Liebe Community,
heute hatte ich wieder Mal Nachtschicht. Da ich etwas früher mit meiner Arbeit fertig war und ca. 2h nichts zu tun hatte, dachte ich mir, es wäre eine gute Idee einen Film anzuschauen. Wie ich das so mache, gehe ich auf die Seite meines Vertrauens und schaue mir dort die jeweiligen Viewrankings an. Dabei ist mir heute Nacht etwas besonderes aufgefallen: Fargo, eine mir bisher unbekannte TV Show, hat mit ihrer allerersten Folge schon unglaubliche Viewzahlen erreicht.
Ohne etwas über diese Serie zu wissen, aber von der Vermutung ausgehend, dass sie etwas mit dem Film Fargo zu tun haben könnte, habe ich mir diese Folge angeschaut.
Heutzutage wird man im TV mit so viel Müll zugeballert, sowohl was Filme, Serien, aber auch Animes anbelangt, dass ich mir selbst bei "erfolgreichen" Serien kaum noch Hoffnungen mache, dass sie mich von beginn weg überzeugen. Noch bevor ich normalerweise eine neue Serie anfange, stelle ich mich auf den sehr wahrscheinlichen Fall ein, es mit einer höchstens mittelmässigen Show zu tun zu haben. So schraube ich automatisch meine Erwartungen runter und muss mir am Ende nicht die unangenehme Frage stellen, warum eine so erfolgreiche Show gerade mal mittelmässig ist, denn diese Frage provoziert unangenehme Folgefragen, die kein gutes Licht auf unsere heutige Gesellschaft werden. Doch ab und zu, zwar sehr selten, aber doch möglich, gibt es den Fall, dass ich fast schon per Zufall eine Perle entdecke, die mich überrascht. Dann gibt es aber auch den Fall, bei dem ich nicht eine Perle vorfinde, sondern dass mir eine unbeschreiblich gute Show, wider jegliches erwarten den Atem raubt. Ja, es gibt tatsächlich noch Serien, die mich wortlos zurück lassen, in Erfurcht erstarrt und in mir die Hoffnung wecken, dass die heute Unterhaltungsindustrie doch noch zu mehr als billigem Trash fähig ist.
Die eben erst in den USA angelaufene Show Fargo, ist eine dieser überaus seltenen Phänomene. Normalerweise würde ich jetzt sagen, dass ich so eine grossartige Serie schon seit Jahren nicht gesehen habe, doch eben erst in mit True Detective ein Rockstar von einer TV Show zu Ende gegangen. Deshalb muss sich Fargo nur mit dem Urteil begnügen, möglicherweise, sofern man so weitermacht, eine der besten Serien der letzten 10 Jahre zu werden. Doch was um Gottes Willen verleitet mich zu so einer übertriebenen Aussage?
Synopsis
Ein namenloser Fremder fährt zufällig durch eine Kleinstadt in Minnesota, als ihm plötzlich ein Tier vor das Auto läuft und er deshalb einen Unfall baut. In dieser trostlosen Stadt gestrandet, fängt der Fremde an die hiesige Bevölkerung mit seiner Bosheit zu infizieren, allen voran den erfolglosen Versicherungsvertreter Lester Nygaard.
Was passiert, wenn ein Mann am falschen Tag, zum falschen Zeitpunkt die falsche Person trifft? Dieser Frage widmet sich Fargo und beantwortet sie mit einem tragikomischem Pessimismus, bei dem man nicht recht weiss, ob man weinen oder trauern soll. Ich kann an dieser Stelle nicht näher auf die Story eingehen, ohne massiv zu spoilern und da die wenigsten die erste Folge bereits gesehen haben, verzichte ich darauf. Fargo widmet sich den menschlichen Abgründen und versucht die Frage auszuloten zu was ein Mensch alles fähig ist. Damit meine ich nicht den Abschaum der Menschheit, sondern ganz normale Bürger, wie du und ich. Habt ihr euch Mal die Frage gestellt, ob ihr, vorausgesetzt die richtigen Umstände seien gegeben, einen Menschen umbringen könntet? Fargo porträtiert diese Frage mit einer brillanten psychologischen Tiefe, ohne auch nur ansatzweise Plump zu wirken. Im ersten Augenblick sind wir sogar versucht die Serie als Komödie zu sehen, bis uns dann die Tragik dieser Thematik bewusst wird.
