Noragami
Eine wunderschöne charaktergetriebene Show mit langsamen Tempo, dafür mit tiefen und glaubhaften Figuren. Die Animationsqualität ist wie von Bones gewohnt, sehr hoch, weshalb Noragami eine uneingeschränkte Empfehlung bekommt. Für jeden Animefan sehenswert!
Synopis
Eines Tages sieht Hiyori einen jungen Mann wie er Gefahr läuft von einem Bus überfahren zu werden. Instinktiv wirft sie sich gegen ihn, um ihn zu retten, wird dabei selber erfasst und schwer verletzt. Wie es sich anschliessend herausstellt, ist dieser junge Mann ein Gott namens Yato, der unsterblich ist und somit keiner Rettung bedurfte. Weil Hiyori durch ihn in Kontakt mit dem Jenseits gekommen ist und selber fast verstarb, hat sie gelegentlich Schlafanfälle, während denen sich ihr Geist von ihrem Körper löst. Um diesen Zustand rückgängig zu machen, bleibt sie mit Yato in Kontakt, dem aber immer wieder Dinge dazwischen kommen, so dass er ihr nicht unmittelbar helfen kann. Gemeinsam mit Yato lernt sie den verstorbenen Yukine kennen, der zu Yatos Regalia wird; eine Insignie, die von einem Gott als Waffe benutzt wird, um Dämonen zu töten. In dieser Welt können Dämonen und Götter Einfluss auf Menschen gewinnen, ohne dass sie bemerkt werden. Nur Hiyori, die zwischen Dies- und Jenseits verkehrt, kann sie sehen.
Produktion
Noragami wurde von einem der ganz grossen Studios produziert, nämlich Bones, das uns viele Hochkarätige Shows beschert hat, wie RahXephon, Wolfs Rain oder Darker than Black. Bones zeichnet sich durch sehr hohe Animationsqualität aus und hat das nötige Kleingeld, um diese zu finanzieren und sogar Stars der Animeindustrie zu engagieren. Jedoch wollte man bei Noragami nicht allzu viel Geld ausgeben, wahrscheinlich weil Space Dandy einen Grossteil des Winterbudgets verschlungen hat, weshalb Stars im Staff fehlen.
Der Hauptdirektor ist Kotaro Tamura, der bisher als Storybuch Autor an verschiedenen Animes wie Baccano!, Sword Art Online oder Wolf Children (Assistenz Direktor) mitgearbeitet hat. Noragami ist sein erster Anime, für den er alleine die Verantwortung trägt, jedoch sollte man sich seinen Namen merken. Man kann bei ihm durchaus Einflüsse von Mamoru Hosoda (Wolf Childern) erkennen, von dem er offensichtlich einiges gelernt hat.
Hideki Yamazaki ist leitender Grafiker der Show und hat einige Erfahrungen sammeln können in Werken wie anohana oder Eureka Seven. In Noragami lässt er wieder sein Talent aufblitzen und zeigt, dass man sich auch seinen Namen merken sollte. Das Charakerdesign übernahm der Veteran Toshihiro Kawamoto, der mit Yamazaki schon öfters zusammen gearbeitet hat. Kawamoto hat vor allem als Charakterdesigner von Cowboy Bebop Berühmtheit erlangt. Die Komposition der Musik übernahm Taku Iwasaki, der durch den Soundtrack von Black Butler bekannt ist. Das Drehbuch und die Serien Komposition erstellte die eher unbekannte Deko Akao (Arakawa Under the Bridge).
Story
Die Story von Noragami ist nicht vielschichtig, nicht wirklich neu und sie hat keine melodramatischen Wendungen, die einen vom Hocker reissen. Jede Anime Staffel hat mehrere Shows, die eine ähnliche Prämisse haben wie diese hier. Ein übersinnliches Wesen (männlich/weiblich) strebt nach Ruhm und Ehre und trifft einen mutmasslich normalen Menschen des anderen Geschlechts. Sie sind natürlich grundverschieden, beide aber wunderschön, erleben gemeinsam Abenteuer und verlieben sich ineinander. Wenn sie noch nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Noragami ist aber weit mehr als die typische 0815 „Supernatural“ Show, die wir schon so oft gesehen haben. Dafür ist die Story viel zu charaktergetrieben. Yato rettet nicht andauernd die Welt, sondern möchte gerne erfolgreich sein und Hiyori ist tatsächlich das was sie zu sein scheint, ein intelligentes High-School Mädchen, das keine unvorstellbare Macht oder sonst irgendwelche übersinnlichen Talente oder Geheimnisse besitzt. Ich gebe zu, wenn man das so liest, ist der erste Impuls es als langweilig abzustempeln und weiterzuziehen, was aber ein grosser Fehler wäre. Noragami demonstriert nämlich, dass man nicht unbedingt eine epische Geschichte braucht, die das Schicksal der ganzen Welt umfasst, um erfolgreich zu unterhalten.
