Space Dandy
Space Dandy ist meine persönliche Enttäuschung der Winterstaffel 2014, obwohl es eigentlich eine gute Show ist, für die ich viel Lob übrig habe. Trotzdem habe ich von Watanabe und seinem unglaublich talentierten Team, das fast nur aus berühmten Namen besteht, mehr erwartet.
Synopsis
Space Dandy ist ein Alienjäger, der unbekannte Alienspezies sucht, einfängt und sie beim Alienamt registrieren lässt. Je seltener oder spektakulärer eine eingefangene Art ist, desto mehr Kopfgeld gibt es. Dandy reist mit seinem Schiff, der „Aloha Oe“, durch den Weltraum und wird auf seinen Abenteuern vom treuen aber etwas veralteten Roboter QT begleitet, der wie ein intelligenter Staubsauger mit extra Funktionen wirkt. Dabei werden sie vom mächtigen Gogol Imperium gejagt, was ihnen aber nicht bewusst ist.
Produktion
Space Dandy ist vor allem wegen seinem hochkarätigen Produktionsteam die meisterwartete Show des Jahres 2014. Das berühmte Studio Bones, das 2014 mit einem unglaublich starken Line-Up vertreten ist, hat keine Kosten und Mühen gescheut, die Crème de la Crème der Animeindustrie zu vereinen.
Der Direktor der Serie sollte allen Animefans ein Begriff sein, den Shinichrio Watanabe ist der Kopf hinter den legendären Shows Cowboy Bebop und Samurai Champloo, oder dem wunderschönen Anime Sakamichi no Apollo. Dass dieser Mann zu den grössten und talentiertesten Direktoren unserer Zeit gehört, muss man eigentlich nicht sagen. An dem Drehbuch hat gleich ein ganzes Team mitgeschrieben, unter anderem Watanabe selber und Dai Sato, der auch an Cowboy Bebop, Samurai Champloo, Ghost in the Shell oder Lupin III mitgearbeitet hat, die Serienkomposition für Eureka Seven machte und das Drehbuch zu Ergo Proxy schrieb. Auch mit dabei ist Ichiro Okuchi, der für Fans von Code Geass ein Begriff ist, denn er ist einer der ursprünglichen Autoren der Story hinter dem Erfolgsanime. Als letztes unter den Drehbuchautoren ist Keiko Nobumoto zu erwähnen, die ebenfalls bei Bebop und Champloo dabei war, aber auch die Autorin des Wolfs Rain Mangas und Animes ist.
Wenn wir schon bei Code Geass sind, sollte noch Goro Taniguchi erwähnt werden, der Direktor hinter dem äusserst erfolgreichen Anime, der zusammen mit Okuchi auch die Story geschrieben hat. Er übernimmt das Storyboard der siebten Folge von Space Dandy. Akemi Hyashi, eine unheimlich talentierte Animatorin, die momentan an den Rebuilds von Hideaki Annos Evangelion Filmen mitarbeitet, ist ebenfalls Mitglied des Space Dandy Teams. Sie war auch ein wichtiges Mitglied des Teams von Gurren Lagann. Hiroshi Shimuzu und Michio Mihara sind weitere berühmte Namen, die man erwähnen muss, aber es fehlt hier der Platz, um alle Top Shots hinter Space Dandy namentlich zu erwähnen und deren Werke vorzustellen. Alle, die an diesem Anime in irgendeiner Form mitarbeiten, sind entweder bekannte Namen in der Industrie oder unheimlich talentiert. Wahrscheinlich ist selbst der Kaffeekocher des Teams der berühmteste und beste Kaffeekocher ganz Japans und verdient mehr, als ein durchschnittlicher Animedirektor verdienen würde.
Wenn man sich diese Namen anschaut, dann versteht man plötzlich den Hype, der um diese Show gemacht wurde und teils immer noch gemacht wird. Ich kann mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal ein solches hochkarätig besetztes Produktionsteam gab.
Story
Man ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt, wenn man in Space Dandy eine Story sucht, da es keine Story gibt. Viel mehr besteht der Anime aus dreizehn Geschichten; wenn man so will aus dreizehn verschiedenen Animes, die aber dasselbe Setting und dieselben Charaktere haben. Hat man diese Prämisse erst einmal erkannt und wichtiger, akzeptiert, dann ist man in der Lage Space Dandy besser zu verstehen und besser zu geniessen.
Natürlich trifft der episodenhafte Charakter des Animes nicht jeden Geschmack, doch das will das Team hinter Space Dandy gar nicht. Am besten lässt sich die Serie als ein Sammelsurium kreativer Gedanken und Freiheiten verstehen, das mit jeglichen Konventionen bricht, sich um nichts schert und das tut, worauf es gerade Lust hat. Entsprechend variieren die Ergebnisse dieses kreativen Prozesses. Manchmal haben wir tatsächlich Folgen vor uns, die uns in Ehrfurcht erstarren lassen, nur damit wir nächste Woche den Kopf gegen die Tischkante schmeissen, weil uns Dandy wieder einmal enttäuscht hat. Enttäuscht ist ein gutes Stichwort, denn Space Dandy ist für mich die Enttäuschung der Staffel. Während es bei weiten nicht ein schlechter Anime ist, habe ich doch mehr erwartet vom kreativen Team hinter Cowboy Bebop, von denen sogar einige an Samurai Champloo mitgearbeitet haben. Es ist klar, dass wenn man einem kreativen Prozess totale Freiheit gönnt und sich treiben lässt, neues ausprobiert, mit Grenzen und Konventionen bricht, es zwangsläufig zu Problemen kommt. Experimente können auch scheitern.
