in sensiblen Positionen anrichten können. Anders gefragt, könnte in einer von Sibyl kontrollierten Gesellschaft sowas wie das Platzen der Immobilienblase von 2008 und die einhergehende globale Wirtschaftskrise passieren?
Obwohl sich Akane dermassen verändert hat, ist sie ihren Idealen treu geblieben. Kitazawa hat einen Psycho-Pass von 302. Wir wissen, dass ab einem Psycho-Pass von 100 der Dominator, die Waffe der Inspektoren und Vollstrecker, von Sibyl auf Betäubung gestellt wird. Ab einem Psycho-Pass von 300 entscheidet Sibyl, dass es für einen Kriminellen keinen Platz mehr in der Gesellschaft gibt, weshalb der Dominator zu einer tödlichen Waffe wird. In diesem Fall sind es 3 Punkte, die für Kitazawa den Unterschied zwischen Leben und Tod machen. Akane glaubt aber, dass es immer noch Hoffnung für ihn gibt, weshalb sie sich weigert ihn zu erschiessen.
Ich hätte es niemals für möglich gehalten, aber auch Ginoza hat sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt und nicht einmal zum Schlechten hin! Sein Outfit erinnert zudem stark an das seines Vaters. Selbst seine linke Hand ist wie bei Masaoka in einen Handschuh gehüllt. Trägt auch Ginoza eine Armprothese?
In dieser Eröffnungsfolge wird ein subtiler Akzent auf das Verhältnis zwischen Akane und Ginoza gelegt. Zwischen ihnen gibt es eine Harmonie, die wir so bei keinem der anderen Vollstrecker und den gezeigten Inspektoren sehen. In dieser Szene wird klar warum. Sie kennen und vertrauen sich. Die Zeit, die sie während der ersten Staffel miteinander verbracht und die Dinge, die sie gemeinsam erlebt haben, liess sie näher rücken. Auch wenn jetzt Ginoza ein Vollstrecker und Akane eine Inspektorin ist, scheint es einen gegenseitigen Respekt zwischen ihnen zu geben. Ginoza respektiert sie jetzt, wo er ein Vollstrecker und ihr untergeordnet ist, noch mehr, als damals, wo er ihr Vorgesetzter war.
Dieser Respekt und das gegenseitige Vertrauen gehen soweit, dass Ginoza am Ende bereit ist einen anderen Vollstrecker zu erschiessen, gegen den Befehl einer Inspektorin und auf das Risiko hin selber von ebendieser erschossen zu werden.
Dieses Vertrauen wird aber von einem Misstrauen seitens der anderen Inspektorinnen gegenüber Akane begleitet, was auf künftiges Konfliktpotential schliessen lässt.
Nachdem Ginoza später der impulsiven Mika auf elegante Art den Kopf gewaschen und sie, wie sein Vater früher, Missy genannt hat, konnte ich nicht anders, als mit ihm Frieden schliessen. Ich hätte nie gedacht mich eines Tages zu freuen, mehr von diesem Charakter zu sehen!
Ich bin beruhigt, dass Psycho-Pass 2 nichts vom Biss verloren hat, den Gen Urobuchi der ersten Staffel verliehen hat. Man subtrahiere das Sibyl System, addiere unsere heutige Gesellschaft und überprüfe, ob diese Aussage nicht trotzdem zutreffen würde. Intelligent und ambivalent wie eh und je!
Akane akzeptiert die Unfehlbarkeit von Sibyl nicht mehr, wie es noch zu Beginn der ersten Staffel der Fall war. Das Wissen, um die wahre Natur von Sibyl, aber auch dessen Unfähigkeit mit Makishima Shogo umzugehen, hat ihr Bild von Sibyl verändert. Was sie hier sagt ist, dass die Gesellschaft nicht aus Sibyl besteht, sondern aus den Individuen, die Teil dieser Gesellschaft sind. Letztendlich kommt es darauf an, ein tugendhaftes Leben zu führen und dadurch die Gesellschaft zum Guten hin zu wenden. Eine Philosophie, die von Platon stammen könnte. So unrecht hat Akane gar nicht. Würde jedes Individuum ein tugendhaftes Leben führen, wäre Sibyl auch überflüssig. Sibyl existiert, gemäss dieser Philosophie, nur wegen den Menschen, die kein tugendhaftes Leben führen wollen oder es nicht können.
Der Vollstrecker Togane macht in diesem Kontext auch eine interessante Aussage:
"Du bist nicht nur ein Zahnrad in einem Uhrwerk. Solange du den Willen hast dich zu widersetzten, bist du ein menschliches Wesen."