Was mich neben diesem herausragendem "writing" an der ersten Folge von Fargo so fasziniert hat, sind dessen Schauspieler. Billy Bob Thornton spielt die Rolle des perfiden Killers auf einen dermassen eindrücklichen Niveau, dass man sich fragt, warum dieser Mann nicht schon längst einen Oskar gewonnen hat. Martin Freeman als Co-Protagonist in der Rolle des 40-Jährigen Versagers Lester, gibt sich daneben keine Blösse. Wie er die Wandlung seines Charakters porträtiert ist sagenhaft. Am überraschendsten war für mich aber Allison Tolman als tollpatschige Kleinstadt Polizistin, die es schafft innerhalb von 50 Minuten das Urteil des Zuschauers über sie auf den Kopf zu stellen. Alle drei Hauptcharaktere werden mit einer Filigranität erforscht, die ich so noch kaum gesehen habe.
Die gesamte Folge ist von einer Einsamkeit und Traurigkeit - vielleicht ist Pessimismus doch das bessere Wort - geprägt, die als Antithese zu den etwas lockeren, fast schon komikhaften Momenten steht. Ich habe in diesen knapp 70 Minuten gelacht, war schockiert, hab über die Menschheit als solches geflucht, hatte Hoffnung, die aber sofort im Keim erstickt wurde und stand am Ende mit einer unbeschreiblich leeren Einsamkeit da. Selten hat eine Serie es geschafft so viele Gefühle innert so kurzer Zeit in mir zu wecken.
Es wäre vermessen anhand der ersten Folge Aussagen über die ganze Serie zu machen, aber ich habe das leise Gefühl, dass diese Show, erstaunlicherweise schon so kurz nach True Detective, der nächste ganz grosse Hit werden könnte. Ich bin jetzt noch, 4h nachdem ich die Folge gesehen habe, in einem Hype-Adrenalin Rausch, den ich selten erlebt habe. Doch das Beste wäre es, wenn ihr euch die erste Folge von Fargo selber anschaut und euch euer eigenes Bild macht. Ich bin jetzt so frech und behaupte, dass ihr garantiert schon auf dümmere Art 70 Minuten eures Lebens verschwendet habt ;)
Im Moment ist Fargo nicht im deutschen Fernsehen zu sehen. Selbst über die einschlägigen, legalen amerikanischen Streaminganbietern wird man wegen Lizenzrechten kaum an Fargo rankommen zu dem Zeitpunkt. Es bleibt uns Europäern kaum eine andere Möglichkeit, als über alternative Wege an diese Hammer-Show zu gelangen :(
heute hatte ich wieder Mal Nachtschicht. Da ich etwas früher mit meiner Arbeit fertig war und ca. 2h nichts zu tun hatte, dachte ich mir, es wäre eine gute Idee einen Film anzuschauen. Wie ich das so mache, gehe ich auf die Seite meines Vertrauens und schaue mir dort die jeweiligen Viewrankings an. Dabei ist mir heute Nacht etwas besonderes aufgefallen: Fargo, eine mir bisher unbekannte TV Show, hat mit ihrer allerersten Folge schon unglaubliche Viewzahlen erreicht.
Ohne etwas über diese Serie zu wissen, aber von der Vermutung ausgehend, dass sie etwas mit dem Film Fargo zu tun haben könnte, habe ich mir diese Folge angeschaut.
Heutzutage wird man im TV mit so viel Müll zugeballert, sowohl was Filme, Serien, aber auch Animes anbelangt, dass ich mir selbst bei "erfolgreichen" Serien kaum noch Hoffnungen mache, dass sie mich von beginn weg überzeugen. Noch bevor ich normalerweise eine neue Serie anfange, stelle ich mich auf den sehr wahrscheinlichen Fall ein, es mit einer höchstens mittelmässigen Show zu tun zu haben. So schraube ich automatisch meine Erwartungen runter und muss mir am Ende nicht die unangenehme Frage stellen, warum eine so erfolgreiche Show gerade mal mittelmässig ist, denn diese Frage provoziert unangenehme Folgefragen, die kein gutes Licht auf unsere heutige Gesellschaft werden. Doch ab und zu, zwar sehr selten, aber doch möglich, gibt es den Fall, dass ich fast schon per Zufall eine Perle entdecke, die mich überrascht. Dann gibt es aber auch den Fall, bei dem ich nicht eine Perle vorfinde, sondern dass mir eine unbeschreiblich gute Show, wider jegliches erwarten den Atem raubt. Ja, es gibt tatsächlich noch Serien, die mich wortlos zurück lassen, in Erfurcht erstarrt und in mir die Hoffnung wecken, dass die heute Unterhaltungsindustrie doch noch zu mehr als billigem Trash fähig ist.