Zunächst führt die Show die Charaktere ein. In der ersten Folge lernen sich Yato und Hiyori kennen und wir sehen etwas Komödie, gute Action und sogar unterhaltsames Drama. In der zweiten Episode wird der dritte Hauptcharakter eingeführt, Yukine, der tatsächlich noch mehr Dynamik in die Gruppe bringt. Der Hauptteil des Animes, Episode 3 bis und mit 9, widmet seine Aufmerksamkeit ausschliesslich den drei Charakteren und führt wenige Nebenfiguren ein. Der Mittelteil zeichnet sich zu beginn durch Komödie und charakterfokussiertem Drama mit etwas Action aus, wird aber emotional immer wie intensiver, denn auch Yukine ist das, was er zu sein scheint, nämlich ein Teenager (14 Jahre), der tot ist und mit den Konsequenzen, die damit einher gehen, nicht fertig wird. Um ihn herum wird eine spannende Geschichte konstruiert, die durchaus mit Wendungen und einer guten Klimax versehen ist, die sich aber nicht auf die ganze Welt auswirkt, sondern „nur“ auf die Leben der drei Hauptfiguren.
Die Serie klingt danach mit einem neuen Plotstrang aus. Der Kriegsgott Rabo taucht überraschend auf und legt ein intensives Interesse an seinem alten Bekannten Yato an den Tag. Sie haben sich in einer kriegerischen Zeit kennen gelernt und töteten auf Wunsch ihrer Verehrer andere Menschen. Sie waren sozusagen Söldnergötter, die auf Wunsch mordeten. Yato hat diese dunkle Vergangenheit offensichtlich hinter sich gelassen, zum grossen missfallen von Rabo, der seinen alten Freund zurück haben will.
Die Story von Noragami zeichnet sich durch einen starken Fokus auf seine Charaktere, denn die ersten neun Folgen konzentrieren sich ausschliesslich auf Yato, Hiyori und Yukine und deren Beziehungen zueinander. Hiyori versucht durch Verständnis und Freundlichkeit dem Problemkind Yukine zu helfen, während Yato eine erstaunliche Geduld mit ihm an den Tag legt. Das Erzähltempo ist nicht wirklich rasant, denn die Show nimmt sich für alles was sie macht genug Zeit, ohne aber langweilig oder schleppend zu wirken. Am besten gefällt mir an diesem Anime die unglaublich feinfühlige Balance zwischen Charakterentwicklung, Charakter Interaktion, Inszenierung des Plots, Komödie und Action. Alle Elemente sind in einem guten Verhältnis vorhanden und harmonieren miteinander sehr gut.
Mich stört an Noragami alleine, dass der Anime einige Fragen offen lässt. Man reisst Yatos Vergangenheit immer wieder an und wir erfahren, dass er ein Kriegsgott ist, der früher auf Wunsch gemordet hat und sogar seine ehemalige Regalia getötet hat, weshalb er mit der Kriegsgöttin Bishamon Probleme bekommt, die ihn wegen seinem Verbrechen umbringen will. Mehr erfahren wir aber nicht, dabei wollte ich eigentlich wissen, wieso er sich dermassen gewandelt hat – von einem Mörder zu einem Menschen mit grossem Herz. Was hat es auf sich mit Bishamons Behauptung, er habe eine Regalia getötet? Zudem endet der Konflikt mit Bishamon (Folge 6-7), die Yato ausfindig macht und ihn angreift, zu schnell ohne irgendwo hinzuführen.
Trotz dieser milden Kritik ist die Geschichte von Noragami spannend, schön und vermochte mich immer zu unterhalten.
Charaktere
Der Gott Yato hat einen Traum: Er will einen eigenen Schrein haben – am liebsten viele über ganz Japan verteilt – und ein berühmter Gott werden, der es schafft Verehrer im ganzen Land zu gewinnen. Allerdings läuft es nicht gut für ihn. Er erfüllt zwar die Wünsche seiner „Kunden“, bekommt aber nur wenige und unspektakuläre Aufträge. Zudem entschliesst sich seine Regalia zu kündigen und verlässt ihn. Dummerweise kann er ohne Regalia keine Dämonen bekämpfen, weshalb er sich Yukine annimmt und ihn zu seiner neuen Regalia macht. Obwohl Yato den Eindruck eines erfolglosen Gottes macht, der manchmal einen zweifelhaften Charakter zu haben scheint, entpuppt er sich als überraschend Tiefgründiger Gott. Er hat mehr Persönlichkeit als die meisten Animecharaktere mit ähnlicher Personenbeschreibung (Streben nach Berühmtheit, obwohl nicht wirklich erfolgreich – da fallen mir unzählige Anime Helden ein) und hat ein grosses Herz. Obwohl Yukines Verhalten ihm physische Schmerzen bereitet und sogar zu töten droht, weigert er sich ihn zu verstossen und erträgt den Schmerz bis zum bitteren Ende, um Yukine die Möglichkeit zu geben gerettet zu werden.