Togane will Akane unterstützen, doch bin ich mir nicht sicher, wie sich diese Aussage mit Akanes Philosophie vereinbaren lässt. Ja, der Wille zum Widerstand macht ihn durchaus zu einem Individuum, zu jemandem, der sich nicht einfach entschliesst ein Zahnrad im System zu sein, ob aber Akane diese Form von Widerstand billigt, scheint mir nicht klar zu sein. Sie sagt zwar, dass Kitazawas Wille ein Unrecht rückgängig zu machen, eine Eigenschaft ist, welche von der Gesellschaft gebraucht wird, doch ob sie seine Methodik billigt, ist noch nicht klar. Sie äussert sich überraschend unkritisch über seine Bomben, doch dies könnte auch damit begründet werden, dass sie ihn beruhigen und nicht noch weiter aufregen will.
Doch Akane kritisiert Sibyl in dieser Szene deutlich. Es scheint mir, als ob diese Frau noch etwas vorhat.
Mika: Sibyl hat entschieden, dass er nicht verdient hat zu leben...
Akane: Letztendlich hat Sibyl aber diese Entscheidung zurückgenommen.
Die Implikationen dieses Dialogs sind weitreichend. Trotz aller Kritik, die Akane an Sibyl äussert, akzeptiert sie Sibyls Entscheidung. Sie rebellierte nicht etwa gegen das System, sondern überredete es, sein Urteil zu revidieren. Wird Akane in dieser Staffel versuchen Sibyl zu ändern? Will sie die Gesellschaft verändern, indem sie Sibyl überzeugt, sich selber zu reformieren? Sibyl hat in der ersten Staffel bewiesen, dass es ein System ist, dass sich selber bewusst ist und auch in der Lage ist, Fehler einzugestehen. Ausserdem hat Sibyl schon früher Akane als moralische Autorität akzeptiert und sie eine Entscheidung treffen lassen, die das System selber nicht treffen konnte. Doch wie will Akane ein System, das dermassen von sich selber überzeugt ist, überzeugen, sich selber zu reformieren? Ich denke, diese Staffel hat sich Grosses vorgenommen!
Fazit
Psycho-Pass 2 sieht nicht nur aus wie Psycho-Pass, sondern fühlt sich genauso an. Dies ist zweifelsfrei intendiert, denn diese Folge ist nicht etwa mit Folge 01 beschriftet, sondern mit Folge 23. Man will ganz klar eine Kontinuität zur ersten Staffel konstruieren und den Zuschauern sagen, dass die Geschichte, die Gen Urobuchi begonnen hat, noch lange nicht fertig erzählt ist. Denn obwohl sich viele Charaktere verändert haben und neue dazu gekommen sind, hat sich in der Welt von Psycho-Pass nicht viel getan. Ich vermute, dass diese Staffel genau hier ansetzen wird.
Die Entwicklung, welche die Charaktere in der Zeit zwischen der ersten Staffel und der zweiten Staffel gemacht haben, ist nicht nur fantastisch, sondern fühlt sich auch authentisch an. Akane wendet das an, was sie von Kogami gelernt hat und handelt so rational, wie ihr Mentor. Doch am meisten gefällt mir ihr neues Selbstbewusstsein, das sie schon in der zweiten Hälfte der letzten Staffel begonnen hat zu entwickeln. Dieses verleiht ihr, zusammen mit ihren unerschütterlichen Idealen, ein unwiderstehliches Charisma und macht sie zu einem der besten weiblichen Anime Charaktere, die ich seit langem gesehen habe. Dass man sich bei ihr mit Fanservice zurückhält, lässt sie nur noch besser erscheinen. Aber auch Ginoza ist, neu als Vollstrecker, ein wesentlich sympathischerer Charakter, als noch zu Beginn der ersten Staffel und seine Ähnlichkeiten mit Masaoka verleihen ihm zusätzlichen Charme. Mit diesen Charakteren punkten die erste Folge von Psycho-Pass zwei ganz deutlich bei mir.
Zu den anderen lässt sich nicht viel sagen. Togane scheint eine wichtige Rolle zu übernehmen und wird wohl ein Hauptcharakter dieser Staffel werden. Dabei deutet das Opening etwas an in Zusammenhang mit Togane, das, wenn es sich als Wahrheit entpuppt, ein massiver Spoiler wäre. Togane könnte demnach ein Android von Sibyl sein. Wenn es wirklich so ist, dann wäre dies sehr schade, wenn man einen solchen Plottwist gleich vorwegnimmt.
