AW: Ist Suizid eine Lösung, oder doch nur ein Fluchtversuch?
@Wildkatz:
Die relevanten Firmen, die für mich von Bedeutung sind, sind groß genug so das es Vertretung für den Chef gibt, kein Problem es ändert nichts für mich. Es gibt im übrigen auch nur noch eine einzige Person dessen Tod für mich eine Bedeutung hat, danach nicht mehr, und diese wird sich nicht das Leben nehmen. Mag jeder anders sehen, das ist meine Meinung zu dem Punkt.
Das war nur ein Beispiel. Gibt noch unzählige andere Wege, wie aus soetwas dann Konsequenzen für einen selber folgen. Zum Beispiel wenn einer mit dem Leben abgeschlossen hat und auf die tolle Idee kommt sich vor ein Auto zu werfen. Doof, dass in dem Auto die Person saß, die dir noch etwas bedeutet, der Fahrer vor schreck erstmal gegen einen Baum ist, die Person schwer verletzt wird oÄ. Oder ein Kollege wurde gemobbt, hat nun keine Lust mehr und will noch so viele der Arschlöcher wie möglich mitnehmen. Der rennt dann erstmal mit ner Pistole oder dem Küchenmesser durchs Büro.
Mag etwas weit hergeholt klingen, aber ich will nur verdeutlichen, dass nie ausgeschlossen ist, dass einen sowas am Ende doch betrifft.
Gute Argumente aber ich gebe dir ein Beispiel, ich wäre dir dankbar wenn du darauf antworten würdest Wildkatz.
Nehmen wir an Person X hat zu sich selbst gefunden und erkannt wer er ist. Person X hat keinen Grund zum leben, ist Verzweifelt, Hasserfüllt und hat niemanden, ncihtmal im Ineternet wirklich niemanden. Nun wird Person X eingewiesen unter Medikamente gesetzt und so beeinflusst das er sein wahres Ich "vergisst" und in einer Illusion lebt. Eine "falsche" Person X die Medikamente benötigt um klar zu kommen und durch diese Veränderungen nicht mehr er selbst ist. Findest du das okay? Ist das deine Vorstellung von einer "Rettung"? Ich bin gespannt!
Es gibt leider gravierende Unterschiede zwischen leben, existieren, vegitieren und überleben. Sicher wollen die meisten leben aber viele müssen überleben oder existieren einfach nur, ich kenne ein paar Leute die sich am liebsten umbringen würden. Das Gehirn hat da allerdings einen Schutz drinne mMn.
Zuerst mal glaube ich an kein "wahres Ich". Was soll das sein? Das Ich ist keine Konstante. Du kommst nicht auf die Welt und hast eine auf ewig festgeschriebene Persönlichkeit. Es ist die Summe unserer Erfahrungen mit dem Hintergrund der Prozesse in unserem Gehirn. Wir hören nie auf, Erfahrungen zu sammeln. Vielen passiert es sogar, dass sie sich aufgrund eines einzelnen Ereignisses völlig verändern -> Sie haben eine stark negative oder positive Erfahrung gemacht. Hier kann ich sogar auf die Evolution verweisen: Wer sich anpasst, überlebt. Wer sich nicht anpasst, stirbt. Der "Natur" sind Befindlichkeiten egal. Anpassung, also Veränderung, ist essentieller Bestandteil des Lebens. Wir passen uns nicht nur körperlich, sondern auch geistig an (bzw ist der Geist im Grunde auch etwas physisches). Wäre das nicht so, dann wäre niemand von uns hier. Die Erfahrungen, die wir machen, können wir uns in den seltensten Fällen aussuchen. Die Person die du da beschreibst konnte es sich auch nicht aussuchen so zu sein, oder in der Situation zu stecken. Sie kann sich jetzt aber aussuchen, ob sie weiter darin steckenbleiben, oder etwas daran verbessern will.
Und ja, so einer Person würde ich Medikamente verabreichen und eine Therapie empfehlen. Natürlich ist es kein schönes Leben, wenn man niemanden hat. Allerdings darf man da die Schuld nicht nur bei der Umwelt suchen, sondern auch bei sich selbst. Keine Schuld im Sinne von "Das und das hast du falsch gemacht", es ist eher als eine Art Ursache wie "Möglicherweise stimmt was mit deiner Hirnchemie nicht, oder du musst Traumata verarbeiten" zu sehen. Das klingt mir insgesamt nach jemandem mit schweren psychischen Problemen. Ich empfinde da Mitleid und habe das Bedürfnis, etwas für diese Person zu verbessern. Und ja, da war "leben" schon richtig, denn Therapie und Medikamente sollen am Schluss dazu führen, dass diese Person das auch kann. Übrigens kann man während so einer Therapie gut Kontakte knüpfen. Die Leute haben immerhin oft ähnliche Probleme. Da spreche ich aus Erfahrung.
