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HOW TO: Die beste Bildqualität, die ihr je auf eurem Display hattet!

elkeZ

Ex-Mitarbeiter
Otaku König
8 Okt. 2013
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Wheeew! Es ist soweit! Ekalz postet seit 1209 Jahren mal wieder - und dazu sogar noch etwas Sinnvolles! Los geht's!


Viele von euch schauen wahrscheinlich öfter Fernsehen. Vielleicht sogar Anime. Das muss nicht unbedingt auf einem Fernseher geschehen - bei vielen ist es bestimmt auch ein Monitor, und bei anderen wiederum gar ein Projektor. So. Nun werden einige darunter ein Gerät (Gerät = TV, Monitor oder Projektor) haben, das ihnen ziemlich nah am Herzen liegt und für das der eine oder andere ordentlich Geld ausgegeben hat.


Was, wenn ich euch nun sage, dass ihr eure Schmuckstück die ganze Zeit total falsch eingestellt hattet?
"Hä? Was redest du da? Es ist doch alles super hell/klar/bunt/kontrastreich! Das Bild ist super!"


Jepp, dachte ich auch am Anfang. Ich war so an mein "kühles" und übersättigtes Bild gewohnt, dass alle Editoren meiner Lieblingsfilme/-anime bei so einem Anblick die Hände über den Kopf geschlagen hätten...


Wovon rede ich hier also gerade? Viele, wenn nicht alle, Displays werden ab Werk mit einem Prozessor, Standardprogramm(en) und einem Panel ausgeliefert, die vorher nicht aufeinander abgeglichen wurden. Dadurch bewegt sich die Darstellung zu Anfang in einem Wertebereich, der besonders im Laden gut aussieht: Maximale Helligkeit, Kontrast aufgepumpt, Sättigung auf maximal und keinerlei Grau-Abgleich (dazu später mehr). Man will ja schließlich verkaufen und kein Kino im Laden eröffnen. :P


3 Zauberworte: Weißpunkt-Abgleich, Gamma und REC.709!


Viele wissen leider nicht, dass ein dramatischer Großteil aller Studios der Welt mit dem Normlich D65 arbeiten - die Farbtemperatur 6500°K. So ziemlich jeder Anime, Film, Serie, Doku, Porno, etc. wird auf Displays bearbeitet, die auf diesen Wert kalibriert sind. Des Weiteren wird in über 90% der Fälle der Farbraum sRGB benutzt und der Gamma-Wert 2.2. Warum das so ist, könnt ihr gerne selber nachschlagen. Für ins gilt hier:


Um Medien in Studioqualität zu sehen, sind diese Werte die, die dem Original am nächsten kommen!


Jetzt mag man denken: "Booaaah, ja toll, so'n Displays kostet doch bestimmt megaviel!"
Nö, sofern ihr einen Fernseher habt, der einen Weißabgleich und eine Farbkorrektur ermöglicht, gehört ihr schon zu den glücklichen. Je präziser umso besser.


Was ich hier in diesem Thread erklären will, ist, wie man ein Display so einstellt, dass es so gut wie möglich Studiowerte erreicht, um besten Filmgenuss zu ermöglichen. Der Witz ist, wenn ihr es richtig macht, kostet die Ausrüstung euch nicht mal was.



Also, was braucht ihr?


- Spyder 5 Express Colorimeter (ca. 110€ - kann man auch einmalig benutzen und eiskalt zurückschicken (Amazon))
- HCFR Software 3.4.2 (freeware)
- Argyll_V1.8.3_win64_exe (einfach googlen, ist der Treiber für den Colorimeter, damit er in HCFR angezeigt wird)


Und nun zur Anleitung!
Sehr große Bilder sind nur verlinkt, nicht eingefügt.




Weißpunkt-Abgleich (Graufstufen)

IZpTrXe.png



Eine sehr wichtige - wenn nicht sogar die wichtigste - Eigenschaft ist die lineare Wiedergabe der Grautöne. Gemeint ist damit die Skala von Schwarz bis Weiß. Das Problem ist hier, dass so ziemlich alle Geräte im Auslieferungszustand unterschiedliche Farbton-Abstufungen anzeigen, die unbewusst sehr stark das Bild verschlechtern können. Hier kommt der Normwert von 6500°K ins Spiel, auf den man jeden Fernseher trimmen kann.