Die Handlung scheint grosse Ähnlichkeiten mit der, aus der ersten Staffel zu haben. Zu grosse, für meinen Geschmack, denn nach dem Ending sehen wir eine Szene mit dem neuen Bösewichten, der wie Makishima ein kriminell asymptomatischer Mensch zu sein scheint, was so viel bedeutet wie, Sybil kann seinen Kriminalkoeffizienten nicht messen. Ich hatte mir erhofft, dass sich die Autoren etwas originelleres einfallen lassen, doch noch ist nicht sicher, dass meine Vermutung stimmt. Wir sehen zwar, wie ein Vollstrecker seinen Dominator auf den Bösewichten richtet und dieser nur einen Kriminalkoeffizienten von 48 anzeigt, doch ob er wirklich kriminell asymptomatisch ist oder diesen Effekt durch technische Hilfsmittel erzeugt, ist nicht mit absoluter Sicherheit zu sagen.
Das Ende lässt aber darauf schliessen, dass Akane einiges vor hat in dieser Staffel. Ich vermute sie will die Gesellschaft verändert, weil sie sich durchaus bewusst ist, dass einige Ungerechtigkeiten vorkommen, doch ich mutmasse, dass ihre Methode nicht die sein wird, sich gegen Sibyl aufzulehnen, sondern Sibyl davon zu überzeugen, sich selber zu ändern. Eine These die dadurch unterstützt wird, dass Togane möglicherweise ein Android von Sibyl ist, wodurch Sibyl Akane jederzeit beobachten und ihre Philosophie beurteilen kann.
Es freut mich auch zu sehen, dass die Animationsqualität der zweiten Staffel nicht merklich abgenommen hat. Obwohl ein anderes Studio und andere Zeichner die Produktion übernommen haben, gibt man sich allergrösste Mühe an den Stil von Production I.G anzuknüpfen. Ich könnte auf den ersten Blick nicht sagen, dass diese Folge von einem anderen Studio stammt, als die erste Staffel. Auch im musikalischen Bereich setzt man auf Kontinuität und so hört sich der Soundtrack ähnlich an, wie der aus der ersten Staffel. Selbst der Openingsong Enigmatic Feeling stammt von Ling Tosite Sigure, deren Musik nicht nur einen hohen Wiedererkennungswert besitzt, sondern die auch schon für die erste Staffel von Psycho-Pass während dem Opening gespielt haben (von ihnen stammt übrigens auch das Opening zu Tokyo Ghoul). Aber auch das Ending Fallen stammt von derselben Band, die schon zuvor das Ending von Psycho-Pass gemacht hat, nämlich von EGOIST. Beides sind sehr gute Songs und passen sehr schön zur Grundstimmung und den Themen dieser Show.
Ja, bei einem dermassen ehrgeizigen Vorhaben kann viel schief gehen. Selbst die erste Staffel, die noch von Gen Urobuchi geschrieben wurde, hatte ihre, zum Glück nicht zahlreichen, Probleme. Doch die erste Folge trifft mitten ins Schwarze und überzeugt mich auf voller Linie. Sie sieht aus wie Psycho-Pass, sie hört sich an wie Psycho-Pass, sie ist komplex und vielschichtig wie Psycho-Pass, kurz gesagt, sie ist Psycho-Pass und ich will mehr davon!
Meine grösste Angst für die zweite Staffel ist die, dass Ubukatas Drehbuch doch nicht das Format von Urobuchi erreichen kann und dass der neue Bösewicht verglichen mit Makishima zu blass ausfällt.
Ankündigung
Vielleicht ist es jemandem aufgefallen, dass dieser Text den üblichen Umfang eines Previews sprengt, was daran liegt, dass es keins ist. Ich werde (versuchen) zur zweiten Staffel von Psycho-Pass wöchentliche Episodenreviews verfassen, wie ich es schon in der letzten Staffel gemacht habe. Falls ihr auch schon dermassen "gehooked" seid von dieser Show, würde es mich freuen, wenn ihr regelmässig vorbei schaut und eure Meinung mit mir teilt :)
Ihr könnt die Episodenreviews auch auf meinem Blog mitverfolgen: Anime Reviews | Psycho-Pass 2 Folge 1 - Anime Reviews
Studio: Tatsunoko Productions
Genre: Action, Sci-Fi, Polizei
Episoden: 11
Premiere: 10.10.2014
Das Jahr 2014 wird als ein gutes Jahr für Anime in Erinnerung bleiben. Das kann man jetzt schon mit Sicherheit sagen. Dieses Jahr wurden einige hochkarätige Shows veröffentlicht und erfreulicherweise gab es auch etliche Überraschungen, mit denen niemand gerechnet hat. Neben Fate/Stay Night - Unlimited Blade Works ist Psycho-Pass die, nicht nur von mir, mit grösster Spannung erwartete Show der Herbststaffel 2014.
