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Reiwa-Zeit

Daimyo Tokugawa

東方の老練家
Animes.so Staff
Otaku Gott
21 Mai 2013
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Gensokyo
Dieser Thread kommt etwas spät, aber da ihn keiner vor mir erstellt zu haben scheint, wollte ich die Initiative ergreifen. Seit fast einem Jahr gilt in Japan die neue Zeitrechnung der Reiwa-Zeit (令和時代). Der vorherige Kaiser Akihito hat abgedankt und nun ist Naruhito der neue Kaiser.

Was denkt ihr über diesen Wandel? Was wird eurer Meinung nach in Japan in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten anstehen?

Seit einigen Monaten gelten gelockerte Bedingungen für ausländische Arbeitnehmer, dennoch sind die Bedingungen recht streng. Wenn ich mich richtig erinnere, ist das Bleiberecht auf drei Jahre beschränkt. Danach geht es zurück ins Heimatland. Ob man während des Aufenthalts dort einen neuen Antrag für das Arbeiten stellen kann, sodass man ohne Unterbrechung dort sein kann, weiß ich nicht. Vielleicht weiß jemand Näheres dazu?
Wenn Japan sein Überalterungsproblem in den Griff bekommen möchte, muss es viel mehr machen. Da gäbe es zwei Möglichkeiten: Einerseits die Bedingungen für ausländische Arbeitnehmer weiter zu lockern und andererseits den "Anreiz" zu bieten, dass die japanische Bevölkerung selbst für eine höhere Geburtenrate sorgt. Vor allem der letzte Punkt sollte die Regierung meiner Meinung nach stärker in den Fokus nehmen. Es ist keine völlig neue Entdeckung, dass die japanische Lebensweise nicht familienfreundlich ist. Man arbeitet viel zu lange; ob es reguläre Arbeit oder (unbezahlte) Überstunden sind, spielt da keine Rolle. Generell herrscht da die Mentalität, dass man für die Vorgesetzten oder für die Firma arbeitet und nicht für sich. Man nimmt es mit der Höflichkeit zu ernst und möchte die Älteren nicht gegen sich aufbringen.
Ein anderes Problem sind die Lebenskosten. Das Leben in Japan ist nicht gerade günstig und viele junge Menschen können es sich nicht leisten, eine Familie versorgen zu können. Aus wirtschaftlichen Gründen bevorzugen es viele, Single zu sein, obwohl sie gerne heiraten bzw. eine Beziehung haben würden.
Die Arbeitsbedingungen werden in Japan wie auch in anderen Ländern immer prekärer. Vollzeitbeschäftigungen werden immer seltener, fristlose Kündigungen immer häufiger. Viele geben an, aus Sorge vor einer Kündigung würden sie alles (von der Firma etc.) hinnehmen, um nicht ihren Job zu verlieren.
 

elkeZ

Ex-Mitarbeiter
Otaku König
8 Okt. 2013
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Gute Frage!

Was mir dazu einfällt ist, dass große Systeme - seien es Bevölkerungen, Unternehmen, Gruppierung fast proportional zur Größe "zäher" zu verwalten sind. Auch die eigenständigen Änderungen innerhalb dieser Strukturen selbst kommen langsamer, je größer sie sind.
Ich denke, dass Japan sich dieser Züge und ihren Pro und Contra bewusst ist, bzw. wird das Bewusstsein immer verbreiteter. Jedoch dauert es, bis sich solche Änderungen in Kultur und System durchziehen. Sei es wegen der schleichenden Adaption oder gemein gesagt, dass die Anhänger der alten Kultur und Ideologie wegsterben.

Allgemein habe ich den Eindruck, dass die Welt immer 3 Schritte vor und dann wieder 2 zurück geht. Aber im Rückblick auf die Vergangenheit sind wir in der Zukunft immer besser weggekommen. Und noch etwas. Aus Krisen entstehen auch immer Chancen.
 
