Also, da ich selber Kampfsport mache und auch schon überlegt hab nach Japan zu reisen um dort die Kampfkunst zu erlernen, habe ich mich ausführlich mit diesem Thema beschäftigt.
Mein guter Freund der ein Auslandsstudium in Japan Absolviert hat und nebenbei täglich in einen Dojo ging um dort zu trainieren (mein jetziger sensei ;]), hat mal einen sehr hilfreichen Beitrag in einem anderen Forum gepostet, der vielen dabei helfen sollte sich zu entscheiden. Ich habe ihn um Erlaubnis gebeten dies auch hier zu posten und er war damit einverstanden.
Hier sein Beitrag:
Du willst also nach Japan?
Okay, du hast jetzt wie lange trainiert? Ein paar Jahre? Und du denkst jetzt den “Großen Schritt” tun zu können und willst in Japan trainieren. Das ist tatsächlich ein großer Schritt: In ein fremdes Land mit fremden Sitten und Gebräuchen zu gehen, dessen Sprache du nicht sprichst, wo auch die einfachsten täglichen Aufgaben und Besorgungen zu Problemen und scheinbar unüberwindlichen Hindernissen führen. Was wirst Du tun? Wen rufst Du an?
Wohin willst du genau gehen? Hast du den Namen und die Adresse eines Lehrers oder Dojos? Hast das unter Umständen nötige Empfehlungsschreiben?
Wo willst du wohnen? Möchtest du eine Wohnung mieten? Was ist mithoshokin (Schlüsselgeld, entspricht gewöhnlich zwei Monatsmieten, geht an den Vermieter, bekommst du auch nicht zurück), reikin (eine Monatsmiete, eine Zahlung an den Makler), shikikin (Kaution, die Miete des ersten und letzten Mietmonats) und ein Konto für die Endreinigung (auch eine Monatsmiete; es ist abhängig vom Vermieter, ob man bei Auszug etwas zurückbekommt). Habe ich erwähnt, dass die Mieten in Japan, nett formuliert, etwas höher liegen? Wenn du denkst, dass es in New York, San Francisco oder einer anderen beliebten Stadt teuer ist … du wirst schon sehen. Habe ich außerdem erwähnt, dass du einen Bürgen bei der Unterschrift des Mietvertrages beibringen musst? Viele Vermieter vermieten grundsätzlich nicht an Ausländer. (Man hat nur Ärger, usw. …) Arbeit? Wovon willst Du leben? Vor noch nicht allzu langer Zeit war es ziemlich einfach, Arbeit zu finden. Die meisten Ausländer, die zum Studium des Budo nach Japan kamen, konnten Sprachunterricht geben. Wir setzen mal voraus, dass die Arbeit auch noch genug Zeit für das Training lassen soll. Diese Zeiten sind vorbei. Es gibt zwar immer noch Lehrtätigkeiten, aber die Bezahlung hat in den letzten zehn Jahren nicht mit der Preissteigerung mitgehalten. Vielleicht hast du ja alle nötigen Qualifikationen, um eine technische oder eine Verwaltungstätigkeit in einer amerikanischen oder japanischen Firma aufzunehmen, die dir sowohl die Zeit zum Trainieren lässt, als auch gut bezahlt wird. Solche Jobs sind aber seltener als Hühnerzähne und ich würde nicht darauf wetten, dass du schnell einen findest. Darüber hinaus musst du dich auch erst der Arbeitswelt anpassen. Sonst reicht’s nur zum Tellerwaschen oder Tischeabräumen oder für den Bau. Lange Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung, keine Freizeit. Das sind alles Dinge, über die du vor deiner Abreise nachdenken musst.
Ist die Situation etwas klarer geworden? Es ist nicht unmöglich, aber sicherlich auch kein Pappenstiel, das sollte nun klar sein. In Japan für eine längere Zeit zu leben und zu trainieren kann eine höchst lohnenswerte und bedeutungsvolle Erfahrung sein. Eine, die dich viel über dich selbst, dein Land, über dein Gastland und ihre Bewohner und nicht zuletzt die Kunst lehrt, um derer Willen du gekommen bist.