Doch es gibt einige Faktoren, die meine Vorfreude auf die Fortsetzung des Kultanimes von Gen Urobuchi getrübt haben. Zum einen übernimmt nicht mehr Production I.G. die Produktion der zweiten Staffel, sondern Tatsunoko Production, die zwar durchaus einen guten Anime produzieren können, aber in letzter Zeit sich auch einige Fehltritte erlaubt hatten. Zum anderen ist der Autor der Serie nicht mehr Gen Urobuchi, sondern Tow Ubukata, der nicht gerade ein umfangreiches Résumé vorweisen kann. Urobuchi, wie auch der ehemalige Regisseur Katsuyuki Motohiro (neu Naoyoshi Shiotani) werden zwar als Planungs-Superviser angeführt, doch was das genau bedeutet, ist unserer Phantasie überlassen. Zumindest Urobuchis Name wurde in letzter Zeit so oft missbraucht, dass ich nicht mehr jedem Anime traue, der ihn verwendet.
Doch die erste Folge von Psycho-Pass 2 ist eine Wucht und macht Lust auf mehr!
Schon der erste Setz verrät uns eine wichtige und neue Information über das Setting von Psycho-Pass 2. Im Japan der Zukunft hat sich seit den Ereignissen der ersten Staffel einiges getan. Eine neue Droge namens LACOUSE erzielt offenbar neue Fortschritte im Bereich der Psycho-Farbe Therapie. Zumindest wenn man den Aussagen dieser Werbung glauben kann. Wobei...kann man jemals Werbung glauben? Ich befürchte es wird sich herausstellen, dass Marketing in der Zukunft die Menschen genauso belügt, wie es heute der Fall ist.
Wie schon in der ersten Staffel, fängt die Serie mit viel Tempo an, ohne auf die Bremse zu treten. Doch etwas ist neu. Die Art des Verbrechens erinnert stark an einen terroristischen Anschlag, was in der ersten Staffel in der Form nie vorkam. Ausser man würde Makishimas Masterplan als einen terroristischen Akt interpretieren, was aber meiner Meinung nach nicht zutrifft.
Dieser Anschlag hingegen ist kein Einzelfall, sondern der dritte seiner Art. Eine Videobotschaft eines maskierten Mannes deklariert die Motivation der Bombenleger:
"Wir werden vom Sibyl System getäuscht. Ein System, das Jedermann glücklich macht? Dass ich nicht lache! In Kategorien gesteckt zu werden und seine Zukunft von einer Maschine bestimmen zu lassen, ist kein menschenwürdiges Leben. Die Regierung behandelt uns Bürger wie Zahnräder in einer Maschine. Und OW Pharma, der Hersteller von LACOUSE, nutzt dieses kaputte System aus."
Die Bombenleger haben also drei Feindbilder. Das Sibyl System, die Regierung und OW Pharma. Oder anders gesagt, man will das soziale, politische und ökonomische System stürzen. Das passt eigentlich in das Profil einer mustergültigen Terrororganisation.
Auf den ersten Blick klingen ihre Forderungen gar nicht so unvernünftig. OW Pharma aussen vor gelassen, kann der Zuschauer die Auflehnung gegen das Sibyl System nachvollziehen und niemand möchte bloss ein Zahnrad in einem Uhrwerk sein. Doch wenn wir etwas näher hinschauen, so gaukelt uns ein jedes soziale System vor, es sei das einzige, das seine Bürger wirklich glücklich machen kann. Ausserdem lässt sich das soziale Leben eines Individuums durchaus mit der Metapher eines Zahnrads in einem grösseren Uhrwerk beschreiben. Wo ist da also der Unterschied zu herkömmlichen Terroristen, wie beispielsweise Al Qaida? Was gibt den Terroristen von Psycho-Pass eine bessere Legitimation als denen von Al Qaida?
Genau so kennen wir Psycho-Pass, voller Grauzonen und unangenehmer Fragen, die hoffentlich durch die Serie hindurch noch weiter auseinander genommen werden.
Nach dem Tod von Shinya Kogami, Shusei Kagari und Tomomi Masaoka, braucht Team 1 drei neue Vollstrecker. Ginoza nimmt den Platz seines Vaters ein und die anderen beiden werden durch zwei neue Charaktere ersetzt (Togane und Hinakawa). Neben den neuen Vollstreckern, gibt es weitere neue Charaktere, die in der zweiten Staffel wohl an Bedeutung gewinnen werden. So hat Akane eine neue Partnerin, Inspektorin Mika Shimotsuki, und es scheint auch, als ob Team 2 eine wichtigere Rolle übernehmen wird in den künftigen Folgen.
Ob die neuen Charaktere wirklich so schlimm sind, wie Ginoza hier prophezeit, wird sich noch offenbaren.
