AW: Politik in eurer Schule?
Politik ist -einfach ausgedrückt- ein sehr schwierig zu unterrichtendes Fach. Wie von Todtstelzer (interessanter Name übrigens) bereits angeklungen ist, diente Politik eher zur Errichtung einer politischen Ideologie in den Schülern.
Was soll Politikunterricht denn vermitteln?
Objektiv betrachtet, ohne die Schüler auf irgendeine Weise in der politischen Meinung zu beeinflussen, kann man sich eigentlich nur die Demokratie als Staatssystem anschauen, wie die Wahl genau funktioniert, wann sie stattfindet und welche Positionen eingenommen werden. D.h. im groben und ganzen nur die Wichtigkeit politischer Ämter kann vermittelt werden. Schulen reagieren aufgrund unserer Geschichte schließlich sehr sensibel darauf, wenn Lehrer sich genau zu einer Partei oder einer Ausrichtung (links, mitte, rechts) bekennt.
Wie beeinflussbar gerade Jugendliche in diesem Alter sind, musste ich selbst erleben:
+++folgendes beinhaltet eigene Meinungen, die durchaus auch Kritikwürdig sind+++
In der Oberstufe haben wir im sozusagen Politikersatzunterricht, genannt Sozialwissenschaften, das hochaktuelle Thema der Ukraine, insbesondere die Krim-Krise politisch beleuchtet. Wer es nicht mehr im Kopf hat: Russland hat verdeckt Interventionen (teilweise auch bewaffnet) gegen die Ukraine geführt, da sie um den Verlust der Krim sowohl als politisches als auch wirtschaftliches Gebiet besorgt waren. Soviel zur Einleitung.
Jedenfalls gab es keinen einzigen aus der gesamten Klasse, der sich auch nur annähernd mit der Situation Russlands auseinandergesetzt hatte. Es wurden Stimmen laut, Putin dürfe dort doch gar nicht politisch/militärisch vorgehen und was er doch für ein böser Mensch sei. Als ich dann erwähnte, dass wenn die Krim in den USA liegen würde und ein angrenzendes Gebiet wie die Ukraine Anspruch an dieses Gebiet stellt (dazu muss man wissen, dass die Ukraine wirtschaftlich stark von Russland abhängig ist) um einen quasi eigenen Staat zu bilden, dass die USA genauso handeln würde, gab es noch mehr Protest. Der einzige, der mir von dieser Position aus zustimmte war der Lehrer und auf einmal waren alle still.
Ich möchte Putin hier gar nicht in Schutz nehmen oder anderweitig Russland-Propaganda verbreiten, doch möchte ich darauf hinweisen, dass sowohl Russland als auch die USA wirtschaftliche Interessen auf schärfste verfolgen und dabei nicht vor Waffengewalt zurückschrecken.
Dieses Ereignis hat mir deutlich gezeigt: die Jugendlichen (zumindest aus dieser Klasse) wurden durch die einseitige Berichterstattung massiv in ihrer Meinung manipuliert und eingeschränkt.
Daher ist Politik-Unterricht immer schwierig zu differenzieren. Politische Meinung entstammt nicht irgendeinem Blatt Papier, dass man in der Schule bekommt. Sie entsteht (hoffentlich im idealen Falle) durch die Bereitwilligkeit, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen und Hintergründe zu beleuchten und erst DANN wertend an die Sache ranzugehen. Komplett objektiv kann man es sowieso nicht angehen, da man nicht dort lebt, arbeitet, geschweige denn die Mentalität/ das politische Bewusstsein der Menschen dort auch nur annähernd versteht.
Wer sich hier also beschwert, er/sie hätte keinen Politikunterricht gehabt und sei so zum Nichtwähler/Opportunisten geworden, gibt nicht dem System die Schuld, sondern sich selbst. Politik-Unterricht soll ein Gefühl vermitteln, dass man eben selbst- und -ständig politische Ereignisse bewertet und vorallem Wählen geht. Selbst, wenn man sich nicht mit einer Partei identifizieren kann, geht trotzdem zur Wahl und macht euren Stimmzettel ungültig, sonst werden eben diese Nichtwähler auf die Parteien aufgerechnet. Um hier auch den wirtschaftlichen Hintergrund zu betrachteten annuliert ihr auch euren Beitrag in Höhe von erhobenen Steuergeldern (5€) an der Wahl PRO Stimmzettel.
Alternativen, sich politische Bildung anzueignen gibt es genug, sei es die Tageszeitung, das Internet oder ein Forum wie dieses hier. Wer jedoch alles Geschriebene einer Quelle glaubt oder meint, er/sie könnte sich gänzlich politischer Themen in einem Land entziehen, welches auf Demokratie aufbaut, sollte sich ernsthaft Gedanken über diese Verhaltensweise machen.