Es ist ja einfacher geworden. Es gibt jetzt Pizza-Bringdienste und Waschmaschinen und Wäschetrockner! (Vor einiger Zeit gab es in Tokyo nur einen, ja, genau einen, Waschsalon mit Wäschetrockner. Du hast ja keine Ahnung wie wichtig das ist, wenn man während der Regenzeit drei oder fünf Stunden täglich trainiert.) Es gibt viele Hilfsangebote. Nutze sie! Wenn du in einer größeren Stadt bist, gibt es wahrscheinlich ein englisches Telefonbuch, du kannst bei der örtlichen Verwaltung (Stadt oder Bezirk) anrufen, wenn du Hilfe brauchst. Meistens gibt es dort jemanden, der genug englisch spricht, um diene Fragen zu beantworten. Man ist dort sehr hilfsbereit.
Visa und andere bürokratische Hürden
Visa, Arbeitserlaubnisse und Meldepflicht. Das ist eine sehr komplizierte Materie, die sich auch ständig ändert. Sie hängt vom Herkunftsland ab. US-Amerikaner befinden sich verglichen mit einigen anderen Nationalitäten in einer weniger beneidenswerten Situation. Frage in den Konsulaten oder Botschaften deiner Heimat nach den für dich gültigen Einreisebedingungen. Du musst immer im Hinterkopf behalten, dass die japanische Regierung sehr hart mit Schwarzarbeitern umgeht. Sie werden dich ausweisen, wenn du das Gesetz brichst. Auch einige andere Dinge, die in deinem Land vielleicht nur kleinere Ordnungswidrigkeiten sind, werden von den Japanern nicht toleriert. Denk nicht einmal daran mit illegalen Drogen zu tun zu haben. Vielleicht kommst du davon, aber denk an den Typ, der dafür für erhebliche Zeit ins Gefängnis gesteckt wurde, (das ist kein Spass - willst du wirklich dazu gezwungen werden, acht Stunden täglich in Seiza zu sitzen?) um danach (aus Japan) rausgeschmissen zu werden. Für eine Prise Marihuana? Ja, das kann passieren. Auch schlimmeres.
Du wirst vielleicht bemerkt haben, dass ich bisher mehr Fragen gestellt als Antworten gegeben habe. Das liegt daran, dass es fast unmöglich ist, genauere Informationen über genau deine Fragen zu haben oder die Situationen vorauszusehen, in die du kommen wirst. Es gibt einige gute Reiseführer über Japan (siehe unten) und ich verweise auf die Ratschläge von Patrick Augé, nachzulesen in seinem exzellenten Aufsatz in Aiki News Siehe auch den Dojo Finder für weitere Informationen. Darüber hinaus habe ich noch einige gute Ratschläge parat:
Allgemeines
1. Bewahre deinen Sinn für Humor und den Sinn für Angemessenheit. Eine meiner Großmütter sagte immer: “Egal wie schlecht es ist, es könnte schlechter sein.” Sie hatte recht. In tausend Jahren wirst du wahrscheinlich auf dein Problem zurücksehen und wahrscheinlich darüber lachen.
2. Hast du schon mal den Begriff Catch 22 gehört? Das bedeutet soviel wie “Case by case” (=von Fall zu Fall). Sagen wir du hast ein Problem, eines mit einer bürokratischen Prozedur, du kommst in Kontakt mit einem Regierungs- oder Verwaltungsbeamten. Stell dir vor, du hättest das gleiche Problem schon einmal gehabt und trägst nun die dir bekannte Lösung vor, worauf dir mitgeteilt wird, diese Lösung sei nicht möglich. Bevor du beginnst zu protestieren, erinnere dich an die “von Fall zu Fall”-Regel. Es hilft in so einem Fall Regel 1 anzuwenden.
3. Versuche keine “häßlicher Ausländer” zu sein. Ich sage das nicht gerne, aber bedenke, dass du ein Gast bist. Ein fremder Besucher in der Heimat anderer. Verhalte dich entsprechend. Stell dir vor, du bist in einer völlig verfahrenen Situation, à la Regel 2, und mit deiner Weisheit am Ende. Oder du regst dich furchtbar über die Inkonsistenzen, Lügen, offene Scheinheiligkeit oder Ignoranz auf –irgend etwas, das die Leute tun, macht dich wütend. Du hast nur eine Wahl, wirklich wahr: Lach’ darüber und genieße es. Es ist eine Schwierigkeit aber auch ein Abenteuer. Wende Regel 1 und 2 an. Bleibe cool.