Zunächst ist ihm nicht bewusst wie sehr er Hiyori in sein Herz geschlossen hat, bis sie durch Rabos Einfluss ihre Erinnerungen an Yato und Yukine verliert. Damit sie sich wieder an ihn erinnert, riskiert er sein Leben und stellt sich Rabo.
Hiyori ist eine der liebenswürdigsten weiblichen Animecharakatere, die ich kenne. Ja, sie ist süss, aber kein verdichtetes Moe Objekt, das alle nach japanischen Massstäben „idealen“ Eigenschaften einer Frau in sich vereinigt. Sie ist selbstbewusst, selbstständig, intelligent und hat ihre Eigenheiten, wie ihre Leidenschaft für Mixed Martial Arts. Ihr heimlicher Traum ist es so stark zu werden, wie ihr Lieblingskämpfer Tono. In den ersten Minuten der Serie demonstriert sie eindrücklich, wie selbstlos sie sein kann, indem sie den vom Bus zu überfahren drohenden Yato rettet und dabei selbst fast getötet wird. In einer Zeit in der weibliche Charaktere nur so vor Moe triefen, ist sie eine willkommene Abwechslung und zeigt uns, dass selbstbewusste und starke Frauen eigentlich viel liebenswürdiger sind als Moe-Fanservice Püppchen.
Wie würde ein Teenager auf seinen eigenen Tod reagieren? Diese Frage haben m.E. die Macher von Noragami eindrücklich beantwortet. Yukine ist ein pubertierender Teeny, wie er im Buche steht. Er erinnert sich zwar nicht an seine Vergangenheit und wie er gestorben ist, jedoch ist er mit seiner Situation völlig überfordert. Als Bewohner des Jenseits, kann er nicht mit lebenden Personen interagieren, ausser mit Hiyori, die ihrerseits zwischen Dies- und Jenseits verkehrt. Ohne Freunde und ohne materiellen Besitz, denn sein Meister Yato ist nicht gerade ein lukrativer Arbeitgeber, driftet er gefährlich auf einen dunklen Pfad ab und droht sich zu verlieren. Ist er eine sympathische Animefigur? Die meisten würden diese Frage mit einem knappen Nein beantworten, denn Yukine hat keine coolen Sprüche parat, er stellt sich nicht allen Widrigkeiten des Lebens mit unbändigem Willen, er demonstriert uns nicht, dass man im Leben alles erreichen kann, wenn man nur fest an sich glaubt und sein grosser Traum ist es nicht Hokage zu werden. Doch genau das macht ihn zu einem glaubhaften und mindestens für mich, zu einem sympathischen Menschen. Er bringt zudem eine Dynamik in die Gruppe rein, die für Spannung und Drama sorgt.
Die Charaktere und wie sie miteinander umgehen, sind die grosse Stärke von Noragami. Mich hat nie interessiert was als nächstes passiert, sondern ich wollte nur die drei Protagonisten besser kennen lernen und sie dabei begleiten, wie sie sich gegenseitig kennen und lieben lernen. Hiyori und Yato sind ein unschlagbares Paar, das viel spannender ist als die üblichen Animepärchen und Yukine wandelt sich ebenfalls zu einem liebenswürdigen Charakter.
Auf die Nebencharaktere wird nicht viel wert gelegt, beziehungsweise fehlt der Show die Zeit, um diese ähnlich gut einzuführen wie ihre Protagonisten. Mit zwölf Episoden, die einen hohen Charakterfokus haben, fehlt einfach der Umfang, um den Nebenfiguren Tiefe zu verleihen. Vielleicht wäre es deshalb ratsamer gewesen auf den einen oder anderen kurzweiligen Plotstrang zu verzichten. Doch dies ist Kritik auf einem hohen Niveau, denn Noragami macht mit seinen Charakteren eigentlich alles richtig.