Extrahiert den Inhalt von Argyll in einen Ordner. Nun schließt ihr den Spyder 5 Colorimeter an euren PC an. Unter Geräte-Manager sucht ihr den Colorimeter und wählt aus, dass ihr den Treiber manuell installieren wollt, und gebt den Pfad von dem zuvor angelegten Ordner an. Nun habt ihr den Spyder installiert, ohne eine Lizenz zu binden, und könnt ihn - wenn ihr wollt - am Ende problemlos zurückschicken. Nun öffnet ihr die HCFR Software und befolgt folgende Schritte.


1. Klickt auf "File" und dann auf "New".
5TYnCBn.png



2. Lasst dein Button auf "Automatic" und klickt auf "weiter".


3. Nun wählt ihr den Spyder 5 aus, "Don't use correction file" und klickt auf "Fertig".
dgYKjp7.png

4. Im folgenden Fenster wählt ihr eure Display-Art aus. Wenn ihr es nicht wisst, wählt Generic Refresh Display bei Displays, bei Projektoren Genereic Nonrefresh Display. Falls ihr wisst, was für ein Panel ihr habt, könnt ihr auch etwas Spezifischeres nehmen. Viel macht es aber nicht aus. Den Rest lasst ihr so und klickt auf OK.
zUJbcxb.png

4.1 Etwas höherwertige Fernseher/Displays haben einen Expert-Modus. Wählt diesen aus und schaut, wie genau ihr die Graustufen einstellen könnt. Wenn ihr sie nur global einstellen könnt, lasst ihr alles, wie es ist. Falls ihr mehr oder weniger als 10 Helligkeitsstufen einstellen könnt, klickt auf "Measures" und "Parameters". In diesem Fenster stellt ihr die Anzahl der Graustufen ein, die ihr einstellen könnt.
PEGD6Wv.png



5. Eure HCFR-Programmumgebung sollte nun so aussehen: http://i.imgur.com/2hvZQN3.png (Mein Fernseher hat 20 Graustufen zum Einstellen). Klickt nun einmal auf den Button mit der Kamera und wartet einen Moment. Nun habt ihr das Fenster, dass die Farbwerte ausgibt, um die Kalibrierung zu ermöglichen. Positioniert es einmal fix dort, wo ihr es haben wollt. Ihr könnt es auch größer und kleiner machen - der Colorimeter muss diese Fläche jedoch mindestens komplett abdecken. Das Fenster kann auch geschlossen werden und wird bei jeder Messung erneut geöffnet. Profitipp: Die Kappe des Spyder Colorimeters fungiert auch als Gegengewicht. Man kann ihn also einfach über den Fernseher hängen :).


5. Nun wird's spannend! Dunkelt euren Raum ab und positioniert (klebt, haltet mit den Händen, hängt davor...) den Colorimeter.


6. Nachdem ihr ihn positioniert habt, kann es losgehen. Klickt nun auf den Knopf mit den gaaaaanz vielen bunten Bällchen, wo auch die schwarz-weißen dabei sind und bestätigt den darauf folgenden Dialog.


7. Nun geht die Messung los. Spannung steigt!


8. Sobald sie fertig ist, ist die Software wieder bedienbar. Klickt nun in dem größeren, unteren Feld auf die Dropdown-Auswahl und wählt "RGB-Levels". So, hier seht ihr nun, was euer Displays tatsächlich ausgibt. Wahrscheinlich gerade totaler Müll, nicht wahr? Keine Sorge, das lässt sich eindämmen, wenn nicht sogar perfekt kalibrieren. Bei ergab die Messung beim Werk-Modus folgende Werte: http://i.imgur.com/khHxY7e.png
Da sieht man mal, wie sehr die Standard-Einstellungen auf Ladenverkauf ausgelegt sind.
ACHTUNG: Entscheidet euch vor der Kalibrierung für eine feste Helligkeit. Diese nachträglich zu ändern bewirkt, dass die Einstellungen wieder zerfällt. Nicht dramatisch, aber sie ist eben nicht mehr "bestmöglich".