Kampfkunst
4. Halte Ohren, Augen und Herz offen. Was du bisher gelernt hast ist zweifellos von Wert, aber es hat für das Leben und das Training in Japan wahrscheinlich keine sofortige Relevanz. Du bist doch gekommen, um hier etwa zu lernen oder nicht? Einer der besten Wege dahin führt über das Zurückstellen dessen, was man schon zu wissen glaubt. Lass die Dinge geschehen. Schaue. Höre zu. Frage - wenn es angemessen ist. Budo ist ein gutes Beispiel für eine traditionelle japanische Aktivität. Das bedeutet höhere Ansprüche an das formelle Verhalten, als im Westen üblich. In Japan wird außerdem das Lernen durch Erfahrung dem Lernen durch abstraktes Verstehen vorgezogen. Dies gilt natürlich auch im Alltag.
5. Trainiere klug. Ganz besonders am Anfang. Du kommst hier an, mit strahlenden Augen und willst endlich zur Sache kommen. Das ist schön und gut, ABER (jetzt kommt’s), du wirst auch jede Menge Stress haben: Mental, physisch und emotional. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Anfänger eine Weile trainieren und dann, nach sagen wir 4 bis sechs Wochen, holen sie die Unterschiede ein und der Stress schlägt zu. Sie erleiden dann schnell eine oder gleich mehrere Verletzungen. Manchmal nur physisch, manchmal nur seelisch oder emotional: Die Illusion zu verlieren, dass das Training der Kampfkünste nicht das große romantische Abenteuer ist; herauszufinden, dass deine Idole, die japanischen Budo-Lehrer, auch nur Menschen sind. Sie haben zwar einige sehr erstaunliche Fähigkeiten und scheinen besondere Menschen zu sein (was sie auch sind), aber auch sie ziehen ihren Hakama ein Bein nach dem anderen an, so wie alle anderen im Dojo auch.(Siehe auch die Regeln 1, 2 und 4.)
6. Wie wählt man ein Dojo aus? Du kommst gerade an und alles ist neu, aufregend, fantastisch. Auf welchem Weg findest du den für dich richtigen Ort? Wo willst du trainieren? Wer wird dein Lehrer sein? Vielleicht weißt du das ja schon durch die Hilfe deines Lehrers oder einiger Dojo-Kollegen. Vielleicht hast du ja auch vom Lehrer “X” oder Dojo “Y” gehört. Vielleicht willst du ja auch einfach ohne Plan durch die Strassen gehen und ein Dojo suchen. Ich habe alles das getan und es hat immer geklappt. Mal besser, mal schlechter. Mein ernstgemeinter Rat ist: Nimm’s leicht, geh’ bedächtig vor, prüfe alles und behalte das beste, teste ein in Frage kommendes Dojo oder einen Lehrer. Ich schaue gerne beim regulären Training zu, um die allgemeine Stimmung aufzunehmen. Wie verhalten sich die höheren Schüler (und Lehrer) gegenüber den niederen? Gibt es ein allgemeines Gefühl des Vertrauens, des Respekts, ein “gutes Feeling” zwischen den Trainierenden? Sind die Leute glücklich? Würdest du diesen Leuten dein körperliches und seelisches Wohlbefinden anvertrauen? Du müsstest es, wie du weißt. Das soll nicht heißen, dass das Training leichtfertig sein soll oder dass du nicht an deine Grenzen gehst. Es ist ein Prozess. Nein, es geht tiefer, tiefer als ich beschreiben kann. Das Dojo wird ein zweites Zuhause, die Leute dort deine Familie. Wenn man dies auswählen kann, sollte man schon Vorsicht walten lassen. (Siehe die Regeln 1,4 und 5.)
Jetzt reicht’s aber. Ich könnte so weiter und weiter machen, aber ich glaube du hast schon verstanden, worauf ich hinaus will. Summa summarum: Lies ein bisschen, rede mit Leuten, die in Japan waren, nimm dir Zeit und sei locker. Budo ist zu ernst, um keinen Spaß zu haben.