Animation
Der Animations- und Zeichenstil der Serie zeichnet sich durch eine zurückhaltende Eleganz aus. Die Szenen und Hintergründe sind nicht überladen mit Motiven und Details, dafür sehr gut ausgeführt und zeugen von einer eindrücklichen Leichtigkeit. Die Charakterdesigns sind sehr weich und haben keine harten Linien oder dominante schwarze Ränder. Die Augen sind m.E. sehr gut geraten und heben sich von anderen Animes deutlich ab. Die Animation ist stets flüssig und lässt in den Actionszenen nicht nach. Animationsfehler oder Mängel sind mir keine aufgefallen. Somit kann man sagen, dass die Animationsqualität von Noragami eigentlich sehr hoch ist, auch wenn sie nie wirklich über sich hinaus wächst und den Zuschauern den Atem raubt. Dies ist wahrscheinlich das Handicap, das jeder Anime tragen muss, der von Bones produziert wird. Wenn ein Studio meistens Animation auf allerhöchstem Niveau produziert, fallen kleinere Schwächen viel eher auf, als bei einem anderen Studio.
Sound
Story, Charaktere und Animation sind alle überdurchschnittlich ausgefallen, was aber der OST von sich nicht behaupten kann. Alleine das Opening „Goya no Machiawase“ von „Hello Sleepwalkers“ haut einen aus dem Sessel raus und ist ein heisser Anwärter für das beste Opening der Winterstaffel 2013/2014 und damit sind sowohl Song, wie auch die genialen Bilder gemeint. Das Ending „Heart Realize“ von „Tia“ ist ein schöner Song und passt zum Anime. Allerdings hatte ich nie das Gefühl, dass der OST eine Szene besser macht und meistens ist die Musik spurlos an mir vorbei gegangen oder hat keinerlei Reaktionen in mir ausgelöst. Dies ist nicht weiter schlimm, denn ich habe den Soundtrack nie als schlecht oder störend empfunden, aber wirklich glänzend wirkt er auf mich nicht.
Fazit - 5/5 Sterne
Die Guten haben es schwer. Noragami hat während den letzten Wochen leider nicht viel Aufmerksamkeit erhalten. Die Userbewertungen auf den einschlägigen Portalen sind zwar grösstenteils positiv, aber Noragami gehört nirgends zu den bestbewerteten Shows der Winterstaffel, obwohl sie m.E. in den Top 3 mitmischt, wenn nicht gar Platz 1 verdient. Dies liegt hauptsächlich an den Dingen, die ich zu beginn unter der Kategorie „Story“ gesagt habe. Der Plot versucht nicht epische Ausmasse zu erreichen, die Hauptfiguren sind nicht die typischen Shonen-Helden, die niemals aufgeben und die Show fokussiert sich auf Charaktere und nicht auf Kämpfe, obwohl man von diesen einige sieht und sie wirklich gut animiert sind. Noragami ist das beste Beispiel, warum in Animes oft Stereotypen verwendet und immer wieder dieselben Motive und Settings wiedergekaut werden: Es lässt sich besser verkaufen. Viele Zuschauer lassen sich von Fanservice und mutmasslich „liebenswürdigen“ Grossmäulern blenden, anstatt sich auf etwas Neues einzulassen, das versucht ein typisches Sujet neu zu inszenieren. Es steht in den Sternen ob Noragami eine zweite Staffel bekommen wird, vieles wird von den DVD und Merchandise Verkäufen abhängen, die bald starten. Es stimmt mich traurig, dass wesentlich schlechtere Shows schon jetzt eine zweite Staffel angekündigt bekommen haben und eine Perle wie Noragami um diese bangen muss. Zum Glück bleibt uns noch der Manga, der die Geschichte fortführt.
Noragami hat nach den üblichen Massstäben wenig Fanservice, Yukine lässt sich lediglich an einer Stelle von seinen pubertären Gelüsten leiten, weshalb Hiyoris Ausschnitt in den Fokus der Kamera gelangt, ansonsten gibt es wenig Anzügliches. Ein einziger Pantyshot in der letzten Folge ist alles, was mir aufgefallen ist. Gewalt kommt in milder Dosis vor, richtet sich hauptsächlich gegen Dämonen und selten gegen Menschen. Allerdings wird angedeutet, wie Rabo und Yato Menschen umgebracht haben, bzw. umbringen. Deshalb eignet sich Noragami für Teenager ab 14 Jahren.
Alle, die eine charaktergetriebene Show mit eher langsamem Tempo, dafür viel Fokus auf die Beziehung der Figuren sehen möchten, werden bei Noragami nicht enttäuscht. Liebhaber des „Supernatural“ Genres werden ebenfalls auf ihre kosten kommen.
