AW: Findet ihr Anime/Manga peinlich oder sogar kindisch?
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Anime können meiner Meinung nach eher "kindisch" wirken als Manga, da ich finde, dass Manga aufgrund der Präsentation und des Aufbaus der "Panels" (je nach Zuordnung - Seinen usw.) eher als künstlerische Darstellung eines Buches gewertet werden kann. Anime haben oft das Problem, dass sie sich eher der großen Masse des Marktes anzupassen hat, da ansonsten die Einnahmen ausfallen. Selbst Werke wie Neon Genesis Evangelion, einer der Klassiker überhaupt, erfuhr durch die finanzielle Situation des Studios einige Änderungen.
Zudem sehe ich persönlich vermehrt die Tendenz von Anime, sich einem breiteren Spektrum an Genre anzupassen, anstatt sich zu diversifizieren verschwimmt die Relation zwischen Inhalt und tatsächlich gezeigten Szenen drastisch. Für einige Zuschauer mag das eine Bereicherung sein, für andere sind insbesondere Humor/Ecchi-Szenen eher kindisch dargestellt.
Andererseits muss der Blickwinkel differenziert werden: Jemand, der noch nie ernsthaft Anime gesehen hat wird in vielerlei Hinsicht durch verschiedene Eindrücke vorab in ihrer/seiner Meinung beeinträchtigt. Zum einen hat das Bild des Anime seit der Zensierung auf gefühlte FSK 6 bei RTL II dazu geführt, dass Anime als lächerliches Medium angesehen wird. Zum anderen ist die "Andersartigkeit" dieses Mediums für neue Zuschauer möglicherweise abschreckend.
Viele Nicht-Anime/Manga Zuschauer/Leser sind sich nicht dem Ausmaß/des Marktes dieser Werke bewusst und kennen auch nicht die vielen Facetten dieses Mediums.
Für mich hat sich gezeigt: Die ersten Anime/Manga für Leute, die nie Kontakt mit solchen Werken hatten sind prägend für die weitere "Karriere" in diesem Bereich. Einige lassen auch subjektive Fehlempfehlungen durchgehen, sind aber meist spätestens nach dem fünften Vorschau-Anime/Manga nicht zu weiterem Konsum bereit.
Positiv zu erwähnen ist hier das Studio Ghibli, wovon viele nicht einmal wissen, dass der Direktor japanischer Herkunft ist oder wie prägend Miyazakis Anime-Filme für die gesamte Kultur sind. Fast jeder vom Studio Ghibli hergestellte Film ist für jede Altersklasse geeignet und beeindruckt durch die Tiefe der Persönlichkeiten und der Handlung eben nicht nur Kinder. Als Beispiel sei hier genannt, dass das Badehaus in "Chihiros Reise ins Zauberland" aus der Geschichte der Edo-Zeit eher ein Bordell darstellt. Dieser Hintergrund bleibt jüngeren Zuschauern verborgen, daher ergeben sich nach einigen Jahren ganz andere Perspektiven für den Zuschauer, welcher die Empfindung damals gesehen/heute gesehen vergleichen kann.
Noch kurz zu Manga:
Hier lässt sich meiner Empfindung nach klarer abgrenzen, was als kindisch gewertet werden könnte, da die Einstufungen für eine gewisse Zielgruppe relativ klar gesetzt sind. Hierbei gibt es natürlich auch viele Ausnahmen, wo auf den ersten Blick die Dimension eines Werkes nicht eingeschätzt werden kann z.B. Higurashi no Naku Koro ni (gilt gleichermaßen für Anime und Manga).
Insgesamt ist die Betrachtungsweise stark davon abhängig, ob man sich trotz der animierten/gezeichneten Darstellung mit den Charakteren identifizieren kann und ob kindisch nicht eher für die meisten als "realitätsfern" gewertet wird. Voraussetzung für eine fundierte Meinung ist nach meiner persönlichen Ansicht das Auseinandersetzen mit vielen Anime/Manga, nicht nur mit einem Werk. Es ist möglich, auch deutlich vom Medium Abgeneigte zumindest den einen oder anderen Anime zu empfehlen, ohne dass dieser gleich als kindisch oder peinlich abgestempelt wird. Beide Empfindungen spielen sich auch eher beim Otaku ab, daher ist die Kritik/Wertung eines anderen besonders ausschlaggebend für die eigene Bewertung.
Mein Fazit: Ja, für mich gibt es zumindest kindischen Anime, was aber durch die Alterseinstufungen leicht nachzuvollziehen ist. Die große Frage ist aber hier eher: wodurch definiert sich das kindische im Anime. Dort zeigt sich, ob nicht eher ein stilistisches Mittel wie z.B. die Darstellung mit großen Augen ausschlaggebend ist.
Danke fürs Lesen ;)