Ich hoffe ich konnte so einigen Leuten helfen ;)
Mein guter Freund der ein Auslandsstudium in Japan Absolviert hat und nebenbei täglich in einen Dojo ging um dort zu trainieren (mein jetziger sensei ;]), hat mal einen sehr hilfreichen Beitrag in einem anderen Forum gepostet, der vielen dabei helfen sollte sich zu entscheiden. Ich habe ihn um Erlaubnis gebeten dies auch hier zu posten und er war damit einverstanden.
Hier sein Beitrag:
Du willst also nach Japan?
Okay, du hast jetzt wie lange trainiert? Ein paar Jahre? Und du denkst jetzt den “Großen Schritt” tun zu können und willst in Japan trainieren. Das ist tatsächlich ein großer Schritt: In ein fremdes Land mit fremden Sitten und Gebräuchen zu gehen, dessen Sprache du nicht sprichst, wo auch die einfachsten täglichen Aufgaben und Besorgungen zu Problemen und scheinbar unüberwindlichen Hindernissen führen. Was wirst Du tun? Wen rufst Du an?
Wohin willst du genau gehen? Hast du den Namen und die Adresse eines Lehrers oder Dojos? Hast das unter Umständen nötige Empfehlungsschreiben?
Wo willst du wohnen? Möchtest du eine Wohnung mieten? Was ist mithoshokin (Schlüsselgeld, entspricht gewöhnlich zwei Monatsmieten, geht an den Vermieter, bekommst du auch nicht zurück), reikin (eine Monatsmiete, eine Zahlung an den Makler), shikikin (Kaution, die Miete des ersten und letzten Mietmonats) und ein Konto für die Endreinigung (auch eine Monatsmiete; es ist abhängig vom Vermieter, ob man bei Auszug etwas zurückbekommt). Habe ich erwähnt, dass die Mieten in Japan, nett formuliert, etwas höher liegen? Wenn du denkst, dass es in New York, San Francisco oder einer anderen beliebten Stadt teuer ist … du wirst schon sehen. Habe ich außerdem erwähnt, dass du einen Bürgen bei der Unterschrift des Mietvertrages beibringen musst? Viele Vermieter vermieten grundsätzlich nicht an Ausländer. (Man hat nur Ärger, usw. …) Arbeit? Wovon willst Du leben? Vor noch nicht allzu langer Zeit war es ziemlich einfach, Arbeit zu finden. Die meisten Ausländer, die zum Studium des Budo nach Japan kamen, konnten Sprachunterricht geben. Wir setzen mal voraus, dass die Arbeit auch noch genug Zeit für das Training lassen soll. Diese Zeiten sind vorbei. Es gibt zwar immer noch Lehrtätigkeiten, aber die Bezahlung hat in den letzten zehn Jahren nicht mit der Preissteigerung mitgehalten. Vielleicht hast du ja alle nötigen Qualifikationen, um eine technische oder eine Verwaltungstätigkeit in einer amerikanischen oder japanischen Firma aufzunehmen, die dir sowohl die Zeit zum Trainieren lässt, als auch gut bezahlt wird. Solche Jobs sind aber seltener als Hühnerzähne und ich würde nicht darauf wetten, dass du schnell einen findest. Darüber hinaus musst du dich auch erst der Arbeitswelt anpassen. Sonst reicht’s nur zum Tellerwaschen oder Tischeabräumen oder für den Bau. Lange Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung, keine Freizeit. Das sind alles Dinge, über die du vor deiner Abreise nachdenken musst.
Ist die Situation etwas klarer geworden? Es ist nicht unmöglich, aber sicherlich auch kein Pappenstiel, das sollte nun klar sein. In Japan für eine längere Zeit zu leben und zu trainieren kann eine höchst lohnenswerte und bedeutungsvolle Erfahrung sein. Eine, die dich viel über dich selbst, dein Land, über dein Gastland und ihre Bewohner und nicht zuletzt die Kunst lehrt, um derer Willen du gekommen bist.