Ein Problem hierbei ist, dass man im ersten Moment glaubt Space Dandy wolle unterhalten, was es eigentlich nicht will, zumindest nicht in erster Linie. Shinichiro Watanabe und sein Team wollten eher ein Kunstwerk erschaffen, das unter Animes präzedenzlos ist und neue Wege beschreitet. Das ist ihnen auf jeden Fall gelungen. Doch betrachtet man die erste Folge als ein Kunstwerk, gelangt man auch da zum Schluss, dass es kein besonders gutes Kunstwerk ist. Aus einer dramaturgischen Perspektive muss die erste Folge einer Serie oder die ersten Minuten einer erzählerischen Einheit (Film, Roman) die Charaktere einführen, die Story, den Handlungsort und das Setting darlegen. Auf eine verrückte Art tut sie das auch. Watanabe lässt uns wissen, dass er sich um Story nicht schert und dadurch, dass er seine Hauptfiguren am Ende Selbstmord begehen lässt, sagt er, dass in Space Dandy alles passieren kann und dass wir besser keine Erwartungen haben sollten. Indem er die Dandy und seine Freunde mit dem narrativen Erzähler direkt interagieren lässt (sie reden miteinander), bedient er sich einer Verfremdungsform des Brecht’schen Theaters und sagt, dass ihm Genre-Konvektionen völlig egal sind. Einheit der Handlung, des Ortes und der Geschichte gibt es in Space Dandy nicht und dies wollen die Autoren genau so haben. Was mit den Charakteren passiert ist auch egal, denn nach jeder Folge beginnt der Anime von neuem und ein neuer Anime beginnt.
Doch die Frage ist, ob Space Dandy als Anime funktioniert und den Zuschauern einen Mehrwert bieten kann, der ihnen Grund gibt sich die Show einmal pro Woche anzuschauen. Es gibt durchaus Lichtblicke am Horizont und das Entwicklerteam zeigt, dass es durchaus versteht aus dieser Prämisse Kapital zu schlagen. Die zweite Folge ist dramaturgisch gesehen nicht wirklich unterhaltsam. Dandy und Meow werden in eine andere Dimension gezogen, wo sie einen Alien finden, der eine ulkige Hintergrundgeschichte hat und aus einem so dummen Grund in dieser Dimension ist, dass man sich zwangsläufig fragt, ob der Autor dieser Episode etwas schlimmes geraucht hat. Trotzdem ist diese Folge unglaublich melancholisch und lässt mich mit einem bittersüssen Nachgeschmack dastehen, den ich mir nicht erklären kann.
Mein persönliches Highlight ist Folge fünf, bei der Dandy ein Alien-Kind trifft, das seine Eltern verloren hat und einsam auf der Suche nach ihrem Grossvater ist. Dies ist die einzige Folge des ganzen Animes, indem Dandy sich von einer mitfühlenden Seite zeigt, die ihn menschlich erscheinen lässt. Auch diese Folge ist in vielen Aspekten lächerlich, doch vermochte sie es mich tief zu berühren.
Die Folgen 4, 6 und 9 zeugen vom kreativen Potential, das in Watanabes Team und in Space Dandy steckt. Folge 4 lässt die drei Protagonisten zu Zombies werden, inklusive den Roboter, ohne aber sein Setting zu ändern. Sie leben ihr Leben weiter, als Zombies. Dandy geht weiter ins Boobies, die Helden erleben weiterhin Abenteuer, gehen ins Kino, als Zombies und stillen ihre Zombiebedürfnisse. Episode 6 widmet sich einem 10.000 Jahre alten Krieg zwischen zwei verfeindeten Völkern, die denselben Planeten bewohnen. Das eine Volk trägt Oberteile – Vestons – als Kleider und das andere Hosen. Beide Seiten verabscheuen die andere wegen deren Kleidungskonventionen. Der Krieg wurde mit einer solchen Intensität geführt, dass nur noch jeweils ein Vertreter der beiden Völker überlebt hat, den Krieg aber gegen seinen einzigen Feind erbittert weiterführt. Dandy und seine Freunde versuchen den Konflikt auf ungeschickte Art zu beenden, was nicht ganz gelingt. In Folge 9 landen sie auf einen Planten, der von intelligenten Pflanzen bewohnt ist und in so vielerlei Hinsicht originell ist, dass ich es kaum zu beschreiben vermag.
Während all diese Folgen kreativ und innovativ sind, vermögen sie nicht gänzlich zu überzeugen. Die Zombiefolge ist zwar die einzige Episode der ganzen Serie, wo ich etwas lachen musste und mich amüsiert habe, aber ihr fehlt jegliche Richtung, damit ich sie als gut bezeichnen kann. Oder anders gefragt: „was will sie mir sagen?“. Die sechste Folge illustriert offensichtlich die Absurdität von Krieg auf originelle, aber doch plumpe Weise. Ja es gibt sehr viele dumme Kriege, jeder Krieg ist dumm, aber trotzdem sind sie komplexere Angelegenheiten, als sie Space Dandy darstellt. Zudem ist die Prämisse Krieg zu parodieren, indem man die Gründe für den Krieg so absurd gestaltet, dass sie nicht einmal die Kriegsparteien recht verstehen, bei weitem nicht so originell, wie Dandy tut. Der griechische Komödiendichter Aristophanes hat dies schon vor über 2.500 Jahren getan, auf viel klügere und witzigere Art. Während die Pflanzenfolge mir sehr gefallen hat, ist sie doch so speziell, dass die meisten Zuschauer sie nicht wirklich geniessen können.
