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Review Yami to Boushi to Hon no Tabibito

blubbso

Otaku König
26 Juli 2014
166
74
28
Erklärung: Dieses Review basiert auf dem Release von [Jumonji-Giri] mit den Untertiteln von Shinsen-Subs und ist Spoilerfrei. Was Spoilerfrei im Kontext meiner Reviews bedeutet, könnt ihr hier nachlesen. Kritik ist gern gesehen.

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Zusammenfassung
Seit ihre Freundin und Mitbewohnerin eines Nachts in einem Schwall aus Licht verschwand, ist Hazuki auf der Suche nach ihr. Ihr erster Halt dabei ist eine riesige, jenseitige Bibliothek, deren Bibliothekar die Verschwundene überraschend gut zu kennen scheint. Die Bibliothek ist auch keine gewöhnliche, denn die Welten, welche in den dort gelagerten Büchern beschrieben werden, kann man betreten als wären sie die Wirklichkeit. Bücher gibt es hier zuhauf, und so beginnt die lange, gemeinsame Reise durch variationsreiche Welten auf der Suche nach dem Mädchen, das jeder unter einem anderen Namen zu kennen scheint.

Charaktere
Der Hauptcharakter dieser Geschichte ist Hazuki, ein resolutes Mädchen im Oberstufenalter. Bei ihr handelt es sich um eine begnadete Schwertkämpferin, auch wenn unklar bleibt, woher dieses Talent eigentlich kommt, genau so wie das Katana, dass sie stets mit sich herum trägt. Davor, Feinde mit ihren Fähigkeiten zu töten schreckt sie genau so wenig zurück wie davor, Unschuldige gleich bei der ersten Begegnung mit ihrem Schwert zu bedrohen, um Informationen über den Aufenthaltsort ihrer Mitbewohnerin Hatsumi zu "erfragen". Verbunden mit ihrer misandrischen Neigung ist sie also keine makellose Heroine, sondern wirkt zuweilen sogar unsympathisch. Zu Hatsumi hat sie eine starke, geradezu obsessive Zuneigung, weswegen sie sehr unter ihrem Verschwinden leidet. Lilith verwaltet dem Anschein nach die große Bibliothek, und ist daher mit den phantastischen Eigenheiten einer Reise durch die Buchwelten vertraut. Auch sie vermisst Hatsumi, die sie aber unter dem Namen Eve kennt. Sie hat eine eher neckische Persönlichkeit und ist sofort von Hazuki betört, damit hat sie gleich zwei Gründe, sie auf ihrer Suche zu begleiten. Ihr markantestes Merkmal ist ihr riesiger Hut, welcher einen kopfgroßen, sich bewegenden Augapfel beinhaltet. Ob der Hut ein Bewusstsein hat und damit als Charakter zählt, wird leider nicht geklärt.

Der einzige weitere Charakter, auf den ich eingehen möchte, ist Gargantua (das ist wirklich sein Name). Hierbei handelt es ich um eine der Personen, denen Hatsumi bei einer ihrer Reisen durch eine Buchwelt begegnet ist. Auch er fühlt sich durch diese Begegnung getrieben, Hatsumi wiederzusehen. Aufgrund seiner selbstsüchtigen Art bildet seine Zuneigung gewissermaßen einen Spiegelbild zu der von Hazuki. Yamibo hat auch ein paar Nebencharaktere, die aber keine besondere Rolle haben. Nichtmal über Hatsumi erfahren wir wirklich viel, außer dass sie in allen Buchwelten, die sie besucht, eine recht großherzige Rolle annimmt.

Story
Hazuki und Hatsumi leben zunächst unter einem Dach, gehen gemeinsam zur Schule ("St. Feminine Girls High", kein Witz) und verstehen sich sehr gut. Für Hazuki ist ihre Freundin zwar mehr als nur das, aber das wird von Hatsumi entweder nicht wahrgenommen oder ignoriert. Im Alltag scheint sie sich diesem Schicksal resigniert zu ergeben, bricht aber einen Streit vom Zaun als Hatsumi es glatt wagt, einen Liebesbrief zu erhalten und zu lesen. Zur nächsten Mitternacht verschwindet Hatsumi ohne Vorwarnung in einem grünen Licht, und damit beginnt die Handlung von Yamibo. Durch einen Helfer Liliths gelangt Hazuki nach einer etwas längeren Eskapade in einem Zug, die scheinbar nichts mit dem weiteren Verlauf der Serie zu tun hat, in die große Bibliothek. Puzzleteile wie diese Zugfahrt, die sich nicht in ein Gesamtbild einfügen wollen, sind charakteristisch für Yamibo. In der großen Bibliothek kann man die Welten der dortigen Bücher betreten, und Hazuki ist entschlossen, die Nadel namens Hatsumi in diesem gigantischen Heuhaufen zu finden. Die Suche nach ihr bildet daher die Triebkraft der Handlung.