9. Bei HCFR brauchen wir 2 wichtige Werte zu jeder Graustufe - "Color Temperature" und die drei Balken Rot, Grün und Blau. Wir wollen folgende zwei Werte erreichen:
- Color Temperature so nah wie möglich an 6500°K. Das ist der Normwert von D65 und wird in den allermeisten Produktionen verwendet.
- Alle drei Balken so nah wie möglich bei 100%.
1cwnvMm.png



10. Was ihr nun tun müsst, ist, euch durch die Einstellungen eures Fernsehers zu fuchsen und und die Farbmischung des Weißpunktes so einzustellen, dass diese Werte erreicht werden. Wenn Rot bei 95% und Blau bei 102% ist, müsstet ihr z.B. Rot etwas verstärken und Blau ein wenig rausnehmen, usw. Am Ende habt ihr dann einen - so gut es das Display erlaubt - homogenen Grauton-Verlauf, der eine deutliche Verbesserung eurer Bildqualität zur Folge hat.


Ergebnis meiner Kalibrierung: http://i.imgur.com/XZbyXVk.png
Na das kann sich doch sehen lassen! Vorher war es noch perfekter, aber ich verstelle ab und zu leicht meine Helligkeit. Ihr werdet erst einmal überrascht sein, dass das Bild nun sehr warm wirkt. Das ist völlig normal und man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Was euch nun bei euren Spielen, Filmen und Serien auffallen wird, ist, dass das Bild nun viel natürlicher, angenehmer, realistischer und detaillierter aussieht. Ihr werdet es lieben!








Gamma


Das hier ist ein Punkt, bei dem viele von euch wahrscheinlich nicht oder kaum nachjustieren müssen.
http://i.imgur.com/b6bUig9.png
Um es kurz zu machen: Man sollte versuchen, das Gamma so linear wie möglich zu halten. Bei meinem TV ist das nicht ganz möglich, da er einen Helligkeits-Limiter (siehe Einbruch ab 70%) hat und ich sowieso einen übermenschlichen Kontrast eingestellt habe, der da etwas gegenhält (OLED). Wie sich das mit LCD-TVs verhält, könnt ihr an eurem Gerät mal ausprobieren. Falls ihr keine Regelung für die "Helligkeit" jeder Graustufe habt, könnt ihr das einfach mit der Helligkeit der Farbwerte regeln. Wenn eine Stelle zu viel Gamma habt, dreht einfach beim Rot, Grün und Blau etwas heraus, bis ihr auf es angeglichen habt, und prüft dabei, ob ihr auch immer noch die Farbtemperatur haltet. Wie sich das mit dem Kontrast an eurem Display verhält, müsst ihr auch selber ausprobieren. Eigentlich reicht es vollkommen, wenn ihr euch um einen sauberen Weißabgleich nach der obigen Anleitung kümmert.










REC.709


http://i.imgur.com/qlcNp3j.png


Rec.709 ist der Farbraum, nach dem die meisten Studios der Welt ihre Farbabmischung machen. Diese seltsame, bunte Form stellt den für das menschliche Auge wahrnehmbare Farbraum dar. Das schwarze Dreieck stellt die Referenz für REC.709 dar.


wDwhW5A.png

Das ist der Punkt, den man bei der Messung treffen "sollte", um die Farben originalgetreu zu sehen. Wie man aber sieht
f3o0Tcb.png
, ist mein Punkt weiter oben, quasi "grüner" als "erlaubt". Das liegt daran, dass mein Fernseher einen erweiterten Farbraum hat und Farben intensiver wiedergeben kann, ohne zu übersättigen. Da die Funktion natürlich total nice ist und es viel besser aussieht als der Standard-Farbraum, den man eh nur zum Abmischen im Studio braucht, behalte ich diese wissentlich bei :). Ob ihr auch so eine Funktion aktivieren wollt, falls ihr sie habt, bleibt euch selbst überlassen. Aufpassen müsst ihr, falls ihr einzelne Farben korrigieren wollt. Viele Fernseher haben dort sehr schlechte Algorhytmen, die zwar die Farbe korrigieren, dafür aber den Farbverlauf total zerstören. Das wird sich dann als Banding bemerkbar machen.


