Zu allen Zeiten und an jedem Ort gehen Gerüchte über Einige um, die sich auf abenteuerliche Suche begeben. Eine jener Geschichten, die sich Strauch und Baum, Stromschnelle und Meereswelle als auch die Dünen in den Wüsten in klaren Sternennächten zuraunen, soll heute hier erzählt werden.
Es begab sich, dass die Welt ein Mädchen gebar - gesund und wie es vielen Neugeborenen eigen ist, von unschuldig anmutenden Liebreiz. Doch missversteht mich nicht: Es war nicht schöner oder klüger als Andere, noch vermochte das Mädchen den Lauf der Sonne oder des Mondes zu verändern. Es wuchs heran sowohl unter besseren aber auch schlechteren Bedingungen, die Kinder ihr Aufwachsen lang begleiten. Doch wie jedes Kind arrangierte sich das Mädchen, bis es eines Morgens aus einem Traum erwachte.
Leicht benommen und verwirrt machte das Mädchen sich auf seinen gewohnten Weg. Einige Zeit unterwegs vernahm es plötzlich eine warm klingende Stimme, die ihm zuflüsterte:
„Wenn du dich erinnern willst, so musst du lernen zu sehen.“
„Wer bist du?“ frug das Mädchen.
„Ich bin der Sonnenstrahl, der deine Nasenspitze kitzelt und mir wurde gewahr, dass du auf der Suche bist.“
Das Mädchen erwiderte: „Bin ich das?“
„Bist du es nicht, so habe ich mich wohl geirrt.“ antwortete der Sonnenstrahl.
Das Mädchen wischte achselzuckend den Sonnenstrahl von der Nase und nahm seinen Weg wieder auf. Es überquerte gerade eine kleine Brücke als erneut eine Stimme zu ihm sprach, die sagte:
„Wenn du dich erinnern willst, so musst du lernen zu hören.“
„Wer bist du?“ frug das Mädchen.
„Ich bin der Strom, der soeben unter deinen Füßen das Bett des Baches entlang schnellt und ich wurde gewahr, dass du auf der Suche bist.“
„Wonach soll ich denn auf der Suche sein?“ erkundigte sich das Mädchen.
„Weißt du es nicht, so habe ich mich wohl geirrt.“ gluckerte die Stromschnelle und sauste davon.
In Gedanken versunken setzte das Mädchen seinen Weg fort. Während es einen Hügel erklomm, hörte es abermals eine Stimme, die wisperte:
„Wenn du dich erinnern willst, so musst du lernen zu fühlen.“
„Wer bist du?“ frug das Mädchen.
„Ich bin der Lufthauch, der deine Wange streift und mir wurde gewahr, dass du auf der Suche bist.“
„Nach meinen Erinnerungen?“ erkundigte sich das Mädchen.
„Bist du dir nicht sicher, so habe ich mich wohl geirrt.“ gab der Lufthauch zur Antwort.
Statt seinen Weg erneut aufzunehmen, setzte sich das Mädchen auf den Hügel und betrachte die im Takt des Windes wiegenden Gräser, lauschte dem Rauschen des in der Ferne brandenden Meeres und berührte die Erde mit seinen Fingerspitzen. So saß es, bis der Mond aufging. Eher in Gedanken als an jemanden gerichtet frug das Mädchen in die Weite der unter ihr liegenden Ebene: „Was geschieht mir?“
„Deine Erinnerungen erwachen.“ entgegnete eine Stimme voll Fürsorge. Das Mädchen erhob sich und erblickte unweit von ihm ein silbriges Flimmern, das zunehmend die Silhouette einer Frau annahm. Ihr Haar war schneeweiß und wallte in weichen Wellen um ihre schlanke Gestalt.
„Wer seid ihr?“ erkundigte sich das Mädchen.
„Ich bin die Mutter allen Lebens, aber auch seine Schnitterin.“ erwiderte die Frau freundlich lächelnd.
„Ihr sagtet, meine Erinnerungen würden erwachen. Welche Erinnerungen?“ frug das Mädchen.
„Dies gilt es für dich herauszufinden, wenn du gewillt bist. Der Wind, das Wasser, das Feuer und die Erde werden dir ständige Begleiter sein, so dass du nie wieder allein sein wirst. Jedoch wirst du dich von Zeit zu Zeit einsam und fehl unter deinen Mitmenschen fühlen. Du wirst beginnen Ereignisse derart zu sehen, zu hören und zu fühlen, dass kein Wort der Welt in irgendeiner Sprache zu vermitteln vermag, was du durchlebst. Es mag gar sein, dass du um dein Leben bangen musst. Willst du die abenteuerliche Suche dennoch wagen?“ schloss die Frau und schaute das Mädchen fragend an.