Eine wunderschöne charaktergetriebene Show mit langsamen Tempo, dafür mit tiefen und glaubhaften Figuren. Die Animationsqualität ist wie von Bones gewohnt, sehr hoch, weshalb Noragami eine uneingeschränkte Empfehlung bekommt. Für jeden Animefan sehenswert!
Synopis
Eines Tages sieht Hiyori einen jungen Mann wie er Gefahr läuft von einem Bus überfahren zu werden. Instinktiv wirft sie sich gegen ihn, um ihn zu retten, wird dabei selber erfasst und schwer verletzt. Wie es sich anschliessend herausstellt, ist dieser junge Mann ein Gott namens Yato, der unsterblich ist und somit keiner Rettung bedurfte. Weil Hiyori durch ihn in Kontakt mit dem Jenseits gekommen ist und selber fast verstarb, hat sie gelegentlich Schlafanfälle, während denen sich ihr Geist von ihrem Körper löst. Um diesen Zustand rückgängig zu machen, bleibt sie mit Yato in Kontakt, dem aber immer wieder Dinge dazwischen kommen, so dass er ihr nicht unmittelbar helfen kann. Gemeinsam mit Yato lernt sie den verstorbenen Yukine kennen, der zu Yatos Regalia wird; eine Insignie, die von einem Gott als Waffe benutzt wird, um Dämonen zu töten. In dieser Welt können Dämonen und Götter Einfluss auf Menschen gewinnen, ohne dass sie bemerkt werden. Nur Hiyori, die zwischen Dies- und Jenseits verkehrt, kann sie sehen.
Produktion
Noragami wurde von einem der ganz grossen Studios produziert, nämlich Bones, das uns viele Hochkarätige Shows beschert hat, wie RahXephon, Wolfs Rain oder Darker than Black. Bones zeichnet sich durch sehr hohe Animationsqualität aus und hat das nötige Kleingeld, um diese zu finanzieren und sogar Stars der Animeindustrie zu engagieren. Jedoch wollte man bei Noragami nicht allzu viel Geld ausgeben, wahrscheinlich weil Space Dandy einen Grossteil des Winterbudgets verschlungen hat, weshalb Stars im Staff fehlen.
Der Hauptdirektor ist Kotaro Tamura, der bisher als Storybuch Autor an verschiedenen Animes wie Baccano!, Sword Art Online oder Wolf Children (Assistenz Direktor) mitgearbeitet hat. Noragami ist sein erster Anime, für den er alleine die Verantwortung trägt, jedoch sollte man sich seinen Namen merken. Man kann bei ihm durchaus Einflüsse von Mamoru Hosoda (Wolf Childern) erkennen, von dem er offensichtlich einiges gelernt hat.
Hideki Yamazaki ist leitender Grafiker der Show und hat einige Erfahrungen sammeln können in Werken wie anohana oder Eureka Seven. In Noragami lässt er wieder sein Talent aufblitzen und zeigt, dass man sich auch seinen Namen merken sollte. Das Charakerdesign übernahm der Veteran Toshihiro Kawamoto, der mit Yamazaki schon öfters zusammen gearbeitet hat. Kawamoto hat vor allem als Charakterdesigner von Cowboy Bebop Berühmtheit erlangt. Die Komposition der Musik übernahm Taku Iwasaki, der durch den Soundtrack von Black Butler bekannt ist. Das Drehbuch und die Serien Komposition erstellte die eher unbekannte Deko Akao (Arakawa Under the Bridge).
Story
Die Story von Noragami ist nicht vielschichtig, nicht wirklich neu und sie hat keine melodramatischen Wendungen, die einen vom Hocker reissen. Jede Anime Staffel hat mehrere Shows, die eine ähnliche Prämisse haben wie diese hier. Ein übersinnliches Wesen (männlich/weiblich) strebt nach Ruhm und Ehre und trifft einen mutmasslich normalen Menschen des anderen Geschlechts. Sie sind natürlich grundverschieden, beide aber wunderschön, erleben gemeinsam Abenteuer und verlieben sich ineinander. Wenn sie noch nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Noragami ist aber weit mehr als die typische 0815 „Supernatural“ Show, die wir schon so oft gesehen haben. Dafür ist die Story viel zu charaktergetrieben. Yato rettet nicht andauernd die Welt, sondern möchte gerne erfolgreich sein und Hiyori ist tatsächlich das was sie zu sein scheint, ein intelligentes High-School Mädchen, das keine unvorstellbare Macht oder sonst irgendwelche übersinnlichen Talente oder Geheimnisse besitzt. Ich gebe zu, wenn man das so liest, ist der erste Impuls es als langweilig abzustempeln und weiterzuziehen, was aber ein grosser Fehler wäre. Noragami demonstriert nämlich, dass man nicht unbedingt eine epische Geschichte braucht, die das Schicksal der ganzen Welt umfasst, um erfolgreich zu unterhalten.