Der Schluss der ersten Staffel lässt sich auch nicht nach der Frage bewerten, ob es ein befriedigender Abschluss der Serie sei, denn wie schliesst man eine episodenhafte Show wie Space Dandy, die jedes Mal von neuem beginnt und von neuem endet, befriedigend ab? Trotzdem hat mich Dandy mit diesem Schluss überrascht, denn es endet mit einer sehr starken und gefühlvollen Folge. Im Zentrum steht der Roboter-Staubsauger QT, der sich in eine Kaffeemaschine verliebt, die eine künstliche Intelligenz besitzt. Ich hätte es vor Space Dandy nie für möglich gehalten eine bewegende Liebesgeschichte zwischen einem Staubsauger und einer Kaffeemaschine zu inszenieren, aber ich wurde eines besseren belehrt. Gerade diese letzte Folge der ersten Staffel zeigt, wie Dandy wirklich funktioniert: Man nehme ein eigentlich ernstes Thema, das die Menscheit in irgendeiner Form bewegt, gestalte dies aber so absurd, dass es der Zuschauer kaum ernst nehmen kann und schmücke das Ganze mit einer bewegenden, teilweise sogar tiefgründigen Geschichte aus und verwende Anspielungen an andere berühmte Filme, Bücher oder Musikwerke, die dasselbe Thema zum Gegenstand haben.
Diese Beispiele illustrieren die Stärken und Schwächen von Space Dandy sehr gut. Es ist ein unglaublich kreativer Anime, der ein Unikat und schon nur deshalb sehenswert ist, aber er scheint in vielen Aspekten zu undurchdacht zu sein, um als eine gute Show durchzugehen. Zudem will Space Dandy witzig sein und seine Zuschauer zum Lachen bringen, was aber bei mir nur selten geklappt hat. Bei den ersten Folgen musste ich kaum einmal meine Mundwinkel verziehen und selbst im späteren Verlauf war dies eher die Ausnahme. Gegen Ende der Show passierte mir dies deutlich häufiger, weil sie sich mit der Zeit gesteigert hat.
Charaktere
Das Problem an episodenhaften Shows ist, dass Ereignisse aus einer Folge keine Auswirkungen auf andere Folgen oder auf die Charaktere haben. Bei diesem Format ist es natürlich schwierig Charaktere zu entwickeln und sie zu verändern. So sind Dandy, Meow und der sympathische Roboter statische Figuren, die sich nicht wirklich in eine Richtung verändern. Trotzdem sehen wir ab und an – viel zu selten – andere Seiten von ihnen, wie in der schon erwähnten Folge 5 bei Dandy. Folge 10 widmet sich Meow und seiner Familie, was ebenfalls ein erfrischend neues Licht auf ihn wirft. Doch am Ende der jeweiligen Folgen sind beide zurückverwandelt und besitzen ihre statische, weitgehend unsympathische Persönlichkeit.
Dandy ist in erster Linie ein Sexist. Er eröffnet den Anime mit einem pathetischen Monolog über Brüste und das weibliche Gesäss, wobei er zum Schluss kommt, dass bei einer Frau eben nicht nur die Grösse und Form ihrer Oberweite, sondern auch das Gesäss wichtig sei. Sein Lieblingsrestaurant ist das „Boobies“, eine galaktische Restaurantkette mit der Personalpolitik freizügige und gut gebaute weibliche Kellnerinnen einzustellen. Eigentlich könnte Dandy unsympathischer nicht sein, da reicht kreative Freiheit oder das Parodie-Argument nicht aus, um dies zu verzeihen oder darüber hinweg zu sehen. Der Humor seiner Persönlichkeit soll offensichtlich auf den Effekt abzielen „seht her, liebe 14-Jährige Jungs, ich habe gerade einen schmutzigen Witz gemacht, lacht bitte!“.
Meow ist nicht besser ausgefallen. Auch er hat eine perverse Ader, ist zudem ein fauler Fresssack und mit wenigen Ausnahmen, nicht wirklich liebenswert. Doch auch er hat seine magischen Momente, wie in der Folge, als die „Aloha Oe“ unfreiwillig Meows Heimatplaneten anfliegen musste. Alleine dem süssen Roboter QT konnte ich Sympathie entgegen bringen, denn er scheint der aufrichtigste und liebenswürdigste der drei Protagonisten zu sein. Auch ist er m.E. der witzigste und ich musste über seine Jokes wesentlich öfter lachen, als über die platten Witze von Dandy.
Das ist schon alles, was ich zu den Charakteren zu sagen habe. Sie haben mich nicht wirklich überzeugt, weniger wegen der fehlenden Charakterentwicklung, die ja bei einem Antology Format nicht möglich ist, sondern weil es ihnen an Tiefe und Komplexität fehlt. Sie sind eindimensionale Wesen, die im Falle von Dandy unsympathisch sind. Man könnte natürlich argumentieren, dass Watanabe genau dies bezweckt hat und Dandys sexistische Persönlichkeit als einen weiteren Verfremdungseffekt benutzt, jedoch ändern dies nichts an der Tatsache, dass ich mit Dandy als Charakter nicht viel anfangen kann.
Animation
Wenigstens für seine Animation und die künstlerische Ausführung hat Space Dandy eine grosse Portion Lob verdient, denn diese ist sagenhaft. Hier lässt das kreative Team rund um Cheff-Animator Yoshiyuki Ito sein Talent aufblitzen. Die Qualität der Animation ist auf höchstem Niveau und ich will nicht wissen, wie viel Geld sie verschlungen hat. Eine Episode von Space Dandy kostet wahrscheinlich mehr als eine ganze Anime Staffel bei anderen, weniger gut betuchten Studios. Den Stil der Zeichnungen kann ich ebenfalls loben. Der Retrolook gefällt sehr und in Verbindung mit der Technologie und der verrückten Story erinnert er ein wenig an Douglas Adams Hitchhikers Guide to the Galaxy. Die Charakterdesigns vom Zeichner Yoshiyuki Ito, der ebenfalls die Charaktere bei Cowboy Bebop gemacht hat, sehen ebenfalls wunderbar aus und passen gut zum Gesamteindruck der Animation.