Mika scheint von Vollstreckern nicht viel zu halten. Zunächst war ich geneigt ihre Abneigung gegen sie mit der von Ginoza in der ersten Staffel zu vergleichen, jedoch ist sein Verhalten ihnen gegenüber stets aus Selbstschutz hervorgegangen. Mika allerdings hat wahrscheinlich eine genuine Abneigung gegenüber Vollstreckern oder Kriminellen im Allgemeinen. Dies sollte uns auch nicht verwundern, denn Mika kommt einigen Psycho-Pass Fans sicherlich bekannt vor. Sie kam nämlich schon in Folge 6 der ersten Staffel vor. Mika war eine Schülerin der Oso Akademie und die beste Freundin von Kagami, einem Mädchen, das auf brutale Weise von Oryou Rikako ermordet wurde. Vom dem her überrascht es nicht, dass sie latente Kriminelle nicht besonders mag.
Es ist erfreulich zu sehen, dass Akane selbst in ihrer Absenz eine konsequente Entwicklung gemacht hat, die schon in der ersten Staffel begann.
Sie legt in dieser Folge erstaunliche analytische und deduktive Fähigkeiten an den Tag, die stark an ihren Mentor, Kogami, erinnern. Zwischen Akane und Mika besteht ein ausserdem ein extremer Kontrast, der mehrmals innerhalb dieser Episode konstruiert wird. Neben ihren unterschiedlichen Perspektiven auf Vollstrecker, haben sie unterschiedliche Handlungsweisen. Akane ist besonnen und analysiert die Situation, bevor sie eine Entscheidung trifft, während Mika sich unüberlegt treiben lässt und gar nicht daran interessiert ist die Handlungen eines Kriminellen nachzuvollziehen. Sie muss auf die harte Tour lernen, dass dieses Verhalten sie und ihre Kollegen schnell in Fallen locken kann.
Oha, das muss wehtun...ausgerechnet von einer Vollstreckerin gerettet zu werden...Da wird doch nicht etwa jemand gezwungen werden im Verlaufe der Serie seine Vorurteile zu hinterfragen? Das ist ja fast schon eine triviale Herangehensweise.
Und wie sich Akane verändert hat! In Staffel eins wäre sie in dieser Szene früher oder später von Kogami gerettet worden. Doch jetzt schickt sie ihre Vollstrecker weg, um den Verbrecher zu jagen, während sie selber die unmittelbare Bedrohung, hier von einem Roboter ausgehend, neutralisiert. Ich liebe diese neue Akane! Sie ist nicht nur intelligent, sondern weiss sich auch zu verteidigen...oder Robotern in den stählernen Hintern zu treten.
Der Autor, Ubukata, gibt sich grosse Mühe aus Mika einen Charakter zu machen, der dem Zuschauer auf den Wecker geht. Sie ist nicht nur hitzköpfig, stur, voller Vorurteile, unfähig, sondern auch noch arrogant. Als ob 1.5 Jahre in einem Beruf aus jemandem je einen Meister seines Fachs gemacht hätten.
Aber ich glaube zu wissen, was Ubukata mit dieser Strategie beabsichtigt. Zu Beginn der ersten Staffel war auch Akane ein eher stereotypischer Charakter, der einen Rookie Typus verkörperte. Dasselbe macht man mit Mika. Akane war zu Beginn eine naive Idealistin und Mika ist ein verbitterter Hitzkopf. Doch man wird ihr im Verlauf der Serie, wie damals bei Akane geschehen, Raum für Entwicklung geben und aus ihr einen dreidimensionalen Charakter machen. In Welche Richtung wird diese Entwicklung wohl gehen?
Psycho-Pass liebt es uns Paradoxa im Sibyl System zu präsentieren. Der Bombenleger, Kitazawa, war ein hervorragender Schüler, der eigentlich eine vielversprechende Zukunft vor sich hätte haben sollen. Welche berufliche Laufbahn ein Bürger einschlägt, bestimmt Sibyl mithilfe eines Einstufungstests, um sicherzustellen, dass jeder Bürger den für ihn geeignetsten Beruf ausübt. So soll das Glück der Individuen und die Ordnung in der Gesellschaft sichergestellt werden.
Doch beim Einstufungstest von Kitazawa hat sich herausgestellt, dass seine Psycho-Farbe sich leicht trüben lässt und er somit zu Instabilität neigen kann. Dadurch blieb ihm der Zugang zu einer Stelle mit viel Verantwortung verwehrt. Durch diesen Misserfolg, der in diesem Falle schwer wiegt, da Sibyls Urteil lebenslänglich gilt, wurde sein Psycho-Pass aber erst recht getrübt, was seinen Kriminalkoeffizienten dramatisch ansteigen liess und aus ihm einen Verbrecher machte. Der Fehler im System scheint offensichtlich. Ohne Sibyl wäre aus dem Mann niemals ein Krimineller geworden, oder?