Es ist ja einfacher geworden. Es gibt jetzt Pizza-Bringdienste und Waschmaschinen und Wäschetrockner! (Vor einiger Zeit gab es in Tokyo nur einen, ja, genau einen, Waschsalon mit Wäschetrockner. Du hast ja keine Ahnung wie wichtig das ist, wenn man während der Regenzeit drei oder fünf Stunden täglich trainiert.) Es gibt viele Hilfsangebote. Nutze sie! Wenn du in einer größeren Stadt bist, gibt es wahrscheinlich ein englisches Telefonbuch, du kannst bei der örtlichen Verwaltung (Stadt oder Bezirk) anrufen, wenn du Hilfe brauchst. Meistens gibt es dort jemanden, der genug englisch spricht, um diene Fragen zu beantworten. Man ist dort sehr hilfsbereit.
Visa und andere bürokratische Hürden
Visa, Arbeitserlaubnisse und Meldepflicht. Das ist eine sehr komplizierte Materie, die sich auch ständig ändert. Sie hängt vom Herkunftsland ab. US-Amerikaner befinden sich verglichen mit einigen anderen Nationalitäten in einer weniger beneidenswerten Situation. Frage in den Konsulaten oder Botschaften deiner Heimat nach den für dich gültigen Einreisebedingungen. Du musst immer im Hinterkopf behalten, dass die japanische Regierung sehr hart mit Schwarzarbeitern umgeht. Sie werden dich ausweisen, wenn du das Gesetz brichst. Auch einige andere Dinge, die in deinem Land vielleicht nur kleinere Ordnungswidrigkeiten sind, werden von den Japanern nicht toleriert. Denk nicht einmal daran mit illegalen Drogen zu tun zu haben. Vielleicht kommst du davon, aber denk an den Typ, der dafür für erhebliche Zeit ins Gefängnis gesteckt wurde, (das ist kein Spass - willst du wirklich dazu gezwungen werden, acht Stunden täglich in Seiza zu sitzen?) um danach (aus Japan) rausgeschmissen zu werden. Für eine Prise Marihuana? Ja, das kann passieren. Auch schlimmeres.
Du wirst vielleicht bemerkt haben, dass ich bisher mehr Fragen gestellt als Antworten gegeben habe. Das liegt daran, dass es fast unmöglich ist, genauere Informationen über genau deine Fragen zu haben oder die Situationen vorauszusehen, in die du kommen wirst. Es gibt einige gute Reiseführer über Japan (siehe unten) und ich verweise auf die Ratschläge von Patrick Augé, nachzulesen in seinem exzellenten Aufsatz in Aiki News Siehe auch den Dojo Finder für weitere Informationen. Darüber hinaus habe ich noch einige gute Ratschläge parat:
Allgemeines
1. Bewahre deinen Sinn für Humor und den Sinn für Angemessenheit. Eine meiner Großmütter sagte immer: “Egal wie schlecht es ist, es könnte schlechter sein.” Sie hatte recht. In tausend Jahren wirst du wahrscheinlich auf dein Problem zurücksehen und wahrscheinlich darüber lachen.
2. Hast du schon mal den Begriff Catch 22 gehört? Das bedeutet soviel wie “Case by case” (=von Fall zu Fall). Sagen wir du hast ein Problem, eines mit einer bürokratischen Prozedur, du kommst in Kontakt mit einem Regierungs- oder Verwaltungsbeamten. Stell dir vor, du hättest das gleiche Problem schon einmal gehabt und trägst nun die dir bekannte Lösung vor, worauf dir mitgeteilt wird, diese Lösung sei nicht möglich. Bevor du beginnst zu protestieren, erinnere dich an die “von Fall zu Fall”-Regel. Es hilft in so einem Fall Regel 1 anzuwenden.
3. Versuche keine “häßlicher Ausländer” zu sein. Ich sage das nicht gerne, aber bedenke, dass du ein Gast bist. Ein fremder Besucher in der Heimat anderer. Verhalte dich entsprechend. Stell dir vor, du bist in einer völlig verfahrenen Situation, à la Regel 2, und mit deiner Weisheit am Ende. Oder du regst dich furchtbar über die Inkonsistenzen, Lügen, offene Scheinheiligkeit oder Ignoranz auf –irgend etwas, das die Leute tun, macht dich wütend. Du hast nur eine Wahl, wirklich wahr: Lach’ darüber und genieße es. Es ist eine Schwierigkeit aber auch ein Abenteuer. Wende Regel 1 und 2 an. Bleibe cool.