Der Stil von Space Dandys Animation ist sicherlich Geschmackssache, ich kann mir gut vorstellen, dass er vielen Leuten nicht gefällt, jedoch gibt es aus technischer und auch aus künstlerischer Sicht nichts zu meckern. Animationstechnisch muss sich jeder Anime des Jahres 2014 an Space Dandy messen und man legt hier die Messlatte ziemlich hoch.
Sound
Es ist nichts Neues, dass die Animes von Shinichiro Watanabe, der selber Komponist ist, musikalische Meisterwerke sind. Es reicht an dieser Stelle eigentlich nur zu erwähnen, dass der Soundtrack von Space Dandy von Yoko Kanno komponiert wird, um klar zu machen, wie gut der OST ist. Es ist schlichtweg nicht möglich, dass diese Frau schlechte Musik macht und deshalb überrascht es mich nicht, dass Space Dandy musikalisch auf ganzer Linie überzeugt. Der Soundtrack ist wie gewohnt sehr breit und umfasst Hip Hop, Rock Songs, Pop-Balladen, wunderschönen Chorgesang bis hin zu Klassischen Stücken. Die musikalische Untermalung des Animes ist sehr gut gelungen und passt perfekt zu den jeweiligen Szenen und macht diese tatsächlich besser. Bestes Beispiel hierfür ist der Showdown zwischen QT und einem Superroboter in Episode 13. Dieser Kampf ist für sich genommen nur lächerlich, mit der musikalischen Untermalung wird er aber zu einem epischen Ereignis, das Gänsehaut bereitet. Der Song des Openings, „Viva Namida“ (Viva Tränen) von Yasuyuki Okamura ist verdammt gut gewählt und passt zu Space Dandy wie die Faust aufs Auge und klingt so cool, wie die Serie optisch aussieht.
Fazit 3.5/5
Auch wenn Space Dandy zweifelsfrei meine persönliche Enttäuschung der Winterstaffel 2013/14 ist, hat es doch keine schlechte Wertung verdient. Shinichiro Watanabe bricht bei Space Dandy mit allen Konventionen, die sich Anime in den letzten Jahren selbst auferlegt hat. Er bringt Anime als ganzes sicher auch ein Stück weiter und ich bin überzeugt Watanabe wollte, dass Space Dandy der Befreiungsschlag für die feststeckende Animeindustrie ist. Er versuchte aufzeigen, dass man durchaus neue Wege beschreiten kann und was alles mit Anime möglich ist, das man mit „Live-Action“ Serien und Filmen nicht machen kann.
Wenn man etwas Neues wagt, kann man auch scheitern. Zum Glück ist Space Dandy nicht komplett gescheitert. Die Visualisierung und musikalische Untermalung der Show sind das Beste, was es in dieser Staffel – wahrscheinlich sogar im ganzen Jahr 2014 – zu sehen und hören gibt. Wenn man das nötige Fingerspitzengefühl beim Drehbuch gefunden hätte, um eine interessante (und verrückte) Geschichte zu erzählten, dann wäre Space Dandy sicherlich die Anime Revolution gewesen, welche diese Kunstform weitergebracht hätte. Momentan wirkt es aber so, als ob Space Dandy so sehr versucht etwas Neues zu sein, dass es sich selber im Weg steht.
Zum Glück ist eine zweite Staffel angekündigt, denn ich möchte sehen, wie weit Watanabe und sein einzigartiges Team gehen kann. Wenn sie selbstkritisch genug sind, können sie aus ihren Fehlern lernen und die Show in der zweiten Staffel in eine andere Richtung bewegen. Dies könnten sie auch problemlos tun, denn wie mit der ersten Folge eindrücklich angekündigt wurde: In Space Dandy ist alles möglich und man darf nichts erwarten, sondern muss sich auf alles gefasst machen. In der zweiten Staffel erhoffe ich mir ein besseres Drehbuch. Es ist durchaus in Ordnung beim Anthology Format zu bleiben, Space Dandy braucht keine „Geschichte“. Allerdings muss man die erzählerische Qualität der jeweiligen Episoden dringend verbessern, bzw. die Fluktuationen der ersten Staffel glätten, um das Niveau konstant hoch zu halten. Zudem wünsche ich mir mehr Tiefe für die Protagonisten und einen weniger sexistischen Dandy. Wenn Watanabe tatsächlich neue Wege beschreiten will, dann soll er dafür sorgen, dass Anime von seinem Brüstewahn befreit wird. Aber vielleicht tut er ja mit Dandy genau das. Wer weiss was in diesem genialen Kopf so vorgeht.
An dieser Stelle muss ich eine Empfehlung abgeben, um die ich mich lange genug gedrückt habe. Ja, ich empfehle allen, sich Space Dandy anzuschauen. „Allen“ ist bewusst gewählt, denn Dandy lässt sich nicht einem Genre zuordnen. Das Setting ist Sci-Fi, doch geht die Show weit darüber hinaus. Ausserdem lohnt es sich die Show anzuschauen alleine weil sie so verrückt und innovativ ist und weil sie so gut aussieht. Man sieht bei Space Dandy auf jeden Fall etwas Neues, als sonst üblich. Ob dies aber einem gefällt, muss jeder für sich entscheiden.
Durch den etwas derben Humor der Serie ist sie sicherlich nicht für jüngere Kinder geeignet, denn die würden ihn nicht verstehen. Allerdings sind die Gewaltszenen dermassen stilisiert, dass man da nichts auszusetzen hat. Jüngere Teenager und aufwärts (gegen oben offen) sind das Zielpublikum der Show.
Was haltet ihr von Space Dandy? Eine Beleidigung für eure Intelligenz, oder der Anime, der Anime retten wird?