Beispiel Ich: Hab jetzt seit vier Tagen meine Tabletten nicht genommen und ich merke, wie mich langsam wieder jeder Mist runterzieht. Wie ich zu viel nachdenke und kaum was richtig genießen kann. Wie die Stimmung droht ins eine oder andere Extrem zu kippen. Am Ende mach ich wieder irgendwas, für das ich mich danach schämen muss. Ich bin zwar keiner, aber ein Extrembeispiel hier wären diese nackten "Flitzer" beim Fußball. Die rennen nackt über den Rasen, weil sie manisch sind, weil sie eine Störung haben und nicht, weils normale Leute wären die sich einen Scherz erlauben. Auf so ein "Ich" kann ich gut verzichten. Da nehm ich lieber meine Tabletten und bin damit ausgeglichener, kann das Leben genießen. Ich kann nicht mit der puren Kraft meines Willens mein Gehirn dazu veranlassen, andere Botenstoffe auszuschütten. Darauf habe ich schlicht und ergreifend keinen direkten Einfluss. Ich bin dem, ohne Medikamente, ausgeliefert. Da bin ich froh zumindest auf diese Weise Einfluss nehmen zu können.
Btw hab ich im Thread, in dem es um "Schicksal" geht, auch was zur Illiusion (wo du es gerade erwähnt hast) des freien Willens geschrieben. Letztendlich gibt es den nicht, denn Gedanken, Gefühle und Wünsche haben immer eine Ursache, auf die wir selbst keinen Einfluss haben/hatten. Ein Beispiel dafür habe ich gerade schon geschrieben: Die Regulation von Botenstoffen und der Signalübertragungen im Gehirn.
Wenn du keinen Sinn in deiner Existenz erkennst, keine Motivation hast, keine Hoffnung, keine Freude, nur Verzweiflung, vl. noch trauer oder hass dazu, das nimmt jeder anders wahr und jeder reagiert darauf anders. Und wenn du meinst du kannst das aushalten dann ist dein Geist stark, viele zerbrechen daran. Wenn man keine Möglichekeit sieht und keine Hoffnung hat jemals wirklich zu "leben", wie soll man den Ausweg finden?
Hm, ziemlich viel geschrieben, ist aber auch ein interessantes Thema.
Nach der Verzweiflung kommt irgendwann Resignation und es ist einfach nur belanglos, ob man lebt oder stirbt. Alles dicht, maximal Nahrung kaufen ist noch drin. Ansonsten einfach nur Leere und das Warten darauf, dass man irgendwann auf der Straße landet, bis man an dem Punkt ist, an dem man kommentarlos irgendwo runterspringt.
Natürlich sieht man da selber keinen Ausweg. Das hab ich ja auch geschrieben. Ich hab auch geschrieben, dass das oft täuscht. Leider braucht man andere Menschen dazu, die einem das zeigen. Wer die nicht hat, hat ein echtes Problem. Deshalb ist es doch gerade wichtig einzugreifen, bevor jemand daran "zerbricht". Denn so wie in diesem Moment wird er die Welt nicht immer sehen. Er wird irgendwann wieder Freude haben, nur sieht er das jetzt noch nicht. Lässt man ihn einfach machen, verwehrt man ihm die Chance darauf. Krisen durchlebt jeder. Der eine kommt damit klar, der andere nicht. Doch jemanden deswegen sterben zu lassen und ihm nicht zu helfen... da kann man ihm auch gleich selbst ne Kugel zwischen die Augen jagen.
Mich hat btw auch einfach jemand eingesackt und ins Krankenhaus gefahren, weil er sich Sorgen gemacht hat. War das einzige mal, dass ich auf ner Station war, wo ich die Türen nicht einfach öffnen konnte. An den ersten Tag da kann ich mich nicht mal erinnern, weils ne Übergangsstation war und die im Standardverfahren erstmal alle Neuzugänge mit der Keule runtergebracht haben. Da war aber auch alles dabei, mein lieber Schwan. *rolleyes* Ein freiwilliger Aufenthalt ist dem eindeutig vorzuziehen, aber immernoch besser, als auf dem nächsten Friedhof zu enden.
Ja es ist schwer, für manche sogar unmöglich, allein den Ausweg zu finden. Dennoch gibt es ihn. Und die Meds sind auch eher nicht als Dauerlösung gedacht, sondern sollen den Betroffenen erstmal auf ein Level bringen, auf dem man wirkungsvoll mit ihm arbeiten, bzw ihn überhaupt ansprechen kann. Kreisende Gedanken und Verzweiflung lassen idR kaum noch objektive Schlussfolgerungen und Entscheidungen zu. Abhängig vom Therapieerfolg und Krankheitsbild werden die Pillen irgendwann auch wieder reduziert. Schritt für Schritt, um auf dem nächsten Level weiterarbeiten und stabilisieren zu können.
Ich verlier bei so viel Text immer den Überblick und vergesse, ob ich irgendwas schon geschrieben hab. Ich lese mir das beim Schreiben zur Kontrolle zwar immer wieder durch, aber dennoch bitte nicht über doppelte Inhalte wundern...^^