Das Mädchen nickte.
Und es begab sich, dass die Welt eine Hexe gebar.
Es begab sich, dass die Welt ein Mädchen gebar - gesund und wie es vielen Neugeborenen eigen ist, von unschuldig anmutenden Liebreiz. Doch missversteht mich nicht: Es war nicht schöner oder klüger als Andere, noch vermochte das Mädchen den Lauf der Sonne oder des Mondes zu verändern. Es wuchs heran sowohl unter besseren aber auch schlechteren Bedingungen, die Kinder ihr Aufwachsen lang begleiten. Doch wie jedes Kind arrangierte sich das Mädchen, bis es eines Morgens aus einem Traum erwachte.
Leicht benommen und verwirrt machte das Mädchen sich auf seinen gewohnten Weg. Einige Zeit unterwegs vernahm es plötzlich eine warm klingende Stimme, die ihm zuflüsterte:
„Wenn du dich erinnern willst, so musst du lernen zu sehen.“
„Wer bist du?“ frug das Mädchen.
„Ich bin der Sonnenstrahl, der deine Nasenspitze kitzelt und mir wurde gewahr, dass du auf der Suche bist.“
Das Mädchen erwiderte: „Bin ich das?“
„Bist du es nicht, so habe ich mich wohl geirrt.“ antwortete der Sonnenstrahl.
Das Mädchen wischte achselzuckend den Sonnenstrahl von der Nase und nahm seinen Weg wieder auf. Es überquerte gerade eine kleine Brücke als erneut eine Stimme zu ihm sprach, die sagte:
„Wenn du dich erinnern willst, so musst du lernen zu hören.“
„Wer bist du?“ frug das Mädchen.
„Ich bin der Strom, der soeben unter deinen Füßen das Bett des Baches entlang schnellt und ich wurde gewahr, dass du auf der Suche bist.“
„Wonach soll ich denn auf der Suche sein?“ erkundigte sich das Mädchen.
„Weißt du es nicht, so habe ich mich wohl geirrt.“ gluckerte die Stromschnelle und sauste davon.
In Gedanken versunken setzte das Mädchen seinen Weg fort. Während es einen Hügel erklomm, hörte es abermals eine Stimme, die wisperte:
„Wenn du dich erinnern willst, so musst du lernen zu fühlen.“
„Wer bist du?“ frug das Mädchen.
„Ich bin der Lufthauch, der deine Wange streift und mir wurde gewahr, dass du auf der Suche bist.“
„Nach meinen Erinnerungen?“ erkundigte sich das Mädchen.
„Bist du dir nicht sicher, so habe ich mich wohl geirrt.“ gab der Lufthauch zur Antwort.
Statt seinen Weg erneut aufzunehmen, setzte sich das Mädchen auf den Hügel und betrachte die im Takt des Windes wiegenden Gräser, lauschte dem Rauschen des in der Ferne brandenden Meeres und berührte die Erde mit seinen Fingerspitzen. So saß es, bis der Mond aufging. Eher in Gedanken als an jemanden gerichtet frug das Mädchen in die Weite der unter ihr liegenden Ebene: „Was geschieht mir?“
„Deine Erinnerungen erwachen.“ entgegnete eine Stimme voll Fürsorge. Das Mädchen erhob sich und erblickte unweit von ihm ein silbriges Flimmern, das zunehmend die Silhouette einer Frau annahm. Ihr Haar war schneeweiß und wallte in weichen Wellen um ihre schlanke Gestalt.
„Wer seid ihr?“ erkundigte sich das Mädchen.
„Ich bin die Mutter allen Lebens, aber auch seine Schnitterin.“ erwiderte die Frau freundlich lächelnd.
„Ihr sagtet, meine Erinnerungen würden erwachen. Welche Erinnerungen?“ frug das Mädchen.
„Dies gilt es für dich herauszufinden, wenn du gewillt bist. Der Wind, das Wasser, das Feuer und die Erde werden dir ständige Begleiter sein, so dass du nie wieder allein sein wirst. Jedoch wirst du dich von Zeit zu Zeit einsam und fehl unter deinen Mitmenschen fühlen. Du wirst beginnen Ereignisse derart zu sehen, zu hören und zu fühlen, dass kein Wort der Welt in irgendeiner Sprache zu vermitteln vermag, was du durchlebst. Es mag gar sein, dass du um dein Leben bangen musst. Willst du die abenteuerliche Suche dennoch wagen?“ schloss die Frau und schaute das Mädchen fragend an.
Das Mädchen nickte.
Und es begab sich, dass die Welt eine Hexe gebar.
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