Space Dandy ist meine persönliche Enttäuschung der Winterstaffel 2014, obwohl es eigentlich eine gute Show ist, für die ich viel Lob übrig habe. Trotzdem habe ich von Watanabe und seinem unglaublich talentierten Team, das fast nur aus berühmten Namen besteht, mehr erwartet.
Synopsis
Space Dandy ist ein Alienjäger, der unbekannte Alienspezies sucht, einfängt und sie beim Alienamt registrieren lässt. Je seltener oder spektakulärer eine eingefangene Art ist, desto mehr Kopfgeld gibt es. Dandy reist mit seinem Schiff, der „Aloha Oe“, durch den Weltraum und wird auf seinen Abenteuern vom treuen aber etwas veralteten Roboter QT begleitet, der wie ein intelligenter Staubsauger mit extra Funktionen wirkt. Dabei werden sie vom mächtigen Gogol Imperium gejagt, was ihnen aber nicht bewusst ist.
Produktion
Space Dandy ist vor allem wegen seinem hochkarätigen Produktionsteam die meisterwartete Show des Jahres 2014. Das berühmte Studio Bones, das 2014 mit einem unglaublich starken Line-Up vertreten ist, hat keine Kosten und Mühen gescheut, die Crème de la Crème der Animeindustrie zu vereinen.
Der Direktor der Serie sollte allen Animefans ein Begriff sein, den Shinichrio Watanabe ist der Kopf hinter den legendären Shows Cowboy Bebop und Samurai Champloo, oder dem wunderschönen Anime Sakamichi no Apollo. Dass dieser Mann zu den grössten und talentiertesten Direktoren unserer Zeit gehört, muss man eigentlich nicht sagen. An dem Drehbuch hat gleich ein ganzes Team mitgeschrieben, unter anderem Watanabe selber und Dai Sato, der auch an Cowboy Bebop, Samurai Champloo, Ghost in the Shell oder Lupin III mitgearbeitet hat, die Serienkomposition für Eureka Seven machte und das Drehbuch zu Ergo Proxy schrieb. Auch mit dabei ist Ichiro Okuchi, der für Fans von Code Geass ein Begriff ist, denn er ist einer der ursprünglichen Autoren der Story hinter dem Erfolgsanime. Als letztes unter den Drehbuchautoren ist Keiko Nobumoto zu erwähnen, die ebenfalls bei Bebop und Champloo dabei war, aber auch die Autorin des Wolfs Rain Mangas und Animes ist.
Wenn wir schon bei Code Geass sind, sollte noch Goro Taniguchi erwähnt werden, der Direktor hinter dem äusserst erfolgreichen Anime, der zusammen mit Okuchi auch die Story geschrieben hat. Er übernimmt das Storyboard der siebten Folge von Space Dandy. Akemi Hyashi, eine unheimlich talentierte Animatorin, die momentan an den Rebuilds von Hideaki Annos Evangelion Filmen mitarbeitet, ist ebenfalls Mitglied des Space Dandy Teams. Sie war auch ein wichtiges Mitglied des Teams von Gurren Lagann. Hiroshi Shimuzu und Michio Mihara sind weitere berühmte Namen, die man erwähnen muss, aber es fehlt hier der Platz, um alle Top Shots hinter Space Dandy namentlich zu erwähnen und deren Werke vorzustellen. Alle, die an diesem Anime in irgendeiner Form mitarbeiten, sind entweder bekannte Namen in der Industrie oder unheimlich talentiert. Wahrscheinlich ist selbst der Kaffeekocher des Teams der berühmteste und beste Kaffeekocher ganz Japans und verdient mehr, als ein durchschnittlicher Animedirektor verdienen würde.
Wenn man sich diese Namen anschaut, dann versteht man plötzlich den Hype, der um diese Show gemacht wurde und teils immer noch gemacht wird. Ich kann mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal ein solches hochkarätig besetztes Produktionsteam gab.
Story
Man ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt, wenn man in Space Dandy eine Story sucht, da es keine Story gibt. Viel mehr besteht der Anime aus dreizehn Geschichten; wenn man so will aus dreizehn verschiedenen Animes, die aber dasselbe Setting und dieselben Charaktere haben. Hat man diese Prämisse erst einmal erkannt und wichtiger, akzeptiert, dann ist man in der Lage Space Dandy besser zu verstehen und besser zu geniessen.
Natürlich trifft der episodenhafte Charakter des Animes nicht jeden Geschmack, doch das will das Team hinter Space Dandy gar nicht. Am besten lässt sich die Serie als ein Sammelsurium kreativer Gedanken und Freiheiten verstehen, das mit jeglichen Konventionen bricht, sich um nichts schert und das tut, worauf es gerade Lust hat. Entsprechend variieren die Ergebnisse dieses kreativen Prozesses. Manchmal haben wir tatsächlich Folgen vor uns, die uns in Ehrfurcht erstarren lassen, nur damit wir nächste Woche den Kopf gegen die Tischkante schmeissen, weil uns Dandy wieder einmal enttäuscht hat. Enttäuscht ist ein gutes Stichwort, denn Space Dandy ist für mich die Enttäuschung der Staffel. Während es bei weiten nicht ein schlechter Anime ist, habe ich doch mehr erwartet vom kreativen Team hinter Cowboy Bebop, von denen sogar einige an Samurai Champloo mitgearbeitet haben. Es ist klar, dass wenn man einem kreativen Prozess totale Freiheit gönnt und sich treiben lässt, neues ausprobiert, mit Grenzen und Konventionen bricht, es zwangsläufig zu Problemen kommt. Experimente können auch scheitern.