Zunächst führt die Show die Charaktere ein. In der ersten Folge lernen sich Yato und Hiyori kennen und wir sehen etwas Komödie, gute Action und sogar unterhaltsames Drama. In der zweiten Episode wird der dritte Hauptcharakter eingeführt, Yukine, der tatsächlich noch mehr Dynamik in die Gruppe bringt. Der Hauptteil des Animes, Episode 3 bis und mit 9, widmet seine Aufmerksamkeit ausschliesslich den drei Charakteren und führt wenige Nebenfiguren ein. Der Mittelteil zeichnet sich zu beginn durch Komödie und charakterfokussiertem Drama mit etwas Action aus, wird aber emotional immer wie intensiver, denn auch Yukine ist das, was er zu sein scheint, nämlich ein Teenager (14 Jahre), der tot ist und mit den Konsequenzen, die damit einher gehen, nicht fertig wird. Um ihn herum wird eine spannende Geschichte konstruiert, die durchaus mit Wendungen und einer guten Klimax versehen ist, die sich aber nicht auf die ganze Welt auswirkt, sondern „nur“ auf die Leben der drei Hauptfiguren.
Die Serie klingt danach mit einem neuen Plotstrang aus. Der Kriegsgott Rabo taucht überraschend auf und legt ein intensives Interesse an seinem alten Bekannten Yato an den Tag. Sie haben sich in einer kriegerischen Zeit kennen gelernt und töteten auf Wunsch ihrer Verehrer andere Menschen. Sie waren sozusagen Söldnergötter, die auf Wunsch mordeten. Yato hat diese dunkle Vergangenheit offensichtlich hinter sich gelassen, zum grossen missfallen von Rabo, der seinen alten Freund zurück haben will.
Die Story von Noragami zeichnet sich durch einen starken Fokus auf seine Charaktere, denn die ersten neun Folgen konzentrieren sich ausschliesslich auf Yato, Hiyori und Yukine und deren Beziehungen zueinander. Hiyori versucht durch Verständnis und Freundlichkeit dem Problemkind Yukine zu helfen, während Yato eine erstaunliche Geduld mit ihm an den Tag legt. Das Erzähltempo ist nicht wirklich rasant, denn die Show nimmt sich für alles was sie macht genug Zeit, ohne aber langweilig oder schleppend zu wirken. Am besten gefällt mir an diesem Anime die unglaublich feinfühlige Balance zwischen Charakterentwicklung, Charakter Interaktion, Inszenierung des Plots, Komödie und Action. Alle Elemente sind in einem guten Verhältnis vorhanden und harmonieren miteinander sehr gut.
Mich stört an Noragami alleine, dass der Anime einige Fragen offen lässt. Man reisst Yatos Vergangenheit immer wieder an und wir erfahren, dass er ein Kriegsgott ist, der früher auf Wunsch gemordet hat und sogar seine ehemalige Regalia getötet hat, weshalb er mit der Kriegsgöttin Bishamon Probleme bekommt, die ihn wegen seinem Verbrechen umbringen will. Mehr erfahren wir aber nicht, dabei wollte ich eigentlich wissen, wieso er sich dermassen gewandelt hat – von einem Mörder zu einem Menschen mit grossem Herz. Was hat es auf sich mit Bishamons Behauptung, er habe eine Regalia getötet? Zudem endet der Konflikt mit Bishamon (Folge 6-7), die Yato ausfindig macht und ihn angreift, zu schnell ohne irgendwo hinzuführen.
Trotz dieser milden Kritik ist die Geschichte von Noragami spannend, schön und vermochte mich immer zu unterhalten.
Charaktere
Der Gott Yato hat einen Traum: Er will einen eigenen Schrein haben – am liebsten viele über ganz Japan verteilt – und ein berühmter Gott werden, der es schafft Verehrer im ganzen Land zu gewinnen. Allerdings läuft es nicht gut für ihn. Er erfüllt zwar die Wünsche seiner „Kunden“, bekommt aber nur wenige und unspektakuläre Aufträge. Zudem entschliesst sich seine Regalia zu kündigen und verlässt ihn. Dummerweise kann er ohne Regalia keine Dämonen bekämpfen, weshalb er sich Yukine annimmt und ihn zu seiner neuen Regalia macht. Obwohl Yato den Eindruck eines erfolglosen Gottes macht, der manchmal einen zweifelhaften Charakter zu haben scheint, entpuppt er sich als überraschend Tiefgründiger Gott. Er hat mehr Persönlichkeit als die meisten Animecharaktere mit ähnlicher Personenbeschreibung (Streben nach Berühmtheit, obwohl nicht wirklich erfolgreich – da fallen mir unzählige Anime Helden ein) und hat ein grosses Herz. Obwohl Yukines Verhalten ihm physische Schmerzen bereitet und sogar zu töten droht, weigert er sich ihn zu verstossen und erträgt den Schmerz bis zum bitteren Ende, um Yukine die Möglichkeit zu geben gerettet zu werden.