Die eben erst in den USA angelaufene Show Fargo, ist eine dieser überaus seltenen Phänomene. Normalerweise würde ich jetzt sagen, dass ich so eine grossartige Serie schon seit Jahren nicht gesehen habe, doch eben erst in mit True Detective ein Rockstar von einer TV Show zu Ende gegangen. Deshalb muss sich Fargo nur mit dem Urteil begnügen, möglicherweise, sofern man so weitermacht, eine der besten Serien der letzten 10 Jahre zu werden. Doch was um Gottes Willen verleitet mich zu so einer übertriebenen Aussage?
Synopsis
Ein namenloser Fremder fährt zufällig durch eine Kleinstadt in Minnesota, als ihm plötzlich ein Tier vor das Auto läuft und er deshalb einen Unfall baut. In dieser trostlosen Stadt gestrandet, fängt der Fremde an die hiesige Bevölkerung mit seiner Bosheit zu infizieren, allen voran den erfolglosen Versicherungsvertreter Lester Nygaard.
Was passiert, wenn ein Mann am falschen Tag, zum falschen Zeitpunkt die falsche Person trifft? Dieser Frage widmet sich Fargo und beantwortet sie mit einem tragikomischem Pessimismus, bei dem man nicht recht weiss, ob man weinen oder trauern soll. Ich kann an dieser Stelle nicht näher auf die Story eingehen, ohne massiv zu spoilern und da die wenigsten die erste Folge bereits gesehen haben, verzichte ich darauf. Fargo widmet sich den menschlichen Abgründen und versucht die Frage auszuloten zu was ein Mensch alles fähig ist. Damit meine ich nicht den Abschaum der Menschheit, sondern ganz normale Bürger, wie du und ich. Habt ihr euch Mal die Frage gestellt, ob ihr, vorausgesetzt die richtigen Umstände seien gegeben, einen Menschen umbringen könntet? Fargo porträtiert diese Frage mit einer brillanten psychologischen Tiefe, ohne auch nur ansatzweise Plump zu wirken. Im ersten Augenblick sind wir sogar versucht die Serie als Komödie zu sehen, bis uns dann die Tragik dieser Thematik bewusst wird.
Was mich neben diesem herausragendem "writing" an der ersten Folge von Fargo so fasziniert hat, sind dessen Schauspieler. Billy Bob Thornton spielt die Rolle des perfiden Killers auf einen dermassen eindrücklichen Niveau, dass man sich fragt, warum dieser Mann nicht schon längst einen Oskar gewonnen hat. Martin Freeman als Co-Protagonist in der Rolle des 40-Jährigen Versagers Lester, gibt sich daneben keine Blösse. Wie er die Wandlung seines Charakters porträtiert ist sagenhaft. Am überraschendsten war für mich aber Allison Tolman als tollpatschige Kleinstadt Polizistin, die es schafft innerhalb von 50 Minuten das Urteil des Zuschauers über sie auf den Kopf zu stellen. Alle drei Hauptcharaktere werden mit einer Filigranität erforscht, die ich so noch kaum gesehen habe.
Die gesamte Folge ist von einer Einsamkeit und Traurigkeit - vielleicht ist Pessimismus doch das bessere Wort - geprägt, die als Antithese zu den etwas lockeren, fast schon komikhaften Momenten steht. Ich habe in diesen knapp 70 Minuten gelacht, war schockiert, hab über die Menschheit als solches geflucht, hatte Hoffnung, die aber sofort im Keim erstickt wurde und stand am Ende mit einer unbeschreiblich leeren Einsamkeit da. Selten hat eine Serie es geschafft so viele Gefühle innert so kurzer Zeit in mir zu wecken.
Es wäre vermessen anhand der ersten Folge Aussagen über die ganze Serie zu machen, aber ich habe das leise Gefühl, dass diese Show, erstaunlicherweise schon so kurz nach True Detective, der nächste ganz grosse Hit werden könnte. Ich bin jetzt noch, 4h nachdem ich die Folge gesehen habe, in einem Hype-Adrenalin Rausch, den ich selten erlebt habe. Doch das Beste wäre es, wenn ihr euch die erste Folge von Fargo selber anschaut und euch euer eigenes Bild macht. Ich bin jetzt so frech und behaupte, dass ihr garantiert schon auf dümmere Art 70 Minuten eures Lebens verschwendet habt ;)
Im Moment ist Fargo nicht im deutschen Fernsehen zu sehen. Selbst über die einschlägigen, legalen amerikanischen Streaminganbietern wird man wegen Lizenzrechten kaum an Fargo rankommen zu dem Zeitpunkt. Es bleibt uns Europäern kaum eine andere Möglichkeit, als über alternative Wege an diese Hammer-Show zu gelangen :(