Ein Problem hierbei ist, dass man im ersten Moment glaubt Space Dandy wolle unterhalten, was es eigentlich nicht will, zumindest nicht in erster Linie. Shinichiro Watanabe und sein Team wollten eher ein Kunstwerk erschaffen, das unter Animes präzedenzlos ist und neue Wege beschreitet. Das ist ihnen auf jeden Fall gelungen. Doch betrachtet man die erste Folge als ein Kunstwerk, gelangt man auch da zum Schluss, dass es kein besonders gutes Kunstwerk ist. Aus einer dramaturgischen Perspektive muss die erste Folge einer Serie oder die ersten Minuten einer erzählerischen Einheit (Film, Roman) die Charaktere einführen, die Story, den Handlungsort und das Setting darlegen. Auf eine verrückte Art tut sie das auch. Watanabe lässt uns wissen, dass er sich um Story nicht schert und dadurch, dass er seine Hauptfiguren am Ende Selbstmord begehen lässt, sagt er, dass in Space Dandy alles passieren kann und dass wir besser keine Erwartungen haben sollten. Indem er die Dandy und seine Freunde mit dem narrativen Erzähler direkt interagieren lässt (sie reden miteinander), bedient er sich einer Verfremdungsform des Brecht’schen Theaters und sagt, dass ihm Genre-Konvektionen völlig egal sind. Einheit der Handlung, des Ortes und der Geschichte gibt es in Space Dandy nicht und dies wollen die Autoren genau so haben. Was mit den Charakteren passiert ist auch egal, denn nach jeder Folge beginnt der Anime von neuem und ein neuer Anime beginnt.
Doch die Frage ist, ob Space Dandy als Anime funktioniert und den Zuschauern einen Mehrwert bieten kann, der ihnen Grund gibt sich die Show einmal pro Woche anzuschauen. Es gibt durchaus Lichtblicke am Horizont und das Entwicklerteam zeigt, dass es durchaus versteht aus dieser Prämisse Kapital zu schlagen. Die zweite Folge ist dramaturgisch gesehen nicht wirklich unterhaltsam. Dandy und Meow werden in eine andere Dimension gezogen, wo sie einen Alien finden, der eine ulkige Hintergrundgeschichte hat und aus einem so dummen Grund in dieser Dimension ist, dass man sich zwangsläufig fragt, ob der Autor dieser Episode etwas schlimmes geraucht hat. Trotzdem ist diese Folge unglaublich melancholisch und lässt mich mit einem bittersüssen Nachgeschmack dastehen, den ich mir nicht erklären kann.
Mein persönliches Highlight ist Folge fünf, bei der Dandy ein Alien-Kind trifft, das seine Eltern verloren hat und einsam auf der Suche nach ihrem Grossvater ist. Dies ist die einzige Folge des ganzen Animes, indem Dandy sich von einer mitfühlenden Seite zeigt, die ihn menschlich erscheinen lässt. Auch diese Folge ist in vielen Aspekten lächerlich, doch vermochte sie es mich tief zu berühren.
Die Folgen 4, 6 und 9 zeugen vom kreativen Potential, das in Watanabes Team und in Space Dandy steckt. Folge 4 lässt die drei Protagonisten zu Zombies werden, inklusive den Roboter, ohne aber sein Setting zu ändern. Sie leben ihr Leben weiter, als Zombies. Dandy geht weiter ins Boobies, die Helden erleben weiterhin Abenteuer, gehen ins Kino, als Zombies und stillen ihre Zombiebedürfnisse. Episode 6 widmet sich einem 10.000 Jahre alten Krieg zwischen zwei verfeindeten Völkern, die denselben Planeten bewohnen. Das eine Volk trägt Oberteile – Vestons – als Kleider und das andere Hosen. Beide Seiten verabscheuen die andere wegen deren Kleidungskonventionen. Der Krieg wurde mit einer solchen Intensität geführt, dass nur noch jeweils ein Vertreter der beiden Völker überlebt hat, den Krieg aber gegen seinen einzigen Feind erbittert weiterführt. Dandy und seine Freunde versuchen den Konflikt auf ungeschickte Art zu beenden, was nicht ganz gelingt. In Folge 9 landen sie auf einen Planten, der von intelligenten Pflanzen bewohnt ist und in so vielerlei Hinsicht originell ist, dass ich es kaum zu beschreiben vermag.
Während all diese Folgen kreativ und innovativ sind, vermögen sie nicht gänzlich zu überzeugen. Die Zombiefolge ist zwar die einzige Episode der ganzen Serie, wo ich etwas lachen musste und mich amüsiert habe, aber ihr fehlt jegliche Richtung, damit ich sie als gut bezeichnen kann. Oder anders gefragt: „was will sie mir sagen?“. Die sechste Folge illustriert offensichtlich die Absurdität von Krieg auf originelle, aber doch plumpe Weise. Ja es gibt sehr viele dumme Kriege, jeder Krieg ist dumm, aber trotzdem sind sie komplexere Angelegenheiten, als sie Space Dandy darstellt. Zudem ist die Prämisse Krieg zu parodieren, indem man die Gründe für den Krieg so absurd gestaltet, dass sie nicht einmal die Kriegsparteien recht verstehen, bei weitem nicht so originell, wie Dandy tut. Der griechische Komödiendichter Aristophanes hat dies schon vor über 2.500 Jahren getan, auf viel klügere und witzigere Art. Während die Pflanzenfolge mir sehr gefallen hat, ist sie doch so speziell, dass die meisten Zuschauer sie nicht wirklich geniessen können.