Kampfkunst
4. Halte Ohren, Augen und Herz offen. Was du bisher gelernt hast ist zweifellos von Wert, aber es hat für das Leben und das Training in Japan wahrscheinlich keine sofortige Relevanz. Du bist doch gekommen, um hier etwa zu lernen oder nicht? Einer der besten Wege dahin führt über das Zurückstellen dessen, was man schon zu wissen glaubt. Lass die Dinge geschehen. Schaue. Höre zu. Frage - wenn es angemessen ist. Budo ist ein gutes Beispiel für eine traditionelle japanische Aktivität. Das bedeutet höhere Ansprüche an das formelle Verhalten, als im Westen üblich. In Japan wird außerdem das Lernen durch Erfahrung dem Lernen durch abstraktes Verstehen vorgezogen. Dies gilt natürlich auch im Alltag.
5. Trainiere klug. Ganz besonders am Anfang. Du kommst hier an, mit strahlenden Augen und willst endlich zur Sache kommen. Das ist schön und gut, ABER (jetzt kommt’s), du wirst auch jede Menge Stress haben: Mental, physisch und emotional. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Anfänger eine Weile trainieren und dann, nach sagen wir 4 bis sechs Wochen, holen sie die Unterschiede ein und der Stress schlägt zu. Sie erleiden dann schnell eine oder gleich mehrere Verletzungen. Manchmal nur physisch, manchmal nur seelisch oder emotional: Die Illusion zu verlieren, dass das Training der Kampfkünste nicht das große romantische Abenteuer ist; herauszufinden, dass deine Idole, die japanischen Budo-Lehrer, auch nur Menschen sind. Sie haben zwar einige sehr erstaunliche Fähigkeiten und scheinen besondere Menschen zu sein (was sie auch sind), aber auch sie ziehen ihren Hakama ein Bein nach dem anderen an, so wie alle anderen im Dojo auch.(Siehe auch die Regeln 1, 2 und 4.)
6. Wie wählt man ein Dojo aus? Du kommst gerade an und alles ist neu, aufregend, fantastisch. Auf welchem Weg findest du den für dich richtigen Ort? Wo willst du trainieren? Wer wird dein Lehrer sein? Vielleicht weißt du das ja schon durch die Hilfe deines Lehrers oder einiger Dojo-Kollegen. Vielleicht hast du ja auch vom Lehrer “X” oder Dojo “Y” gehört. Vielleicht willst du ja auch einfach ohne Plan durch die Strassen gehen und ein Dojo suchen. Ich habe alles das getan und es hat immer geklappt. Mal besser, mal schlechter. Mein ernstgemeinter Rat ist: Nimm’s leicht, geh’ bedächtig vor, prüfe alles und behalte das beste, teste ein in Frage kommendes Dojo oder einen Lehrer. Ich schaue gerne beim regulären Training zu, um die allgemeine Stimmung aufzunehmen. Wie verhalten sich die höheren Schüler (und Lehrer) gegenüber den niederen? Gibt es ein allgemeines Gefühl des Vertrauens, des Respekts, ein “gutes Feeling” zwischen den Trainierenden? Sind die Leute glücklich? Würdest du diesen Leuten dein körperliches und seelisches Wohlbefinden anvertrauen? Du müsstest es, wie du weißt. Das soll nicht heißen, dass das Training leichtfertig sein soll oder dass du nicht an deine Grenzen gehst. Es ist ein Prozess. Nein, es geht tiefer, tiefer als ich beschreiben kann. Das Dojo wird ein zweites Zuhause, die Leute dort deine Familie. Wenn man dies auswählen kann, sollte man schon Vorsicht walten lassen. (Siehe die Regeln 1,4 und 5.)
Jetzt reicht’s aber. Ich könnte so weiter und weiter machen, aber ich glaube du hast schon verstanden, worauf ich hinaus will. Summa summarum: Lies ein bisschen, rede mit Leuten, die in Japan waren, nimm dir Zeit und sei locker. Budo ist zu ernst, um keinen Spaß zu haben.
Ich hoffe ich konnte so einigen Leuten helfen ;)