AW: Würdet ihr euch mehr ältere (20+) Hauptcharaktere in Animes wünschen?
Ein von vielen vorgebrachtes Argument ist, dass die Jugend die beste Zeit sei, um charakterliche Veränderungen darzustellen. Und in gewissem Umfang habt ihr da natürlich Recht, ein Charakter jenseits der 25 ist gesetzter und statischer als ein 15-Jähriger. Dennoch möchte ich dem ein paar Punkte entgegensetzen:
- Wenn man sich einfach nur auf das junge Alter stützt um die Entwicklung des Charakters voran zu treiben, dann läuft die Entwicklung in der Regel nach Schema F ab. Junge Leute sind halt unsicher, sprunghaft und wissen noch nicht was sie in ihrem Leben machen wollen. Nun, und wenn sie älter und reifer werden ändert sich das halt, sie werden selbstsicherer, ihnen wird klar was sie erreichen wollen und was ihnen wichtig ist. Was ich damit sagen will: Charakterveränderungen müssen von der Umwelt und damit von der Story beeinflusst werden, das geringe Alter als Haupttriebkraft führt zu sehr eintönigen Geschichten.
- Auch später entwickelt man sich noch weiter (naja, mache Menschen nicht...). Hier bräuchte man nur Autoren, die einen Funken Innovativität einbringen anstatt immer wieder die selben Klamotten mit Schülern aus der Mottenkiste zu holen. Wenn ein Charakter seit 20 Jahren im Berufsleben steht kann eine Charakterveränderung drastische Veränderungen in der Umgebung erfordern - was aber nebenbei kein schlechter Ausgangspunkt für eine Geschichte ist. Zwar nicht immer, aber viel zu oft beschleicht mich leider das Gefühl, dass die Schulkulisse eher als Notanker für einfallsloses Drehbuchschreiben missbraucht wird.
- Auch Charaktere, die eigentlich im richtigen Alter dafür wären, entwickeln sich häufig nicht. Meiner Meinung nach sogar häufiger als bei Animes mit älteren Charakteren. Die Begründung dafür sehe ich zum Teil im vorherigen Punkt: Wenn man einfallslose Autoren hat, werden die auch einen Schüler nicht entwickeln können, und einfallslose Autoren sind halt die, die diese Charaktere am meisten einsetzen.
Darüber hinaus gibt es auch Fälle, wo Charakterentwicklung gar nicht notwendig ist, wie beispielsweise bei Comedy-Serien. Wenn die Charaktere da gut charakterisiert sind und die Besetzung facettenreich genug ist, kann man da durchaus genug Pointen für 12 oder 24 Episoden rausquetschen ohne viel Veränderung. Hier würden junge Charaktere also gar nicht mal einen Vorteil bilden, wenn man sie gekonnt einsetzen würde.
Das klang jetzt vielleicht so, als ob ich Charaktere im Schulalter als solche ablehnen würde. Das ist überhaupt nicht so. Ich würde mir mehr Animes mit älteren Charakteren wünschen, da ich hier viel ungenutztes Potential sehe. Unterm Strich wünsche ich mir aber eine möglichst große Spannweite im Animespektrum, und dafür braucht es auch Geschichten die an einer Schule stattfinden.
Außerdem muss man bei solch jungen Charakteren nicht so viel Backgroundstory erzählen, weil da meistens noch nicht allzu viel passiert ist.
Ich sehe nicht, in welchem Sinne das jetzt ein Vorteil sein soll... Sein Hintergrund macht aus einem Charakter doch erst, was er ist, gibt ihm Leben und eine Persönlichkeit, die man als Zuschauer verstehen kann. Ohne Hintergrund ist ein Charakter doch nur der unbekannte Typ, an dem man am Bahnhof vorbei läuft. Je mehr ich über sein Leben weiß, desto mehr interessiere ich mich doch auch dafür, was im Laufe der Geschichte mit ihm passiert?
Der einzige, der darin vielleicht einen Vorteil hat ist der besagte unkreative Autor.