Doch überlegen wir ein Stück weiter. Angenommen Sibyls Psycho-Pass Analyse stimmt und der Mann neigt tatsächlich dazu leichter Anfällig für Kriminalität zu werden, als andere Menschen, was würde passieren, wenn es das Sibyl System nicht gäbe? In unserer Gesellschaft würde Kitazawa vielleicht eine Bilderbuchkarriere durchlaufen und ein angesehener Manager einer grossen Firma werden. Doch wenn er wirklich eine labile Persönlichkeit hat, dann ist er auch anfällig für Versuchungen, denen er in seiner Position verfallen könnte, was wiederum Korruption fördert. Doch sowas könnte in unserer freien Gesellschaft niemals passieren? Oder? Man muss nur täglich Zeitung lesen, um festzustellen, welchen Schaden falsche Personen (oder Persönlichkeiten) in sensiblen Positionen anrichten können. Anders gefragt, könnte in einer von Sibyl kontrollierten Gesellschaft sowas wie das Platzen der Immobilienblase von 2008 und die einhergehende globale Wirtschaftskrise passieren?
Obwohl sich Akane dermassen verändert hat, ist sie ihren Idealen treu geblieben. Kitazawa hat einen Psycho-Pass von 302. Wir wissen, dass ab einem Psycho-Pass von 100 der Dominator, die Waffe der Inspektoren und Vollstrecker, von Sibyl auf Betäubung gestellt wird. Ab einem Psycho-Pass von 300 entscheidet Sibyl, dass es für einen Kriminellen keinen Platz mehr in der Gesellschaft gibt, weshalb der Dominator zu einer tödlichen Waffe wird. In diesem Fall sind es 3 Punkte, die für Kitazawa den Unterschied zwischen Leben und Tod machen. Akane glaubt aber, dass es immer noch Hoffnung für ihn gibt, weshalb sie sich weigert ihn zu erschiessen.
Ich hätte es niemals für möglich gehalten, aber auch Ginoza hat sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt und nicht einmal zum Schlechten hin! Sein Outfit erinnert zudem stark an das seines Vaters. Selbst seine linke Hand ist wie bei Masaoka in einen Handschuh gehüllt. Trägt auch Ginoza eine Armprothese?
In dieser Eröffnungsfolge wird ein subtiler Akzent auf das Verhältnis zwischen Akane und Ginoza gelegt. Zwischen ihnen gibt es eine Harmonie, die wir so bei keinem der anderen Vollstrecker und den gezeigten Inspektoren sehen. In dieser Szene wird klar warum. Sie kennen und vertrauen sich. Die Zeit, die sie während der ersten Staffel miteinander verbracht und die Dinge, die sie gemeinsam erlebt haben, liess sie näher rücken. Auch wenn jetzt Ginoza ein Vollstrecker und Akane eine Inspektorin ist, scheint es einen gegenseitigen Respekt zwischen ihnen zu geben. Ginoza respektiert sie jetzt, wo er ein Vollstrecker und ihr untergeordnet ist, noch mehr, als damals, wo er ihr Vorgesetzter war.
Dieser Respekt und das gegenseitige Vertrauen gehen soweit, dass Ginoza am Ende bereit ist einen anderen Vollstrecker zu erschiessen, gegen den Befehl einer Inspektorin und auf das Risiko hin selber von ebendieser erschossen zu werden.
Dieses Vertrauen wird aber von einem Misstrauen seitens der anderen Inspektorinnen gegenüber Akane begleitet, was auf künftiges Konfliktpotential schliessen lässt.
Nachdem Ginoza später der impulsiven Mika auf elegante Art den Kopf gewaschen und sie, wie sein Vater früher, Missy genannt hat, konnte ich nicht anders, als mit ihm Frieden schliessen. Ich hätte nie gedacht mich eines Tages zu freuen, mehr von diesem Charakter zu sehen!
Ich bin beruhigt, dass Psycho-Pass 2 nichts vom Biss verloren hat, den Gen Urobuchi der ersten Staffel verliehen hat. Man subtrahiere das Sibyl System, addiere unsere heutige Gesellschaft und überprüfe, ob diese Aussage nicht trotzdem zutreffen würde. Intelligent und ambivalent wie eh und je!
Akane akzeptiert die Unfehlbarkeit von Sibyl nicht mehr, wie es noch zu Beginn der ersten Staffel der Fall war. Das Wissen, um die wahre Natur von Sibyl, aber auch dessen Unfähigkeit mit Makishima Shogo umzugehen, hat ihr Bild von Sibyl verändert. Was sie hier sagt ist, dass die Gesellschaft nicht aus Sibyl besteht, sondern aus den Individuen, die Teil dieser Gesellschaft sind. Letztendlich kommt es darauf an, ein tugendhaftes Leben zu führen und dadurch die Gesellschaft zum Guten hin zu wenden. Eine Philosophie, die von Platon stammen könnte. So unrecht hat Akane gar nicht. Würde jedes Individuum ein tugendhaftes Leben führen, wäre Sibyl auch überflüssig. Sibyl existiert, gemäss dieser Philosophie, nur wegen den Menschen, die kein tugendhaftes Leben führen wollen oder es nicht können.