Zunächst ist ihm nicht bewusst wie sehr er Hiyori in sein Herz geschlossen hat, bis sie durch Rabos Einfluss ihre Erinnerungen an Yato und Yukine verliert. Damit sie sich wieder an ihn erinnert, riskiert er sein Leben und stellt sich Rabo.
Hiyori ist eine der liebenswürdigsten weiblichen Animecharakatere, die ich kenne. Ja, sie ist süss, aber kein verdichtetes Moe Objekt, das alle nach japanischen Massstäben „idealen“ Eigenschaften einer Frau in sich vereinigt. Sie ist selbstbewusst, selbstständig, intelligent und hat ihre Eigenheiten, wie ihre Leidenschaft für Mixed Martial Arts. Ihr heimlicher Traum ist es so stark zu werden, wie ihr Lieblingskämpfer Tono. In den ersten Minuten der Serie demonstriert sie eindrücklich, wie selbstlos sie sein kann, indem sie den vom Bus zu überfahren drohenden Yato rettet und dabei selbst fast getötet wird. In einer Zeit in der weibliche Charaktere nur so vor Moe triefen, ist sie eine willkommene Abwechslung und zeigt uns, dass selbstbewusste und starke Frauen eigentlich viel liebenswürdiger sind als Moe-Fanservice Püppchen.
Wie würde ein Teenager auf seinen eigenen Tod reagieren? Diese Frage haben m.E. die Macher von Noragami eindrücklich beantwortet. Yukine ist ein pubertierender Teeny, wie er im Buche steht. Er erinnert sich zwar nicht an seine Vergangenheit und wie er gestorben ist, jedoch ist er mit seiner Situation völlig überfordert. Als Bewohner des Jenseits, kann er nicht mit lebenden Personen interagieren, ausser mit Hiyori, die ihrerseits zwischen Dies- und Jenseits verkehrt. Ohne Freunde und ohne materiellen Besitz, denn sein Meister Yato ist nicht gerade ein lukrativer Arbeitgeber, driftet er gefährlich auf einen dunklen Pfad ab und droht sich zu verlieren. Ist er eine sympathische Animefigur? Die meisten würden diese Frage mit einem knappen Nein beantworten, denn Yukine hat keine coolen Sprüche parat, er stellt sich nicht allen Widrigkeiten des Lebens mit unbändigem Willen, er demonstriert uns nicht, dass man im Leben alles erreichen kann, wenn man nur fest an sich glaubt und sein grosser Traum ist es nicht Hokage zu werden. Doch genau das macht ihn zu einem glaubhaften und mindestens für mich, zu einem sympathischen Menschen. Er bringt zudem eine Dynamik in die Gruppe rein, die für Spannung und Drama sorgt.
Die Charaktere und wie sie miteinander umgehen, sind die grosse Stärke von Noragami. Mich hat nie interessiert was als nächstes passiert, sondern ich wollte nur die drei Protagonisten besser kennen lernen und sie dabei begleiten, wie sie sich gegenseitig kennen und lieben lernen. Hiyori und Yato sind ein unschlagbares Paar, das viel spannender ist als die üblichen Animepärchen und Yukine wandelt sich ebenfalls zu einem liebenswürdigen Charakter.
Auf die Nebencharaktere wird nicht viel wert gelegt, beziehungsweise fehlt der Show die Zeit, um diese ähnlich gut einzuführen wie ihre Protagonisten. Mit zwölf Episoden, die einen hohen Charakterfokus haben, fehlt einfach der Umfang, um den Nebenfiguren Tiefe zu verleihen. Vielleicht wäre es deshalb ratsamer gewesen auf den einen oder anderen kurzweiligen Plotstrang zu verzichten. Doch dies ist Kritik auf einem hohen Niveau, denn Noragami macht mit seinen Charakteren eigentlich alles richtig.
