AW: Der Tod - Wie geht ihr damit um
Es ist sehr traurig, dass ein so wichtiges Thema wie der Tod, der uns alle Betrifft, in unserer Gesellschaft kaum jenseits von Religion diskutiert werden darf und tabuisiert wird. Umso mehr habe ich enormen Respekt vor dir, dass du eine solche Frage fast öffentlich in einem Forum für Animes stellst.
Meine Antwort zum Tod, die ich für mich persönlich gefunden habe und überhaupt nicht der Meinung bin, dass sie allgemeingültig ist o.ä.:
Ich bin froh, dass es den Tod gibt, wenn er mir auch sicherlich Angst macht, wie jedem anderen Menschen auch. Warum braucht es den Tod? Naja, es klingt seltsam, aber ohne Tod kein Leben, wie umgekehrt. Stelle man sich bloss ein ewiges Leben vor, ohne Tod, in dem unsere Handlungen gar keine Konsequenzen haben. Egal ob Verbrecher oder Heiliger, unsere Taten können weder uns noch andere verletzen. Wir würden ein stumpfes, lust- und leidenschaftsloses Dasein führen, einem Stein gleich, der einfach nur ist, aber zu nichts höherem bestimmt. Der Tod, und das "sich seiner Sterblichkeit bewusst sein", hingegen zwingt uns jeden Tag zu leben, als ob es unser letzter sein kann, denn das könnte er tatsächlich sein. Nur durch die künftige, sichere und uns bewusst seiende Erfahrung des Todes, können wir ein lebenswertes Leben führen. Ein analoges Beispiel: Könnten wir uns freuen, wenn wir nicht wüssten, was Trauer ist? Ich bin der Ansicht, dass das was uns von Tieren unterscheidet nicht unser "Bewusstsein" als solches ist. Denn durch das bewusstwerden, dass ich "ICH" bin, werde ich noch nicht zum Menschen. Ein Hund oder eine Katze, sicherlich aber ein Schimpanse, haben auch eine primitive bewusste Individualität und sich ihrer Existenz in irgendeiner Form bewusst. Wir Menschen sind uns aber unseres Todes bewusst und dieses Bewusstsein steuert unser Handeln. Es zwingt uns vorsichtig zu sein (ein Tier handelt bei Gefahr durch Instinkt, nicht weil es Gefahr als etwsa erkennt, dass sein Leben beenden könnte,eher als etwas, das ihm Schmerzen bereiten könnte), unser Handeln zu überdenken, auf andere Rücksicht zu nehmen und gibt uns einen moralischen Kompass, da uns schnell klar wird, dass nicht nur "ich" nicht sterben möchte, sondern auch meine Mitmenschen.
Ich persönlich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod oder ein Jenseits (wenn auch ich kein Atheist bin), denn das würde meine Ausführungen völlig obsolet machen.
Trotzdem sehne ich mich natürlich nicht - wie jeder andere Mensch auch - nach dem Tod. Ich tröste mich aber damit, dass meine Teile weiterhin existieren werden. Wir sind schliesslich nichts weiter als eine (zufällige?) Anordnung von Atomen, Molekülen und werden durch physikalische Kräfte zusammen gehalten. Nach dem Tod hören unsere Bestandteile nicht auf zu existieren, sondern werden (zufällig?) zu etwas anderem transformiert und bleiben ein Teil dieses Universums. Meine bewusstes Sein existiert zwar nicht mehr, denn das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile, aber vielleicht werden meine Teile eines Tages ein Bestandteil eines neuen Ganzen, vielleicht sogar eines lebenden Organismus werden.
Ich hoffe, du konntest meinen Gedanken folgen, obwohl ich nicht weiss, ob du etwas mit ihnen anfangen kannst.
cheers, Boki