Der Vollstrecker Togane macht in diesem Kontext auch eine interessante Aussage:
"Du bist nicht nur ein Zahnrad in einem Uhrwerk. Solange du den Willen hast dich zu widersetzten, bist du ein menschliches Wesen."
Togane will Akane unterstützen, doch bin ich mir nicht sicher, wie sich diese Aussage mit Akanes Philosophie vereinbaren lässt. Ja, der Wille zum Widerstand macht ihn durchaus zu einem Individuum, zu jemandem, der sich nicht einfach entschliesst ein Zahnrad im System zu sein, ob aber Akane diese Form von Widerstand billigt, scheint mir nicht klar zu sein. Sie sagt zwar, dass Kitazawas Wille ein Unrecht rückgängig zu machen, eine Eigenschaft ist, welche von der Gesellschaft gebraucht wird, doch ob sie seine Methodik billigt, ist noch nicht klar. Sie äussert sich überraschend unkritisch über seine Bomben, doch dies könnte auch damit begründet werden, dass sie ihn beruhigen und nicht noch weiter aufregen will.
Doch Akane kritisiert Sibyl in dieser Szene deutlich. Es scheint mir, als ob diese Frau noch etwas vorhat.
Mika: Sibyl hat entschieden, dass er nicht verdient hat zu leben...
Akane: Letztendlich hat Sibyl aber diese Entscheidung zurückgenommen.
Die Implikationen dieses Dialogs sind weitreichend. Trotz aller Kritik, die Akane an Sibyl äussert, akzeptiert sie Sibyls Entscheidung. Sie rebellierte nicht etwa gegen das System, sondern überredete es, sein Urteil zu revidieren. Wird Akane in dieser Staffel versuchen Sibyl zu ändern? Will sie die Gesellschaft verändern, indem sie Sibyl überzeugt, sich selber zu reformieren? Sibyl hat in der ersten Staffel bewiesen, dass es ein System ist, dass sich selber bewusst ist und auch in der Lage ist, Fehler einzugestehen. Ausserdem hat Sibyl schon früher Akane als moralische Autorität akzeptiert und sie eine Entscheidung treffen lassen, die das System selber nicht treffen konnte. Doch wie will Akane ein System, das dermassen von sich selber überzeugt ist, überzeugen, sich selber zu reformieren? Ich denke, diese Staffel hat sich Grosses vorgenommen!
Fazit
Psycho-Pass 2 sieht nicht nur aus wie Psycho-Pass, sondern fühlt sich genauso an. Dies ist zweifelsfrei intendiert, denn diese Folge ist nicht etwa mit Folge 01 beschriftet, sondern mit Folge 23. Man will ganz klar eine Kontinuität zur ersten Staffel konstruieren und den Zuschauern sagen, dass die Geschichte, die Gen Urobuchi begonnen hat, noch lange nicht fertig erzählt ist. Denn obwohl sich viele Charaktere verändert haben und neue dazu gekommen sind, hat sich in der Welt von Psycho-Pass nicht viel getan. Ich vermute, dass diese Staffel genau hier ansetzen wird.
Die Entwicklung, welche die Charaktere in der Zeit zwischen der ersten Staffel und der zweiten Staffel gemacht haben, ist nicht nur fantastisch, sondern fühlt sich auch authentisch an. Akane wendet das an, was sie von Kogami gelernt hat und handelt so rational, wie ihr Mentor. Doch am meisten gefällt mir ihr neues Selbstbewusstsein, das sie schon in der zweiten Hälfte der letzten Staffel begonnen hat zu entwickeln. Dieses verleiht ihr, zusammen mit ihren unerschütterlichen Idealen, ein unwiderstehliches Charisma und macht sie zu einem der besten weiblichen Anime Charaktere, die ich seit langem gesehen habe. Dass man sich bei ihr mit Fanservice zurückhält, lässt sie nur noch besser erscheinen. Aber auch Ginoza ist, neu als Vollstrecker, ein wesentlich sympathischerer Charakter, als noch zu Beginn der ersten Staffel und seine Ähnlichkeiten mit Masaoka verleihen ihm zusätzlichen Charme. Mit diesen Charakteren punkten die erste Folge von Psycho-Pass zwei ganz deutlich bei mir.