Die Handlungsstränge in Yamibo sind äußerst verworren. Jede Reise in eine der Bücherwelten wird als abgeschlossene Geschichte präsentiert, Wechselwirkungen mit der Haupthandlung gibt es allerdings durchaus. Bemerkenswert an der Geschichte ist, dass ein Großteil der Ereignisse, die im Laufe dieser Reisen präsentiert werden, später wieder aufgegriffen werden, wenn der Betrachter etwas mehr über die Welt und die Charaktere gelernt hat, und somit die Ereignisse neu bewerten kann. Damit hat dieser Anime eine der besser konzipierten Stories, im Vergleich zu anderen VN-Adaptionen. Allerdings sind die Ereignisse, die später noch mal wichtig werden, nicht sofort zu erkennen, wodurch die Handlung schwer zu verfolgen ist. Hier ist wachsames Schauen angesagt.

Kontinuität ist in Yamibo ein dehnbarer Begriff, da die einzelnen Bücherwelten nicht an eine gemeinsame Zeitlinie gebunden zu sein scheinen. Es ist mitnichten ein Zeitreise-Anime, aber wir lernen einige Charaktere als Kinder kennen, die zum Ende der Serie als Erwachsene auftreten, während andere Charaktere gar nicht gealtert sind. Es gibt auch ein, zwei Charaktere die immer mal wieder auftauchen, aber keinen ersichtlichen Zweck in der Geschichte erfüllen. Dies trägt nur zur Verwirrung in einer ohnehin schon verworrenen Geschichte bei. Möglicherweise spielen sie in der VN eine bedeutendere Rolle, hier hätte man sie aber besser weggelassen.

Umsetzung
Auf der technischen Seite ist Yamibo nicht weiter bemerkenswert. Von Deen im Jahr 2003 in 13 Folgen als TV-Serie animiert, war das Budget war wohl recht niedrig angesetzt, häufig springen Charaktere von einer Pose zur nächsten. Das Ending ist immerhin angenehm flüssig in 1s animiert, ist aber auch nur ein rotierender Bücherkreis in einer Schleife. Wenn man schon wenig macht, kann man das wenigstens richtig machen, schätze ich. Die Hintergründe sind sehr simpel gehalten und wenig detailliert. Erwähnenswert ist aber der Einsatz von Musik. Statt Stücke zu wählen, die die vorhandene Stimmung unterstützen, wird öfters für eigentlich dramatische Szenen eher albernes Gedudel abgespielt. Damit erzeugt Yamibo zuweilen einen skurrilen, bizarren Eindruck, der aber auch nicht mehr tut, als den Betrachter etwas zu verdutzen. Große Kunst ist es nicht.

Fazit
Die Story des Animes zielt auf Trübsal und der Hoffnungslosigkeit ab. Das beginnt mit Hazukis einseitiger Liebe, ein Motiv, das sich auch in der räumlichen Trennung manifestiert. Doch sie ist nicht die Einzige, die einem scheinbar unerreichbaren Ziel nacheifert. Gargantua befindet sich praktisch in der selben Lage, legt nur ein noch unmöglicheres Verhalten an den Tag. Auch die durchaus tragischen Schicksale einiger Menschen, auch mancher Kinder, die sie auf ihren Reisen treffen, sind meistens von auswegloser Natur.

Es gelingt Yamibo allerdings nur eingeschränkt, dieses Gefühl auch beim Betrachter zu wecken. Hazuki ist zu obsessiv, um als sympathische Heroine durchzugehen. Gargantua wird wie einen Antagonist präsentiert, er hat sogar schon fast karikaturhafte Lakaien, sein Bestreben ist aber grundlegend das gleiche wie Hazukis. Da sich die beiden auf ihrer Suche nach Hatsumi jedoch so gut wie nie begegnen und der Anime gar nicht versucht, ein Gefühl der Dringlichkeit aufzubauen, wirkt das ganze eher wie eine transdimensionale Schnitzeljagd als wie ein Konflikt bei dem etwas auf dem Spiel stünde. Der Zuschauer hat daher niemanden, den er anfeuern oder ablehnen kann, und damit wird es auch schwerer, sich für ihre Schicksale zu interessieren.

Yamibos verwobene Handlungsstränge machen den Anime am ehesten interessant für Leute, die ihn aus Neugier auf seine ungewöhnliche Erzählform schauen wollen. Dass er sexuell emanzipierter ist als die meisten ohne dabei geschmacklos-pervers zu wirken macht ihn in dieser Hinsicht ebenfalls interessant. Da die Serie darüber hinaus nicht viel zu bieten hat und ihre Emotionen dank unkooperativer Musik und eindimensionalen Charakteren nicht über den Bildschirm hinaus transportiert bekommt ist er als reine Unterhaltung weniger geeignet.
 
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