Also, wenn mans so formuliert, dann muß man Dir praktisch ja zustimmen, weil Du statistisch gesehen sicher recht hast. Quantitativ kann man Dir sicher nicht widersprechen. Qualitätiv aber denke ich, dass die Dinge nicht so einfach sind. Sonst müßten ja alle Menschen im Frieden und Wohlstand glücklich sein und alle Menschen in Krieg und Armut unglücklich. Wir verbinden die Dinge immer stereotypisch, das trainieren uns die Medien ja täglich weiter an.
Ich habe Kulturen und Gesellschaften kennengelernt, die in politischen und militärischen Unruhen existieren und durch ihr gesellschaftlich kollektives Ego in im Vergleich zu uns wesentlich schwierigeren Umständen leben und wahrscheinlich ein wesentlich höheres Maß an Lebensfreude und Glück mitbringen, als wir selbst es empfangen können.
Jemand, der sein ganzes Leben lang reich, im Frieden und als asoziales Unsympath gelebt hat, von dem denke ich nicht, dass er je irgendwann glücklich sterben kann. Hingegen denke ich, dass es eine Menge Lebenskünstler gibt, die mit sehr wenigen Mitteln glücklich sind auf dieser Welt, vielleicht auch glücklicher als viele von uns.
Ich würde daher zwar nicht so weit gehen wie Mondwoelfin, ihr aber generell beipflichten.
Was Glück ist, ist sehr individuell, schwierig zu messen und schwierig zu vergeichen. Ich habe lange mit Afghanen zusammengelebt. Selten habe ich Menschen mit härteren Erfahrungen aus einem härter gebeutelten Land getroffen und selten habe ich gleichzeitig an so viel Lebensfreude und Glück teilhaben dürfen wie bei diesen Menschen. Wenn Kriegsflüchtlinge mein Glück bereichern können, dann kann es, jedenfalls für mich, nicht so einfach sein.