Zu den anderen lässt sich nicht viel sagen. Togane scheint eine wichtige Rolle zu übernehmen und wird wohl ein Hauptcharakter dieser Staffel werden. Dabei deutet das Opening etwas an in Zusammenhang mit Togane, das, wenn es sich als Wahrheit entpuppt, ein massiver Spoiler wäre. Togane könnte demnach ein Android von Sibyl sein. Wenn es wirklich so ist, dann wäre dies sehr schade, wenn man einen solchen Plottwist gleich vorwegnimmt.
Die Handlung scheint grosse Ähnlichkeiten mit der, aus der ersten Staffel zu haben. Zu grosse, für meinen Geschmack, denn nach dem Ending sehen wir eine Szene mit dem neuen Bösewichten, der wie Makishima ein kriminell asymptomatischer Mensch zu sein scheint, was so viel bedeutet wie, Sybil kann seinen Kriminalkoeffizienten nicht messen. Ich hatte mir erhofft, dass sich die Autoren etwas originelleres einfallen lassen, doch noch ist nicht sicher, dass meine Vermutung stimmt. Wir sehen zwar, wie ein Vollstrecker seinen Dominator auf den Bösewichten richtet und dieser nur einen Kriminalkoeffizienten von 48 anzeigt, doch ob er wirklich kriminell asymptomatisch ist oder diesen Effekt durch technische Hilfsmittel erzeugt, ist nicht mit absoluter Sicherheit zu sagen.
Das Ende lässt aber darauf schliessen, dass Akane einiges vor hat in dieser Staffel. Ich vermute sie will die Gesellschaft verändert, weil sie sich durchaus bewusst ist, dass einige Ungerechtigkeiten vorkommen, doch ich mutmasse, dass ihre Methode nicht die sein wird, sich gegen Sibyl aufzulehnen, sondern Sibyl davon zu überzeugen, sich selber zu ändern. Eine These die dadurch unterstützt wird, dass Togane möglicherweise ein Android von Sibyl ist, wodurch Sibyl Akane jederzeit beobachten und ihre Philosophie beurteilen kann.
Es freut mich auch zu sehen, dass die Animationsqualität der zweiten Staffel nicht merklich abgenommen hat. Obwohl ein anderes Studio und andere Zeichner die Produktion übernommen haben, gibt man sich allergrösste Mühe an den Stil von Production I.G anzuknüpfen. Ich könnte auf den ersten Blick nicht sagen, dass diese Folge von einem anderen Studio stammt, als die erste Staffel. Auch im musikalischen Bereich setzt man auf Kontinuität und so hört sich der Soundtrack ähnlich an, wie der aus der ersten Staffel. Selbst der Openingsong Enigmatic Feeling stammt von Ling Tosite Sigure, deren Musik nicht nur einen hohen Wiedererkennungswert besitzt, sondern die auch schon für die erste Staffel von Psycho-Pass während dem Opening gespielt haben (von ihnen stammt übrigens auch das Opening zu Tokyo Ghoul). Aber auch das Ending Fallen stammt von derselben Band, die schon zuvor das Ending von Psycho-Pass gemacht hat, nämlich von EGOIST. Beides sind sehr gute Songs und passen sehr schön zur Grundstimmung und den Themen dieser Show.
Ja, bei einem dermassen ehrgeizigen Vorhaben kann viel schief gehen. Selbst die erste Staffel, die noch von Gen Urobuchi geschrieben wurde, hatte ihre, zum Glück nicht zahlreichen, Probleme. Doch die erste Folge trifft mitten ins Schwarze und überzeugt mich auf voller Linie. Sie sieht aus wie Psycho-Pass, sie hört sich an wie Psycho-Pass, sie ist komplex und vielschichtig wie Psycho-Pass, kurz gesagt, sie ist Psycho-Pass und ich will mehr davon!
Meine grösste Angst für die zweite Staffel ist die, dass Ubukatas Drehbuch doch nicht das Format von Urobuchi erreichen kann und dass der neue Bösewicht verglichen mit Makishima zu blass ausfällt.
Ankündigung
Vielleicht ist es jemandem aufgefallen, dass dieser Text den üblichen Umfang eines Previews sprengt, was daran liegt, dass es keins ist. Ich werde (versuchen) zur zweiten Staffel von Psycho-Pass wöchentliche Episodenreviews verfassen, wie ich es schon in der letzten Staffel gemacht habe. Falls ihr auch schon dermassen "gehooked" seid von dieser Show, würde es mich freuen, wenn ihr regelmässig vorbei schaut und eure Meinung mit mir teilt :)
Ihr könnt die Episodenreviews auch auf meinem Blog mitverfolgen: Anime Reviews | Psycho-Pass 2 Folge 1 - Anime Reviews
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