AW: Was fällt euch zu Fernbeziehungen ein?
Was mir dazu einfällt: Nicht noch mal.
Da könnte ich noch so verliebt sein, ich würde gegen mein Herz entscheiden. Ob das jetzt tatsächlich vernünftig ist und wie es tatsächlich laufen würde, kann natürlich keiner so genau sagen. Muss man auch nicht. Ich, für mich, gehe das Risiko gar nicht erst ein um das herauszufinden. Dabei geht es nicht nur um mich und darum, dass ich vielleicht wieder unglücklich werde (und das wurde ich mit meiner Fernbeziehung definitiv), sondern auch um die Gegenseite. In der Vergangenheit habe ich diverser Hinsicht genug falsch gemacht, aus teilweise reinem Egoismus.
Meine Fernbeziehung damals hat mir aber auch Kraft gekostet, die ich heute auch einfach nicht mehr hätte, irgendwie hatte ich immer mehr das Gefühl alles hängt an mir.
Immer musste ich den Weg auf mich nehmen (ca. 5 Stunden pro Fahrt). Jedes Mal hat es mich 120 € gekostet um Freitagabend anzukommen und Sonntagvormittag wieder zu gehen.
Auf der Hinfahrt hatte ich immer diese "Liste" im Kopf mit Dingen, die man unbedingt in diesen gerade mal 1 vollen Tag packen muss, weil man sich ja dann erstmal gefühlt ewig nicht mehr sieht. Das war alles zu vorausgeplant. Bei jeder Rückfahrt wurden die Tränen mehr, ich konnte diese ständigen Abschiede irgendwann nicht mehr ertragen.
Es war auch nicht nur die Sehnsucht nach dem Menschen... dadurch, dass ja ich ständig diesen Umgebungswechsel hatte, bekam ich irgendwann sowas wie Heimweh. Also ich habe nicht nur ihn vermisst, sondern quasi jedes Steinchen, das dort "kennengelernt" hatte.
Mein Verhalten, zuhause in meinem Umfeld, hat sich auch verändert. Ich war gereizt und teilweise rücksichtslos, einfach unzufrieden und an vielen Dingen desinteressiert, weil's ja eh nicht das war, was ich grade wollte.
Ich habe kein Problem damit Freundschaften auf Distanz zu erhalten. Da habe ich einige, die ich nicht mehr oft sehen kann und der Kontakt ist dennoch gut. Aber: Ich habe auch hier Freunde.
Das lässt sich so aber nicht auf Beziehungen anwenden, ich kann ja beispielsweise nicht sagen "Ich nehm' mir einen Freund im Westen und einem im Osten".
Aber ich brauche diese Geborgenheit und auch die körperliche Nähe, wenn ich sie eben brauche... und nicht dann, wenn sie gerade haben kann. Diesen "Entzug" kann man mir nicht lange antun.
Grundsätzlich unterschiede ich da in 2 Gruppen, die aber beide auf ihre Art für mich nicht (mehr) gut sind.
Es gibt einmal den Fall, wo 2 Menschen sich schon auf Distanz "kennenlernen". Eben gerade die Internetgeneration. Auf meinem heutigen Standpunkt bin ich mir aber sicher, dass ein Kennelernen so nicht in dem Umfang funktionieren kann, der für mich für ein "Wir" und eine gemeinsame Zukunft nötig ist.
Es reicht nicht sich immer nur für eine kurze Zeit zu sehen, um festzustellen ob man im Alltag kompatibel ist und mit dem Menschen durch Höhen und Tiefen gehen kann.
Oft wird sich dann noch extra in's Zeug gelegt. Für die paar Tage gelegentlich, wo man sich sieht, kann man das ja mal machen. Und das wahre Gesicht kommt zu Tage, wenn man wirklich über gewisse Zeit diesen Menschen im alltäglichen Leben erlebt.
Und wie kommt das in dem Fall zustande, wenn die Distanz groß ist? Man zieht viel zu schnell zusammen (meistens ja aus lauter Sehnsucht), einer gibt für den anderen alles auf um dann eventuell festzustellen "ups, die Konstellation klappt doch nicht". Der, der alles aufgegeben hat, hat dann keinen Rückzugsort mehr und kann von 0 anfangen.
Das Opfer bringe ich nicht, die Sicherheit aufzugeben, dass sich in meinem Leben nicht viel ändert, sollte es doch nicht klappen.
Ein "Miteinander auf Probe" funktioniert einfach nicht bei so großer Entfernung, für mich gibt es da nur ganz oder gar nicht. Und das "ganz" ist mir mit zu großen Verlusten und Ängsten wie es im Falle eines Falles weitergeht, verbunden. Auf beiden Seiten. Ich möchte nämlich auch niemanden meinetwegen alles aufgeben und hier her kommen lassen und dann diesen Menschen vielleicht verletzen.
Dann gibt es noch den Fall, wo sich 2 Menschen bereits kennen und lieben gelernt haben, eigentlich alles tutti ist und funktioniert und dann plötzlich aus der Beziehung eine Fernbeziehung wird.
Das ist ja so richtig hart. Was man einmal hat, mit allem drum und dran, das vermisst man auch ganz grausig. Es gibt Menschen, die können sich da umstellen und damit leben, den Partner nicht mehr so zu haben, wie sie ihn hatten. Den Menschen zolle ich echt Respekt, ich könnte das echt nicht lange aushalten.
Den Spruch "Liebe kennt keine Entfernung" finde ich da immer reichlich fehlplatziert. Eine Beziehung ist für mich eben nicht nur Liebe. Es gibt viele Arten von Liebe und Liebe als Gefühl und eine feste Beziehung sind keine unzertrennliche Einheit. Und zu einer festen Beziehung gehört für mich eben so viel mehr, was ich auf ständige Distanz weder bekomme, noch geben kann.
Kenne auch welche, die ließen sich auf eine Beziehung ein, obwohl sie schon wussten, der andere muss in einer bestimmten Zeit gehen und das finde ich echt in höchstem Maße mutig. Da würde ich schon 3 Schritte zurück gehen, bevor ich den Punkt erreiche, wo das so saumäßig wehtut. Ich will das weder mir noch dem anderen zumuten. Vielleicht bin ich dann auch einfach feige, keine Ahnung.