Animation
Der Animations- und Zeichenstil der Serie zeichnet sich durch eine zurückhaltende Eleganz aus. Die Szenen und Hintergründe sind nicht überladen mit Motiven und Details, dafür sehr gut ausgeführt und zeugen von einer eindrücklichen Leichtigkeit. Die Charakterdesigns sind sehr weich und haben keine harten Linien oder dominante schwarze Ränder. Die Augen sind m.E. sehr gut geraten und heben sich von anderen Animes deutlich ab. Die Animation ist stets flüssig und lässt in den Actionszenen nicht nach. Animationsfehler oder Mängel sind mir keine aufgefallen. Somit kann man sagen, dass die Animationsqualität von Noragami eigentlich sehr hoch ist, auch wenn sie nie wirklich über sich hinaus wächst und den Zuschauern den Atem raubt. Dies ist wahrscheinlich das Handicap, das jeder Anime tragen muss, der von Bones produziert wird. Wenn ein Studio meistens Animation auf allerhöchstem Niveau produziert, fallen kleinere Schwächen viel eher auf, als bei einem anderen Studio.
Sound
Story, Charaktere und Animation sind alle überdurchschnittlich ausgefallen, was aber der OST von sich nicht behaupten kann. Alleine das Opening „Goya no Machiawase“ von „Hello Sleepwalkers“ haut einen aus dem Sessel raus und ist ein heisser Anwärter für das beste Opening der Winterstaffel 2013/2014 und damit sind sowohl Song, wie auch die genialen Bilder gemeint. Das Ending „Heart Realize“ von „Tia“ ist ein schöner Song und passt zum Anime. Allerdings hatte ich nie das Gefühl, dass der OST eine Szene besser macht und meistens ist die Musik spurlos an mir vorbei gegangen oder hat keinerlei Reaktionen in mir ausgelöst. Dies ist nicht weiter schlimm, denn ich habe den Soundtrack nie als schlecht oder störend empfunden, aber wirklich glänzend wirkt er auf mich nicht.
Fazit - 5/5 Sterne
Die Guten haben es schwer. Noragami hat während den letzten Wochen leider nicht viel Aufmerksamkeit erhalten. Die Userbewertungen auf den einschlägigen Portalen sind zwar grösstenteils positiv, aber Noragami gehört nirgends zu den bestbewerteten Shows der Winterstaffel, obwohl sie m.E. in den Top 3 mitmischt, wenn nicht gar Platz 1 verdient. Dies liegt hauptsächlich an den Dingen, die ich zu beginn unter der Kategorie „Story“ gesagt habe. Der Plot versucht nicht epische Ausmasse zu erreichen, die Hauptfiguren sind nicht die typischen Shonen-Helden, die niemals aufgeben und die Show fokussiert sich auf Charaktere und nicht auf Kämpfe, obwohl man von diesen einige sieht und sie wirklich gut animiert sind. Noragami ist das beste Beispiel, warum in Animes oft Stereotypen verwendet und immer wieder dieselben Motive und Settings wiedergekaut werden: Es lässt sich besser verkaufen. Viele Zuschauer lassen sich von Fanservice und mutmasslich „liebenswürdigen“ Grossmäulern blenden, anstatt sich auf etwas Neues einzulassen, das versucht ein typisches Sujet neu zu inszenieren. Es steht in den Sternen ob Noragami eine zweite Staffel bekommen wird, vieles wird von den DVD und Merchandise Verkäufen abhängen, die bald starten. Es stimmt mich traurig, dass wesentlich schlechtere Shows schon jetzt eine zweite Staffel angekündigt bekommen haben und eine Perle wie Noragami um diese bangen muss. Zum Glück bleibt uns noch der Manga, der die Geschichte fortführt.
Noragami hat nach den üblichen Massstäben wenig Fanservice, Yukine lässt sich lediglich an einer Stelle von seinen pubertären Gelüsten leiten, weshalb Hiyoris Ausschnitt in den Fokus der Kamera gelangt, ansonsten gibt es wenig Anzügliches. Ein einziger Pantyshot in der letzten Folge ist alles, was mir aufgefallen ist. Gewalt kommt in milder Dosis vor, richtet sich hauptsächlich gegen Dämonen und selten gegen Menschen. Allerdings wird angedeutet, wie Rabo und Yato Menschen umgebracht haben, bzw. umbringen. Deshalb eignet sich Noragami für Teenager ab 14 Jahren.
Alle, die eine charaktergetriebene Show mit eher langsamem Tempo, dafür viel Fokus auf die Beziehung der Figuren sehen möchten, werden bei Noragami nicht enttäuscht. Liebhaber des „Supernatural“ Genres werden ebenfalls auf ihre kosten kommen.