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Reaktionen: Daimyo Tokugawa

Daimyo Tokugawa

東方の老練家
Animes.so Staff
Otaku Gott
21 Mai 2013
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Gensokyo
Es stimmt schon, dass größere Strukturen länger brauchen, um sich anzupassen. Umso erstaunlicher ist es, wenn solche Anpassungen in relativ kurzer Zeit geschehen. Betrachten wir doch mal das Ende des Ersten und Zweiten Weltkrieges: Natürlich war während und nach dem Krieg alles in Schutt und Asche, die Menschen verhungerten und wurden vertrieben und alles Sonstiges, was noch zu Kriegen gehört, aber in relativ kurzer Zeit war das wie fast ungeschehen; mit der Weimarer Republik gab es wieder einen (halbwegs) funktionierenden Staat, auch wenn die Entschädigungsforderungen der Siegermächte sehr drakonisch waren. Der Zweite Weltkrieg war in seinen Ausmaßen nochmals größer als der Erste Weltkrieg, aber auch da wurden die zerstörten Staaten wieder aufgebaut. 1945 noch eine Einöde aus Ruinen, war Deutschland 20-25 Jahre später wieder eine bedeutende Nation. Nach dem Krieg hatte man nichts mehr zu verlieren, daher war es wohl vergleichsweise einfach, neue Strukturen, Lebensweisen etc. einzuführen.
Aber wenn alles (noch) funktioniert, ist es schwieriger, Dinge zu ändern, weil man befürchtet, dass sich die Situation verschlechtern könnte. Die japanische Bevölkerung altert sehr stark, genauso wie die deutsche. Die Geburtenrate ist zu gering, um die Bevölkerung auf gleichem Niveau zu halten: sie schrumpft. Da Japan es nicht schafft, Anreize für seine Bevölkerung zu geben, die Geburtenrate zu steigern, müssen andere Lösungen her. Die Sorgen der jungen Japaner sind völlig nachvollziehbar: Das Erziehungs- und Bildungssystem bringt ihnen bei, gehorsam zu sein. Die Arbeitszeiten sind sehr lang, auch ohne Überstunden. Völlig ausgelaugt, hat man nicht immer das Bedürfnis noch etwas zu unternehmen, egal ob es dabei die eigene Familie, der Lebenspartner oder die Lebenspartnerin oder Freunde sind. Man hat zu wenig Zeit für zwischenmenschliche Beziehungen. Zudem kommen dann noch die Kosten. Das Leben in Japan ist nicht gerade günstig. Gerade Großstädte sind sehr teuer, aber da Japan sehr zentralistisch ist, haben Menschen, die Karriere machen wollen, keine andere Wahl als in die Großstädte zu ziehen. Familien müssen versorgt werden, genauso auch die Beziehungspartner. Junge Menschen, die die Oberstufe abgeschlossen oder einen Universitätsabschluss haben, steigen in prekären Verhältnissen in den Arbeitsmarkt ein. Befristete Einstellungen in teils unmenschlichen Verhältnissen verlangen alles ab. Eine Ablehnung dem Vorgesetzten gegenüber kann die Kündigung bedeuten. Als ob es nicht schon teuer genug wäre, sich selbst am Leben zu halten, muss man noch andere verpflegen, wenn man zusammen wohnt. Kindererziehung ist da noch einmal ein gesonderter Spaß. Kinder zu erziehen ist generell teuer. Sie wachsen schnell, daher muss man in kurzen Zeitabständen neue Kleidung, Spielzeuge etc. kaufen. Ich könnte daraus einen Roman machen, was man alles beachten und erfüllen muss. Als junger Mensch hat man es eben nicht einfach. Besonders wenn die psychologische und finanzielle Unterstützung der Eltern fehlt.
Da Japan die eigene Bevölkerung nicht aufrecht erhalten kann, muss man Einwanderung akzeptieren, aber damit tun sich Japaner sehr schwer. Rassistische Ausschweifungen sind nicht unbedingt selten, und gerade manche älteren Japaner zeigen das auch ganz öffentlich. Da wie eben angesprochen, die japanische Bevölkerung immer älter wird und junge Japaner immer weniger, werden auch die Arbeitskräfte weniger. Auch da muss die Einwanderung mithelfen. Die Regelungen sind da aber immer noch zu streng als dass es sich langfristug lohnen würde.