AW: Nach Japan auswandern
hmm.. gute Frage.. meine Antwort wäre Jain.
Japan ist so lange gut und toll, bis man im Alltag ankommt.
Als Mann bedeutet dies oft ohne Pause bis spät in die Nacht hindurch zu arbeiten, kaum zu Hause sein zu können und keinen Urlaub mehr zu haben.
Für mich als Frau bedeutet es, alleine zu Hause für alles zuständig zu sein und quasi ein Single-leben mit gelegentlichen "Ehemann-dates" zu haben. Kinder muss man alleine großziehen, ihnen natürlich beide Apekte der Heimatkulturen nahebringen, dabei keinem Japaner auf die Füße treten und auch sonst es allen recht machen.
Nach solch eng festgesteckten gesellschaftlichen Regeln zu leben ist anstrengend. Vor allem, da man so ziemlich überall mit latentem Rasissmus zu tun hat, wenn auch meißt von den Personen unbeabsichtigt.
Irgendwann gelangt man an einen Punkt, wo man gerne nicht mehr wie ein Tier im Aquarium beobachtet werden möchte.
Oft kommt diese Phase nach 1-2 Jahren.. manchmal schon früher.
Entweder man packt dann seine Taschen und kehrt zurück ins Heimatland oder vollkommen neue Gefilde, oder man steckt den Sand in den Kopf und versucht das Beste draus zu machen bzw. es mit einer gewaltigen Portion Humor zu nehmen.
Klar, Japan hat viele Vorteile. Es ist sauber, weitestgehend sicher (für Gaijin) und es gibt Konbinis, pünktliche Züge, freundliche Menschen etc. Aber da sind halt auch eine Menge Nachteile, die man als Tourist nicht wirklich wahrnehmen kann.
Wir sind momentan als Expats in Deutschland und ich genieße es, dass unsere Kinder hier mehr Freiheit haben. Sie werden nicht gehänselt, haben aber trotzdem viel traditionellen Input, denn bei uns gibt es einen japanischen Tempel, japanische Kindergärten, Schulen und eine japanische Samstagsschule (Hoshuku).
Wenn die Zeit als Expats abläuft, werden wir zurück nach Japan gehen. Auch, weil wir uns um meine Schwiegermutter kümmern werden müssen, da mein Mann der älteste Sohn der Familie ist.
Gut, dass ich schon in der Phase des "nimm es mit Humor" angekommen bin ;)