Der Schluss der ersten Staffel lässt sich auch nicht nach der Frage bewerten, ob es ein befriedigender Abschluss der Serie sei, denn wie schliesst man eine episodenhafte Show wie Space Dandy, die jedes Mal von neuem beginnt und von neuem endet, befriedigend ab? Trotzdem hat mich Dandy mit diesem Schluss überrascht, denn es endet mit einer sehr starken und gefühlvollen Folge. Im Zentrum steht der Roboter-Staubsauger QT, der sich in eine Kaffeemaschine verliebt, die eine künstliche Intelligenz besitzt. Ich hätte es vor Space Dandy nie für möglich gehalten eine bewegende Liebesgeschichte zwischen einem Staubsauger und einer Kaffeemaschine zu inszenieren, aber ich wurde eines besseren belehrt. Gerade diese letzte Folge der ersten Staffel zeigt, wie Dandy wirklich funktioniert: Man nehme ein eigentlich ernstes Thema, das die Menscheit in irgendeiner Form bewegt, gestalte dies aber so absurd, dass es der Zuschauer kaum ernst nehmen kann und schmücke das Ganze mit einer bewegenden, teilweise sogar tiefgründigen Geschichte aus und verwende Anspielungen an andere berühmte Filme, Bücher oder Musikwerke, die dasselbe Thema zum Gegenstand haben.
Diese Beispiele illustrieren die Stärken und Schwächen von Space Dandy sehr gut. Es ist ein unglaublich kreativer Anime, der ein Unikat und schon nur deshalb sehenswert ist, aber er scheint in vielen Aspekten zu undurchdacht zu sein, um als eine gute Show durchzugehen. Zudem will Space Dandy witzig sein und seine Zuschauer zum Lachen bringen, was aber bei mir nur selten geklappt hat. Bei den ersten Folgen musste ich kaum einmal meine Mundwinkel verziehen und selbst im späteren Verlauf war dies eher die Ausnahme. Gegen Ende der Show passierte mir dies deutlich häufiger, weil sie sich mit der Zeit gesteigert hat.
Charaktere
Das Problem an episodenhaften Shows ist, dass Ereignisse aus einer Folge keine Auswirkungen auf andere Folgen oder auf die Charaktere haben. Bei diesem Format ist es natürlich schwierig Charaktere zu entwickeln und sie zu verändern. So sind Dandy, Meow und der sympathische Roboter statische Figuren, die sich nicht wirklich in eine Richtung verändern. Trotzdem sehen wir ab und an – viel zu selten – andere Seiten von ihnen, wie in der schon erwähnten Folge 5 bei Dandy. Folge 10 widmet sich Meow und seiner Familie, was ebenfalls ein erfrischend neues Licht auf ihn wirft. Doch am Ende der jeweiligen Folgen sind beide zurückverwandelt und besitzen ihre statische, weitgehend unsympathische Persönlichkeit.
Dandy ist in erster Linie ein Sexist. Er eröffnet den Anime mit einem pathetischen Monolog über Brüste und das weibliche Gesäss, wobei er zum Schluss kommt, dass bei einer Frau eben nicht nur die Grösse und Form ihrer Oberweite, sondern auch das Gesäss wichtig sei. Sein Lieblingsrestaurant ist das „Boobies“, eine galaktische Restaurantkette mit der Personalpolitik freizügige und gut gebaute weibliche Kellnerinnen einzustellen. Eigentlich könnte Dandy unsympathischer nicht sein, da reicht kreative Freiheit oder das Parodie-Argument nicht aus, um dies zu verzeihen oder darüber hinweg zu sehen. Der Humor seiner Persönlichkeit soll offensichtlich auf den Effekt abzielen „seht her, liebe 14-Jährige Jungs, ich habe gerade einen schmutzigen Witz gemacht, lacht bitte!“.
Meow ist nicht besser ausgefallen. Auch er hat eine perverse Ader, ist zudem ein fauler Fresssack und mit wenigen Ausnahmen, nicht wirklich liebenswert. Doch auch er hat seine magischen Momente, wie in der Folge, als die „Aloha Oe“ unfreiwillig Meows Heimatplaneten anfliegen musste. Alleine dem süssen Roboter QT konnte ich Sympathie entgegen bringen, denn er scheint der aufrichtigste und liebenswürdigste der drei Protagonisten zu sein. Auch ist er m.E. der witzigste und ich musste über seine Jokes wesentlich öfter lachen, als über die platten Witze von Dandy.
Das ist schon alles, was ich zu den Charakteren zu sagen habe. Sie haben mich nicht wirklich überzeugt, weniger wegen der fehlenden Charakterentwicklung, die ja bei einem Antology Format nicht möglich ist, sondern weil es ihnen an Tiefe und Komplexität fehlt. Sie sind eindimensionale Wesen, die im Falle von Dandy unsympathisch sind. Man könnte natürlich argumentieren, dass Watanabe genau dies bezweckt hat und Dandys sexistische Persönlichkeit als einen weiteren Verfremdungseffekt benutzt, jedoch ändern dies nichts an der Tatsache, dass ich mit Dandy als Charakter nicht viel anfangen kann.
Animation
Wenigstens für seine Animation und die künstlerische Ausführung hat Space Dandy eine grosse Portion Lob verdient, denn diese ist sagenhaft. Hier lässt das kreative Team rund um Cheff-Animator Yoshiyuki Ito sein Talent aufblitzen. Die Qualität der Animation ist auf höchstem Niveau und ich will nicht wissen, wie viel Geld sie verschlungen hat. Eine Episode von Space Dandy kostet wahrscheinlich mehr als eine ganze Anime Staffel bei anderen, weniger gut betuchten Studios. Den Stil der Zeichnungen kann ich ebenfalls loben. Der Retrolook gefällt sehr und in Verbindung mit der Technologie und der verrückten Story erinnert er ein wenig an Douglas Adams Hitchhikers Guide to the Galaxy. Die Charakterdesigns vom Zeichner Yoshiyuki Ito, der ebenfalls die Charaktere bei Cowboy Bebop gemacht hat, sehen ebenfalls wunderbar aus und passen gut zum Gesamteindruck der Animation.