Wenn ihr es also vorhabt, fangt am besten mit Rot an und behaltet dabei diesen Farbverlauf im Auge: http://i.imgur.com/f9hheeh.png
Wenn ihr dort Abstufungen oder andere Artefakte erkennt, solltet ihr lieber die Finger von diesen Feinjustierungen lassen!



So, ich hab versucht, ein eig. recht umfangreiches Thema kurz und einfach zu halten. Fragen können jederzeit gerne gestellt werden. :)

Viel Spaß mit eurem kalibrierten Display!
 
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Windwusel

Invisible
Otaku König
25 Jan. 2015
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AW: HOW TO: Die beste Bildqualität, die ihr je auf eurem Display hattet!

Gutes Tutorial! Aber wieder einmal nur für Windows. Ich finde es nicht toll das bei so vielen Tutorials oder Programmen die angeboten werden (gerade hier im Forum) davon ausgegangen wird das jeder Windows nutzt. Dabei ist es heute nicht mehr so und eben viele wollen Windows gar nicht mehr so wie es sich entwickelt hat. Jedenfalls sollte man das ganze von Anfang an als "only for Windows" kennzeichnen. Vielleicht kannst du aber auch noch eine Mac und Linux Variante machen? Falls nicht so kann eigentlich jedes TV-Gerät diese Einstellungen behandeln wie präzise weiß ich nicht. Vielleicht kannst du dazu etwas schreiben wie ich ohne die Software einstellen sollte. Auf jeden Fall wäre ich schon nicht abgeneigt noch bessere Bildqualität zu haben aber kann in der Form leider nichts mit dem Tutorial anfangen.
 

Pifimiasrinext

Otaku Amateur
22 Mai 2018
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Man sollte noch anmerken, dass das Gerät nicht mehr nur benutzt und zurückgeschickt werden kann, weil man sich registrieren muss. Zudem sei gesagt, dass die allermeisten Monitore so etwas nicht brauchen, da sie sich kaum verstellen, auch nach Jahren. Macht nur in professionellen Studios Sinn, um z.B. unterschiedliche Monitore gleich zu kalibrieren damit Fotos nach dem Druck so aussehen wie gewünscht. Also für Privat = Geldverschwendung zu 99%.
 

Paradox

Otaku Novize
26 Juli 2018
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Wer das ganze kostenlos haben möchte, der kann den Grauverlauf auch nach "Augenmaß" kallibrieren. Dazu gibt es hier 2 Testbilder mit zugehöriger Erklärung zur Vorkalibrierung von Schwarzpunkt und Weißpunkt. Damit kriegt man den oft zu stark eingestellten Kontrast oder überstrahlende Helligkeit auf ein gesundes Maß.

Ich denke, dass sich das Kallibrieren besonders bei billigen Geräten lohnt. Hier mal der Vergleich zwischen einem billigen TN und einem vorkallibriertem IPS Display. Beim billigen sieht man einen recht starken Stich ins Grün/Gelb:
20170731071526_dsc0020iivh.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
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Gelöschter User 26036

Unsichtbarer Yuurei
Sehr interessant, ich werde mir das mal genauer anschauen und dann mal evt. selbst ausprobieren.

Vielen Dank fürs erstellen. :yoyo113:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Samildánach

Otaku Experte
12 Apr. 2020
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Vielen Dank für das super Tutorial. Ich weiss noch als digital Fernseher aufkamen und das Bild so gestochen scharf wurde, dass es irgendwie unnatürlich aussah.
Lustigerweise habe ich mich selbst auch bereits so an das kontrastreiche und scharfe Bild gewöhnt, dass ich vorgestern richtig nostalgisch wurde, als ich eine Webcam-Übertragung sah, die einen weich Filter benutzte, :-)