Der Stil von Space Dandys Animation ist sicherlich Geschmackssache, ich kann mir gut vorstellen, dass er vielen Leuten nicht gefällt, jedoch gibt es aus technischer und auch aus künstlerischer Sicht nichts zu meckern. Animationstechnisch muss sich jeder Anime des Jahres 2014 an Space Dandy messen und man legt hier die Messlatte ziemlich hoch.
Sound
Es ist nichts Neues, dass die Animes von Shinichiro Watanabe, der selber Komponist ist, musikalische Meisterwerke sind. Es reicht an dieser Stelle eigentlich nur zu erwähnen, dass der Soundtrack von Space Dandy von Yoko Kanno komponiert wird, um klar zu machen, wie gut der OST ist. Es ist schlichtweg nicht möglich, dass diese Frau schlechte Musik macht und deshalb überrascht es mich nicht, dass Space Dandy musikalisch auf ganzer Linie überzeugt. Der Soundtrack ist wie gewohnt sehr breit und umfasst Hip Hop, Rock Songs, Pop-Balladen, wunderschönen Chorgesang bis hin zu Klassischen Stücken. Die musikalische Untermalung des Animes ist sehr gut gelungen und passt perfekt zu den jeweiligen Szenen und macht diese tatsächlich besser. Bestes Beispiel hierfür ist der Showdown zwischen QT und einem Superroboter in Episode 13. Dieser Kampf ist für sich genommen nur lächerlich, mit der musikalischen Untermalung wird er aber zu einem epischen Ereignis, das Gänsehaut bereitet. Der Song des Openings, „Viva Namida“ (Viva Tränen) von Yasuyuki Okamura ist verdammt gut gewählt und passt zu Space Dandy wie die Faust aufs Auge und klingt so cool, wie die Serie optisch aussieht.
Fazit 3.5/5
Auch wenn Space Dandy zweifelsfrei meine persönliche Enttäuschung der Winterstaffel 2013/14 ist, hat es doch keine schlechte Wertung verdient. Shinichiro Watanabe bricht bei Space Dandy mit allen Konventionen, die sich Anime in den letzten Jahren selbst auferlegt hat. Er bringt Anime als ganzes sicher auch ein Stück weiter und ich bin überzeugt Watanabe wollte, dass Space Dandy der Befreiungsschlag für die feststeckende Animeindustrie ist. Er versuchte aufzeigen, dass man durchaus neue Wege beschreiten kann und was alles mit Anime möglich ist, das man mit „Live-Action“ Serien und Filmen nicht machen kann.
Wenn man etwas Neues wagt, kann man auch scheitern. Zum Glück ist Space Dandy nicht komplett gescheitert. Die Visualisierung und musikalische Untermalung der Show sind das Beste, was es in dieser Staffel – wahrscheinlich sogar im ganzen Jahr 2014 – zu sehen und hören gibt. Wenn man das nötige Fingerspitzengefühl beim Drehbuch gefunden hätte, um eine interessante (und verrückte) Geschichte zu erzählten, dann wäre Space Dandy sicherlich die Anime Revolution gewesen, welche diese Kunstform weitergebracht hätte. Momentan wirkt es aber so, als ob Space Dandy so sehr versucht etwas Neues zu sein, dass es sich selber im Weg steht.
Zum Glück ist eine zweite Staffel angekündigt, denn ich möchte sehen, wie weit Watanabe und sein einzigartiges Team gehen kann. Wenn sie selbstkritisch genug sind, können sie aus ihren Fehlern lernen und die Show in der zweiten Staffel in eine andere Richtung bewegen. Dies könnten sie auch problemlos tun, denn wie mit der ersten Folge eindrücklich angekündigt wurde: In Space Dandy ist alles möglich und man darf nichts erwarten, sondern muss sich auf alles gefasst machen. In der zweiten Staffel erhoffe ich mir ein besseres Drehbuch. Es ist durchaus in Ordnung beim Anthology Format zu bleiben, Space Dandy braucht keine „Geschichte“. Allerdings muss man die erzählerische Qualität der jeweiligen Episoden dringend verbessern, bzw. die Fluktuationen der ersten Staffel glätten, um das Niveau konstant hoch zu halten. Zudem wünsche ich mir mehr Tiefe für die Protagonisten und einen weniger sexistischen Dandy. Wenn Watanabe tatsächlich neue Wege beschreiten will, dann soll er dafür sorgen, dass Anime von seinem Brüstewahn befreit wird. Aber vielleicht tut er ja mit Dandy genau das. Wer weiss was in diesem genialen Kopf so vorgeht.
An dieser Stelle muss ich eine Empfehlung abgeben, um die ich mich lange genug gedrückt habe. Ja, ich empfehle allen, sich Space Dandy anzuschauen. „Allen“ ist bewusst gewählt, denn Dandy lässt sich nicht einem Genre zuordnen. Das Setting ist Sci-Fi, doch geht die Show weit darüber hinaus. Ausserdem lohnt es sich die Show anzuschauen alleine weil sie so verrückt und innovativ ist und weil sie so gut aussieht. Man sieht bei Space Dandy auf jeden Fall etwas Neues, als sonst üblich. Ob dies aber einem gefällt, muss jeder für sich entscheiden.
Durch den etwas derben Humor der Serie ist sie sicherlich nicht für jüngere Kinder geeignet, denn die würden ihn nicht verstehen. Allerdings sind die Gewaltszenen dermassen stilisiert, dass man da nichts auszusetzen hat. Jüngere Teenager und aufwärts (gegen oben offen) sind das Zielpublikum der Show.
Was haltet ihr von Space Dandy? Eine Beleidigung für eure Intelligenz, oder der Anime, der Anime retten wird?